Dortmund. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Tottenham Hotspur sprach Julian Weigl über die derzeitige Situation. Streit nimmt er nicht wahr.

Wer unbedingt wollte, der konnte die Strategien, die Julian Weigl zur Behebung der Krise vorschlug, als durchaus gegensätzlich empfinden. Aber dazu musste man schon ganz arg wollen. Denn zusammen ergab das alles durchaus Sinn, was der Nationalspieler von Borussia Dortmund vor dem letzten Champions-League-Heimspiel der laufenden Saison gegen Tottenham Hotspur am Dienstag (20.45 Uhr / Sky live) von sich gab. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so klang. Jeder müsse "auf sich selbst schauen", sagte er. Und: "Wichtig ist, dass wir als Mannschaft durch diese Phase gehen."

Letzteres war ihm ungleich wichtiger, daran ließ der 22-Jährige keinen Zweifel. Nur ein Pünktchen sammelte Schwarz-Gelb in den vergangenen fünf Ligaspielen zusammen. Von Platz eins rauschte der Pokalsieger binnen weniger Wochen hinab auf Platz fünf. In der Königsklasse ist der BVB noch gänzlich ohne Sieg. "Wir kommen gerade nicht aus einer guten Phase. Wir haben nicht das Riesenselbstvertrauen wie nach der Startphase. Ein Sieg in Stuttgart wäre wichtig gewesen. Aber es ist, wie es ist", sagte Weigl und formulierte seinen Appell ans Kollektiv neu: "Wichtig ist zusammenzustehen und zusammen da raus zu kommen. Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen. Ich freue mich auf morgen. Es ist ein schwieriges Spiel, aber auch eine Chance für uns."

Weigl zeigt sich selbstkritisch

Dass jeder aber auch auf sich schauen müsse, war kein Plädoyer für mehr Egoismus, sondern - im Gegenteil - für mehr Einsicht. Nämlich jene, dass jeder zuerst bei sich beginnen müsse, Fehler zu suchen, bevor er sich den Fehlern anderer zuwendet. "Jeder muss auf sich schauen, wo er sich verbessern kann." In dieser Frage ging der Nationalspieler vorbildlich voran: "Ich spiele auch nicht den Fußball, den ich gern spielen würde. Ich mache zu viele Fehler. Und so summiert sich das in der Mannschaft auf. Wir müssen gestärkt in das nächste Spiel gehen und zeigen, dass jeder für den anderen da ist."

Weigl hatte mehrere Monate wegen eines Sprunggelenkbruchs pausieren müssen. Erst im Herbst kehrte er in die Mannschaft zurück, fremdelte aber dann und wann noch mit der ungewohnten Spielweise unter dem neuen Trainer Peter Bosz. Doch auf der Suche nach den Gründen für die Talfahrt zuletzt, berichtet Weigl von einem uneinheitlichen Stimmungsbild in der Mannschaft. "Wir sind jeden Tag zusammen auf dem Trainingsgelände und natürlich sprechen wir intensiv miteinander. Und jeder hat andere Ansichten und andere Lösungsvorschläge."

Übertriebene Reibereien oder gar Streitereien hat er nicht festgestellt. Dennoch hätten die vielen Gespräche durchaus auch Resultate gezeitigt. "Das Ergebnis der Unterhaltungen ist, dass wir zusammenstehen müssen. Das ist jetzt auch bei jedem angekommen. So gehen wir es jetzt an." Und insgesamt klingt das fast ein bisschen so, als hätten man das vielleicht schon früher so gemeinsam angehen sollen.