Dortmund. Nach langer Verletzung ist der Portugiese Raphael Guerreiro wieder bei hundert Prozent – und soll dem BVB helfen, seine Krise zu überwinden.

Die Feinjustierung der Füße scheint noch nicht abgeschlossen: Borussia Dortmunds Trainer Peter Bosz hat eine intensive Einheit angesetzt, lässt seine Spieler eine kombinierte Sprint- und Torschussübung machen. Und Raphael Guerreiros Abschlüsse fliegen meist deutlich über das Tor.

Dennoch ist beim BVB jeder froh, dass der Portugiese wieder mitmischt und inzwischen auch wieder im Vollbesitz seiner Kräfte ist. Beim Confed Cup im Juli hatte er sich den Knöchel gebrochen, erst im Oktober kehrte er zurück.

Ein schmerzhafter Sieg

Weil auch BVB-Topstar Marco Reus, Kapitän Marcel Schmelzer und Julian Weigl zu Saisonbeginn fehlten, wurde Guerreiros Abwesenheit öffentlich nicht groß thematisiert. Für den BVB aber war das Fehlen des 23-Jährigen ein schmerzhafter Schlag: Mit seiner Vielseitigkeit, seiner Technik und seiner Spielintelligenz hatte sich der Portugiese, im Sommer 2016 für zwölf Millionen Euro vom FC Lorient gekommen, schnell unentbehrlich gemacht. „Bessermacher“ nannte ihn sein damaliger Trainer Thomas Tuchel, weil Guerreiro auf auch in komplizierten Situationen stets Lösungen findet und so auch seinen Mitspielern ermöglicht, auf höherem Niveau zu spielen.

Nun ist er zurück, nach einigen Teilzeiteinsätzen soll die Luft jetzt auch wieder für 90 Minuten reichen. „Ich bin wieder bei hundert Prozent“, sagt er. Nicht nur dem Portugiesen kam die Länderspielpause gelegen, auch seiner Mannschaft: Mit nur einem Punkt aus vier Spielen war der BVB in eine veritable Krise gestolpert. „Vielleicht hatten wir zu wenig Motivation und Leidenschaft in den Zweikämpfen, davon haben wir zu viele verloren“, meint Guerreiro zu den Ursachen.

Aggressivität und Dynamik

Auch deshalb sind sie in Dortmund froh, dass nun einer zurückkommt, der dem Mittelfeld jene Aggressivität und Dynamik geben kann, die in den vergangenen Wochen oft fehlte. Und der dem zuletzt so statischen Spiel ein paar Überraschungsmomente beimischt. Wie im Champions-League-Spiel gegen Apoel Nikosia (1:1): Von links zog Guerreiro nach innen, tauchte auf der Mittelstürmerposition auf – und schon war eine Lücke in die Abwehrmauer der Griechen gerissen. Der coole Abschluss vom 1:0 war die Krönung der Aktion.

Wo er künftig eingeplant ist, weiß Guerreiro noch nicht. „Als ich verletzt war, hat der Trainer mir gesagt, dass ich als Linksverteidiger oder im Mittelfeld spielen kann“, sagt er. „Links fühle ich mich sehr wohl. Aber wenn ich im Mittelfeld eingesetzt werde, mache ich das auch gerne, weil ich viele Ballkontakte habe und stark am Spiel teilnehme.“

Hauptsache, er steht auf dem Platz

Hauptsache, er steht auf dem Platz – denn die Verletzungszeit war nicht einfach. „Es war eine schwierige Situation, jeden Tag abseits der Mannschaft zu arbeiten“, erzählt er. „Aber es gibt schlimmere Verletzungen, zum Beispiel bei Marco Reus. Der ist fast jedes Jahr schwer verletzt und arbeitet sich immer wieder zurück – das war auch mir eine Motivation.“

Der angesprochene Reus immerhin drehte am Montag ein paar Laufrunden um den Trainingsplatz, knapp sechs Monate nach seinem Teilriss des hinteren Kreuzbands. In den Spielbetrieb zurückkehren aber wird er wohl erst im März.