Leverkusen. Borussia Dortmund erreicht bei Bayer Leverkusen ein 1:1-Unentschieden – und bewertet die Partie im Anschluss deutlich positiver, als sie war.
Natürlich entschied sich Marcel Schmelzer dafür, die Dinge positiv zu sehen: „Mit einem Punkt auswärts in Leverkusen können wir auf jeden Fall zufrieden sein“, sagte der Kapitän von Borussia Dortmund nach dem 1:1 (0:1) bei Bayer Leverkusen. Eine grundsätzlich legitime Sicht der Dinge, die allerdings unterschlug, dass Dortmund über 50 Minuten in Überzahl bestritt und während der Partie hart am Rand einer erneuten Blamage wandelte.
Weil aber Leverkusen nur ein Tor durch Kevin Volland schoss und viele weitere Chancen ungenutzt ließ, weil zudem der BVB durch einen seiner seltenen gelungenen Spielzüge und einen Treffer Andrey Yarmolenkos zum Ausgleich kam, konnten sich die Schwarz-Gelben am Ende unwidersprochen über ihre Moral freuen: „Das war auf jeden Fall ein Schritt nach vorne“, meinte Schmelzer. Und so konnte ein erleichterter Sportdirektor Michael Zorc zwar keine Jobgarantie, aber doch ein deutliches Bekenntnis zum nach nur einem Sieg in elf Pflichtspielen arg angeschlagenen Trainer Peter Bosz aussprechen: „Wir wollen mit Bosz den Turnaround schaffen“, sagte er dem Pay-TV-Sender Sky.
In der ersten Halbzeit deutlich unterlegen
Dazu allerdings wird es deutliche Fortschritte brauchen, denn in der ersten Halbzeit war der BVB den Leverkusenern deutlich unterlegen – nicht unbedingt in punkto Ballbesitz, sehr wohl aber in den Bereichen Tempo, Spielkultur und Torchancen. Den Dortmundern fiel nach vorne wenig ein, und hinten wackelten sie immer wieder.
Der Nachmittag hatte allerdings auch maximal unglücklich begonnen, Maximilian Philipp musste schon nach acht Minuten mit Verdacht auf Kreuzbandriss ausgewechselt werden. Und der für ihn eingewechselte André Schürrle sah zunächst, wie Leverkusen das Spiel machte – doch Roman Bürki hielt stark bis überragend gegen Sven Bender (12.), Julian Brandt (14.), Benjamin Henrichs (26.), und Charles Aranguiz (38., 45.+4). Nur zweimal war der Schweizer Torhüter machtlos: bei Kai Havertz‘ Kopfball an die Latte (21.) und beim Leverkusener Führungstreffer: Neven Subotic, vom Tribünengast zum Abwehrchef befördert, konnte einen Ball per Kopf nicht richtig klären. Havertz schlug ihn in den Rücken der weit aufgerückten BVB-Abwehr und Kevin Volland konnte Bürki mühelos umspielen und einschieben (30.).
Dass der BVB nach 45 Minuten überhaupt noch Hoffnung auf einen Punkt hatte, lag neben Bürki vor allem an Leverkusens Wendell: Der stieg Gonzalo Castro rüde auf den Knöchel und sah auf Intervention des Video-Assistenten Wolfgang Stark völlig zu Recht die Rote Karte (39.). Bitter für den BVB: Castro verletzte sich dabei wohl an den Bändern und dürfte wie Philipp längere Zeit fehlen.
Nach der Pause dominant
Dank des Platzverweises aber war Dortmund nach der Pause deutlich dominant, Leverkusen überließ den Gästen Ball und Spiel. „Dann haben wir sehr geduldig gespielt“, lobte Schmelzer – was eine recht wohlwollende Umschreibung für die Tatsache war, dass sich der BVB trotz sehr viel Ballbesitzes kaum Chancen erspielte. Die beste von ganz wenigen Gelegenheiten nutzte Yarmolenko auf Vorlage von Schürrle (73.) – nachdem unmittelbar zuvor auf der anderen Seite Kevin Volland völlig freistehend an Bürki gescheitert war und so die ganz große Chance auf das wohl entscheidende 2:0 vergab.
Auch gegen Baileys Freistoß rettete der Schweizer noch sehenswert (89.). „Roman hat heute sehr, sehr gut gehalten, viele Großchancen vereitelt“, lobte Schmelzer. „Deswegen muss man ihm ein großes Kompliment machen.“ Das immerhin war eine Bewertung, der sich auch die kritischsten Beobachter anschließen konnten.