Dortmund. Auf der Mitgliederversammlung wird Watzke für die Trennung von Tuchel kritisiert – und erklärt erneut, warum er sie noch immer für richtig hält.

Bis fast zum Ende der Veranstaltung war es Hans-Joachim Watzke gelungen, das Thema elegant zu umschiffen: Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund hatte auf der Mitgliederversammlung kein Wort zur Trennung von Trainer Thomas Tuchel verloren, obwohl sich diese zweifelsfrei im Jahr 2017 abgespielt hatte. Erst als ein Mitglied kurz vor Schluss bemängelte, dass der BVB einen sportlichen Trainer habe gehen lassen und dafür Animositäten zwischen Watzke und Tuchel als Grund nannte, musste sich der BVB-Boss doch zu dem Thema äußern.

Watzke wollte Schlammschlacht vermeiden

„Die Trainerentlassung hatte keine sportlichen Gründe, das haben wir oft genug gesagt“, erklärte Watzke. „Die Gründe, die dazu geführt haben, habe ich allen Gremien von Borussia Dortmund dezidiert genannt – aber damit muss es auch genug sein. Wir sind Arbeitgeber, es gibt auch da gewisse Verschwiegenheitspflichten.“ Hätte man alle Gründe öffentlich gemacht, wäre die „keine sehr appetitliche Geschichte geworden“. Der BVB, so Watzke, habe eine Schlammschlacht mit seinem Ex-Trainer vermeiden wollen.

Tuchel hatte den BVB im vergangenen Sommer verlassen müssen, obwohl er in zwei Spielzeiten alle sportlichen Ziele erreicht und 2017 mit dem BVB sogar den DFB-Pokal geholt hatte. Einen Grund führte Watzke auf der Mitgliederversammlung allerdings an: das Zerwürfnis zwischen dem Trainer und dem damaligen Chefscout Sven Mislintat, dem Tuchel den Zutritt zum Trainingsgelände und den Kontakt zur Mannschaft und zum Trainerteam untersagte. In dem Zusammenhang räumte Watzke auch einen persönlichen Fehler ein: Er hätte nicht zulassen dürfen, dass ein verdienter BVB-Mitarbeiter über anderthalb Jahre hinweg so behandelt werde, sagte der Geschäftsführer.

Kein angekratztes Verhältnis zwischen Tuchel und Watzke

Dass Misstöne zwischen ihm selbst und Tuchel zur Trennung geführt hätten, bestritt Watzke erneut energisch. „Es hatte überhaupt nichts mit dem persönlichen Verhältnis zwischen Thomas Tuchel und mir zu tun“, sagte er. „Wenn ich ihm morgen in Dortmund auf der Straße begegne, werden wir uns ganz normal begrüßen.“ Die Entlassung sei eine Entscheidung gewesen, „die ich mit allen Gremien des Vereins besprochen habe, mit Michael Zorc, mit Reinhard Rauball“, so der BVB-Boss. „Und nach Kenntnislage der Dinge, die vorgefallen sind, war diese Entscheidung aus übergeordneten Dingen einfach unerlässlich.“

Watzke selbst habe mit Tuchel nur einmal die Woche persönlichen Kontakt gehabt. „Michael Zorc musste jede Woche mit ihm arbeiten, andere auch, meine Berührungspunkte mit Thomas waren einmal in der Woche“, erzählte er. „Glauben Sie bitte nicht, dass ich das nicht hätte aushalten können oder wollen. Es ging nicht um persönliche Sachen, es ging um den Verein Borussia Dortmund.“