Marbella. . Marco Reus ist zurück im Training von Borussia Dortmund – und sofort am Ball. Sein Ziel: eine gute Rückrunde und dann WM-Teilnahme. Doch ein Risiko bleibt.

Wie selbstverständlich war der eher schmächtige Mann mit den blonden Haaren dabei, als die Spieler von Borussia Dortmund um 16.28 Uhr das städtische Stadion von Marbella betraten. Und er bog auch nicht nach rechts ab, in das provisorische Zelt mit den Fitnessgeräten, sondern nach links, auf den Fußballplatz. Und das nicht nur für die Aufwärm- und Passübungen, auch am Trainingsspielchen wirkte er mit.

Das war durchaus bemerkenswert, schließlich hatte sich Marco Reus im Mai 2017 einen Teilriss des hinteren Kreuzbandes zugezogen. Etwa zehn Monate Pause hatte der BVB eingeplant und war von einer Rückkehr auf den Platz im Februar oder März ausgegangen.

Volldampf in der ersten Einheit

Im Trainingslager, das die Dortmunder bis zum 9. Januar an der spanischen Küste absolvieren, sollte er sukzessive ans Mannschaftstraining herangeführt werden. Wie die übrigen Langzeitverletzten Gonzalo Castro, Mario Götze, Erik Durm und Lukasz Piszczek sollte er immer wieder einzelne Übungen mitmachen und andere auslassen.

Nun mischte der Angreifer gleich in der ersten Einheit voll mit und trug vorsichtshalber ein blaues Hemdchen, damit jeder Gegenspieler im Training sofort sieht: Hier bitte vorsichtig in den Zweikampf gehen.

„Wir geben ihm und den anderen Rückkehrern als freier Mann die Möglichkeit, dabei zu sein, weil sie so normalerweise weniger Zweikämpfe führen, aber schon Ballsicherheit bekommen und ein Gespür, wie weit sie sind“, so Trainer Peter Stöger. „Ich bin kein Mediziner, aber das sah richtig gut aus.“ Möglich, dass Reus früher als geplant wieder spielbereit ist – auch wenn Stöger bremste: „Er wird schon noch eine Weile brauchen.“

Für den BVB war das eine überaus gute Nachricht, denn ein Reus in gesundem Zustand zählt anerkanntermaßen zu den besten Fußballern Deutschlands. In der vergangenen Saison erzielte er in 24 Pflichtspielen 13 Tore und bereitete acht weitere vor. Alle 81 Minuten war der Edeltechniker an einem Treffer beteiligt. Fünfmal schoss er das so wichtige 1:0, dreimal das 1:1. Doch ein Risiko besteht immer, denn Reus hat eben auch eine Verletzungsakte, die sich liest wie ein Wörterbuch der Fußballerverletzungen.

Bänderrisse, Schambeinprobleme, Muskelfaserrisse, ein Bruch des Sprunggelenks und nun die Kreuzband-Verletzung – immer wieder verbrachte der Angreifer quälend lange Monate in der Reha, schuftete für das nächste und dann wieder das nächste Comeback.

Stöger verzichtet auf Verstärkung

Dass er nun nach einem weiteren Seuchenjahr zurückkehrt, sorgt im ganzen Klub für Erleichterung: „Er hat uns an allen Ecken und Enden gefehlt“, erklärte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Auch mit dem Neuzugang aus dem Krankenstand verknüpft man beim BVB die Hoffnungen auf eine bessere Rückrunde, in der nach der so holprigen Hinrunde das Saisonziel Champions-League-Qualifikation gesichert werden soll. Denn dass es externe Zugänge gibt, ist längst nicht mehr sicher. Peter Bosz hatte für die Winterpause Zugänge für die Defensive gefordert. Stöger dagegen hat erkennen lassen, dass er mit dem vorhandenen Personal durchaus zufrieden ist.

Gemeinsam mit den Klubbossen ist man zu der Ansicht gelangt, dass die Defensivschwächen der Hinrunde eher dem hochriskanten Bosz-Fußball als mangelnder Qualität geschuldet waren. Den hochbegabten Schweizer Innenverteidiger Manuel Akanji hätte man gerne geholt. Wegen der hohen Ablöseforderung des FC Basel hat der BVB davon inzwischen Abstand genommen. Verhandlungen werden aktuell nicht geführt.

Auch nicht mit Reus, dessen Vertrag 2019 ausläuft. Sportdirektor Michael Zorc hat erkennen lassen, dass man den Vizekapitän gerne noch länger an den Klub binden würde. Gespräche aber sind vorläufig nicht geplant.