Dortmund/Stuttgart. . Auch mit einigem zeitlichen Abstand zum Spiel ist Michael Zorc die Enttäuschung deutlich anzumerken. Der Sportdirektor von Borussia Dortmund tut sich schwer, Worte zu finden für die 1:2 (1:1)-Niederlage beim VfB Stuttgart am Freitag.
Auch mit einigem zeitlichen Abstand zum Spiel ist Michael Zorc die Enttäuschung deutlich anzumerken. Der Sportdirektor von Borussia Dortmund tut sich schwer, Worte zu finden für die 1:2 (1:1)-Niederlage beim VfB Stuttgart am Freitag.
„Ich hatte gehofft, dass wir direkt nach der Länderspielpause die Wende zum Positiven schaffen können“, sagt er dieser Zeitung. „Das Stuttgart-Spiel war vor diesem Hintergrund natürlich enttäuschend. Insbesondere, wie wir nach einer wirklich ordentlichen ersten Hälfte in der zweiten agiert haben.“
Es war das fünfte Ligaspiel in Folge ohne Sieg, die Dortmunder Krise nimmt langsam aber sicher bedrohliche Ausmaße an. Von den Tabellenplätzen, die zur Qualifikation für die Champions League berechtigen, ist der BVB abgerutscht – weil unter anderem Schalke 04 vorbeigezogen ist. Ausgerechnet jetzt, da am Samstag (15.30 Uhr/Sky) das Revierderby ansteht und es zuvor am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) noch in der Champions League gegen Tottenham Hotspur geht, ist die Mannschaft völlig neben der Spur – und die Zahl der Krisenherde derart groß, dass auch die Verantwortlichen nicht wissen, wo sie ansetzen sollen. „Es gibt nicht den einen Knopf, den du drücken musst, um dann sagen zu können: ,Jetzt läuft es wieder’“, sagt Zorc. „Unsere Probleme haben viele Ursachen.“
Die Defensive
Die BVB-Abwehr patzt in bedrückender Regelmäßigkeit. In Stuttgart waren es Marc Bartra und Roman Bürki, die Chadrac Akolo die frühe Führung für den VfB auflegten (5.). „Das war Slapstick!“, hadert Zorc. Vor dem 1:2 verlor Marcel Schmelzer den Torschützen Josip Brekalo aus den Augen (51.). Zudem erlitt Abwehrchef Sokratis einen Rippenknorpelbruch – unklar, ob er zum Derby fit wird.
Die Offensive
Anders als in der Vergangenheit gelingt es dem BVB nicht, Patzer hinten dann vorne auszugleichen. Zu statisch und uninspiriert tritt der BVB auf, in Stuttgart kam fehlende Präzision rund um den Strafraum hinzu. Ein Elfmeter war nötig, um zu treffen: André Schürrle verschoss zwar, aber Maximilian Philipp drosch den Abpraller ins Netz (45.+3). „Wir haben nicht die nötige Durchschlagskraft und den nötigen Esprit gehabt“, erklärt Zorc. Ob es der aus disziplinarischen Gründen suspendierte Pierre-Emerick Aubameyang besser gemacht hätte? Er wartet seit fünf Pflichtspielen auf ein Tor, gegen Tottenham und Schalke dürfte er eine neue Chance haben – am Samstag zumindest trainierte er wieder mit dem Team.
Die Psyche
Nach dem zweiten Gegentor gelang dem BVB kaum noch etwas. „Ein kleiner Genickbruch“ sei dieser gewesen, sagte Mario Götze. Wieder einmal war die Mannschaft nach einem Rückschlag vollkommen paralysiert, die Verunsicherung war mit Händen zu greifen. Was dabei öffentlich kaum noch diskutiert wird, den Verein aber durchaus bewegt: Einzelne Spieler tun sich offenbar noch immer schwer, den Anschlag auf die Mannschaft vor sieben Monaten zu verarbeiten – was bei einem derart traumatischen Erlebnis keine Überraschung wäre.
Der Trainer
Angesichts der Negativserie gerät Peter Bosz automatisch unter Druck – wegen der Ergebnisse , aber auch wegen der Art und Weise, wie sie zustande kamen. „Stuttgart hat uns mit relativ einfachen Mitteln geschlagen“, hadert Zorc. Es waren die selben Mittel, die auch schon Hannover 96 gereicht hatten: Manndeckung im Mittelfeld, lange Bälle auf die Außenpositionen – Bosz fiel darauf wieder keine adäquate Antwort ein.
Aktuell ist eine Trennung vom Trainer in Dortmund kein Thema: Die Bosse wollen die Krise mit Bosz überwinden, die Spieler nehmen ihn vehement in Schutz. Auf Dauer aber bleibt auch in Dortmund Erfolg das einzig überzeugende Argument – vom wichtigsten Saisonziel wird nicht abgerückt: „Die Qualifikation für die Champions League ist unser Anspruch“, betont Zorc unmissverständlich. „Daran wird sich auch nichts ändern.“