Marbella. In der Hinrunde erlebte der BVB nach gutem Start einen dramatischen Absturz. Nach den Ursachen suchen auch die meisten Spieler noch.
„Puh, sagt Julian Weigl. „Die Frage ist mir schon oft gestellt worden.“ Weil aber noch niemand die Ursachen für die Krise von Borussia Dortmund in der abgelaufenen Hinrunde wirklich hat nennen können, kommt die Frage auch im Trainingslager in Marbella. Und Weigl macht direkt klar: So wirklich weiß er es auch noch nicht. „Es gibt nicht die eine Antwort“, sagt er. „Sonst hätten wir das viel schneller abgestellt und wären auch in den letzten drei Spielen vor der Winterpause schon ganz anders aufgetreten. Die waren allerdings auch nicht top – aber wir haben zum Glück zweimal gewonnen.“
Auch interessant
So wird auch unter der spanischen Sonne weiter der Frage nachgegangen, warum der BVB nach starkem Saisonstart mit 19 von 21 möglichen Punkten einen beispiellosen Absturz hinlegte und aus acht Partien nur noch drei Zähler holte – bevor Trainer Peter Bosz gehen musste, Peter Stöger übernahm und mit zwei Siegen in der Liga den Hinrundenausklang noch versöhnlich gestaltete. „Natürlich arbeiten wir das auch hier im Trainingslager auf“, erzählt Weigl. „Der Trainer ist sehr daran interessiert, redet viel mit uns, will wissen, wo wir die Gründe sehen.“ Eine Ursache mit Sicherheit: die nach und nach um sich greifende Verunsicherung: „Das hat man bei uns extrem gesehen in Spielen wie gegen Bremen oder in Hannover“, sagt Weigl. „Da hatten wir die deutlich besseren Spieler auf dem Platz, haben aber trotzdem klar verloren.“
BVB-Profi Weigl erlebte mit der Nationalmannschaft die EM 2016
Auch der Mittelfeldspieler selbst erlebte wie der gesamte Klub ein schwieriges Halbjahr, erst in den letzten beiden Bundesliga-Partien zeigte auch bei ihm die Leistungskurve wieder nach oben. Ein Grund: Er fremdelte im System von Bosz, der von seinen zentralen Mittelfeldspielern verlangte, sehr nah am gegnerischen Strafraum zu agieren, wo die Räume enger und die Ballkontakte weniger sind. Weigl kam damit nicht zurecht – was aber nicht der einzige Grund für ein durchwachsenes Halbjahr war: „Ich kam aus einer langen Verletzung, das darf man nicht vergessen“, sagt er. Dann kam das erste Spiel von Anfang an, alles war super, ich habe sogar ein Tor gemacht, und wir haben 6:1 gewonnen.“ Und vielleicht lief es da ein wenig zu glatt: „Vielleicht hätte ich da etwas fokussierter bleiben und mich auf die kleinen Dinge konzentrieren müssen“, sagt der 22-jährige. „Und nicht denken, ich bin schon wieder da. Das muss ich mir ankreiden, dass ich vielleicht gedacht habe, jetzt geht es ein Stück weit von alleine.“
Dann kamen Niederlagen, Spiele, die er auf der Ersatzbank erlebte, fehlender Rhythmus und eine für ihn unpassende Spielweise. „Ich habe mir viele Gedanken gemacht, warum es nicht läuft“, so Weigl. „Aner ich habe nicht komplett mit mir gehadert, ich habe gewusst, was ich kann und gehofft, dass ich meine Qualitäten unter Peter Bosz einbringen kann.“
Auch interessant
Es kam bekanntlich anders – was nicht heißt, dass es nicht noch Dinge zu verbessern gibt: zum Beispiel die Torgefahr. Dass Weigl Tore schießt oder vorbereitet, hat weiterhin Seltenheitswert. „Natürlich sind das Dinge, die ich meinem Spiel noch hinzufügen will“, sagt er. „Das Wichtigste ist aber, dass ich das, was ich kann, auf einem Top-Niveau bringe. Das andere ist das i-Tüpfelchen.“
Dann wäre vielleicht auch die Nationalmannschaft wieder ein Thema, mit der Weigl ja schon die EM 2016 in Frankreich erlebte – und für die bald die WM in Russland ansteht. „Ein Turnier für sein eigenes Land zu spielen ist etwas Großes, etwas Besonderes“, meint der Mittelfeldspieler. „Ich habe es ein Stück weit im Hinterkopf. Aber ich muss hier beim BVB eine feste Größe sein und auf mein Topniveau kommen, dann kommt das andere – oder eben nicht.“ Denn von einem ist Weigl überzeugt: „Wenn ich auf mein Topniveau komme, habe ich gute Chancen, dabei zu sein.“