Essen. Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens spricht über die große Schwäche seines Landsmanns. Er rät Peter Bosz dazu, seinen Kurs zu korrigieren.
Schalkes Kulttrainer Huub Stevens galt zu seiner aktiven Zeit als knorriger Disziplinfanatiker, bei dem die Null zu stehen hatte. Das brachte ihm den Spitznamen „der Knurrer von Kerkrade“ ein. Der Holländer, der 1997 mit Königsblau überraschend den Europapokal gewann, galt außerdem als streng und stur.
Das macht ihn in diesem Fall zu einem exzellenten Experten. Weil Dortmunds Coach Peter Bosz ebenfalls Holländer ist. Und weil der BVB-Trainer, dessen Team in der Liga nach der 1:2-Niederlage gegen Aufsteiger VfB Stuttgart auf Platz fünf abrutschte, ebenfalls als ein Mann gilt, der nur einen Weg kennt: seinen.
„Ich kenne Peter sehr gut“, sagt Stevens dieser Zeitung, „er ist stur. Er ist jemand, der strikt an seinem Konzept und seiner Taktik festhält. Das kann sehr gefährlich werden.“
Fünf Ligaspiele ohne Sieg
Nach fünf Spielen ohne Sieg sollte ein Trainer darüber nachdenken, ob der eingeschlagene Weg tatsächlich der richtige ist, findet Stevens. Ob es nach den vielen Tiefschlägen nicht besser sei, auch sich zu hinterfragen und Kurskorrekturen vorzunehmen. „Als Trainer kannst du nicht stur an einer Idee festhalten, auch, wenn diese Idee gut ist“, gibt der 63-Jährige zu Bedenken, „vielmehr musst du dich fragen: Habe ich überhaupt die Spieler, die diese Philosophie umzusetzen? Schenken die Spieler dieser Idee noch ihr Vertrauen. Glauben sie noch daran?“
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Der aktuelle Zustand der Dortmunder lässt erahnen, dass die Spieler das Vertrauen verloren haben könnten. Nach einem Traumstart und Platz eins, befindet sich der Klub in einer Abwärtsspirale, die der Trainer stoppen muss. Aber kann Bosz das?
„Wenn das Vertrauen nicht mehr da ist, musst du als Trainer etwas anderes machen, um das Vertrauen der Spieler wieder zurück zu gewinnen“, sagt Stevens, „ansonsten wird es sehr gefährlich. Die Situation für Peter ist nicht einfach.“
Zufrieden mit Schalke unter Tedesco
Dafür klappt es bestens auf Schalke. Stevens war Augenzeuge des 2:0-Sieges über den Hamburger SV und war angetan von der derzeitigen Verfassung des Teams von Trainer Domenico Tedesco. „Es fühlt sich gut an, was die Mannschaft gerade zeigt. Natürlich ist noch Luft nach oben. Aber man kann sehr zufrieden sein.“
Und das führe dazu, dass die Dortmunder kommenden Samstag im eigenen Stadion nicht als Favorit in das Derby gehe. Vielmehr spräche einiges für eine Überraschung. „Dortmund steht unter Zugzwang. Sie müssen gewinnen“, sagt Stevens, „Schalke kann mit breiter Brust in die Partie gehen. Ich tippe ein 1:1. Damit bliebe Schalke in der Tabelle weiter vor dem BVB.“