Dortmund. Peter Bosz war nach dem 1:2 gegen Bremen weitgehend ratlos - und es war wohl das letzte Spiel des Niederländers als BVB-Trainer.
Die Abschlussworte von Florian Kohfeldt verrieten den Ernst der Lage: „Ich wünsche meinem Kollegen alles Gute“, sagte der Interimstrainer von Werder Bremen in Richtung seines Amtskollegen von Borussia Dortmund, Peter Bosz. Wenn der gegnerische Trainer es für nötig hält, so etwas zu tun, ist das nie ein gutes Zeichen. Und tatsächlich war das 1:2 (0:1) gegen Bremen wohl das letzte Spiel für Bosz als BVB-Trainer. Das erfuhr er angeblich nach dem Spiel in der Trainerkabine. Das vermeldete zuerst "Sport Bild". Vom BVB wird eine Pressemitteilung am Sonntag erwartet.
Lustlos, ideenlos, harmlos
Lustlos, ideenlos, harmlos waren die Dortmunder gegen Bremen aufgetreten, bis auf eine kurze Phase nach der Halbzeitpause geriet der Auftritt desolat. „Werder hat zurecht gewonnen“, räumte Bosz ein. „Das war die schlechteste erste Halbzeit, seit ich da bin. Nicht nur fußballerisch, wir haben auch überhaupt nicht in die Zweikämpfe gefunden.“ Noch deutlicher wurde Kapitän Marcel Schmelzer: „Es kotzt mich wirklich an, wie wir hier auftreten“, polterte er. „Es ist an der Zeit, dass wir Spieler uns endlich mal wieder den Arsch aufreißen und nicht so auftreten, wie wir es heute getan haben.“
Erklärungen konnten beide den weitgehend desolaten Auftritt aber nicht wirklich. Dortmund hatte zwar öfter den Ball, wusste damit aber überhaupt nichts anzufangen. Statisch und ideenlos geriet das Spiel nach vorne, erst in der 40. Minute flog erstmals ein Ball grob in Richtung Bremer Tor. Und wenn die Gäste mal in Ballbesitz waren, wurden sie eher begleitet als attackiert. Die verdiente Bremer Führung nach mehreren guten Gelegenheiten erzielte Maximilian Eggestein, den Raphael Guerreiro auf der linken Seite widerstandslos gewähren ließ. Bürki streckte sich vergeblich nach dem Schlenzer ins lange Eck (26.).
Keine Offensive - nirgends
Der BVB dagegen fand offensiv nicht statt: Pierre-Emerick Aubameyang war im Sturmzentrum weitgehend abgemeldet, Andrey Yarmolenko und Christian Pulisic blieben auf den Flügeln meistens hängen. Und aus dem Mittelfeld kamen ohne Julian Weigl und Nuri Sahin, die Bosz zunächst auf der Bank belassen hatte, keinerlei Impulse. Bosz reagierte zur Pause, brachte André Schürrle und Sahin für die enttäuschenden Yarmolenko und Guerreiro. Dies schien zu fruchten, nun drängte der BVB, die Bremer Abwehr schwamm plötzlich – und erlag schließlich dem Dortmunder Druck: Schmelzer flankte, Shinji Kagawa legte mit dem Kopf ab und Philipp Bargfrede bugsierte den Ball, heftig bedrängt von Aubameyang, mit dem linken Arm ins eigene Tor (57.).
Doch genauso schnell, wie er gekommen war, war der Dortmunder Schwung auch wieder dahin. Bremen kam zu mehreren guten Gelegenheiten, schließlich traf Theodor Gebre Selassie per Kopf nach einem Eckball von Florian Kainz (65.). Dortmund kam kaum noch gefährlich nach vorne – und hatte doch die große Chance zum Ausgleich: Marc Bartra bediente Kagawa per Kopf, doch der schoss aus kürzester Distanz den am Boden liegenden Aubameyang an und der Ball flog über das Tor (72.). Auf der anderen Seite vergab Bremen bei mehreren schlampig ausgeführten Kontern die Gelegenheit, die Partie frühzeitig zu entscheiden – doch es reichte auch so.
„Wir haben uns das anders vorgestellt und anders trainiert, deswegen ist das nicht zu erklären“, haderte Trainer Bosz nach dem achten Bundesligaspiel in Folge ohne Sieg. „Wir haben keinen Druck auf den Ball gemacht, Werder schon. In Ballbesitz stand bei uns alles still, es gab keine Bewegung.“ Fragen nach seiner eigenen Rolle ging der Niederländer nicht aus dem Weg: „Die Spieler müssen es zwar auf dem Platz umsetzen, aber ich habe die Endverantwortung“, sagte er. Kapitän Schmelzer aber nahm Bosz in Schutz: „Der Trainer ist die ärmste Sau“, schimpfte er. „Wir Spieler stehen auf dem Platz, schießen die Bälle ins Aus, schießen die Tore nicht und verteidigen bei der Ecke schlecht.“
Schmelzer nahm Bosz in Schutz - die Bosse sehen das wohl anders.