Dortmund. Borussia Dortmund verlor das Topspiel gegen den FC Bayern München mit 1:3, hat nun sechs Zähler Rückstand - und ist punktgleich mit Schalke 04.

Der Blick auf den Statistikzettel offenbarte ein Kuriosum nach diesem Bundesliga-Spitzenspiel: In so gut wie keiner der gängigen Statistiken lag Borussia Dortmund gegen den FC Bayern nach Abpfiff hinten: weder bei den Torschüssen (15:10), noch bei der Zweikampfquote (51:49) oder beim Ballbesitz (50:50). Nur beim entscheidenden Wert, der Zahl der erzielten Tore, war ein deutlicher Vorteil für die Bayern abzulesen: 1:3 (0:2) war die Partie zu Ende gegangen.

Die Zahlen passten zum ambivalenten Urteil von BVB-Sportdirektor Michael Zorc: „Bei den großen Torchancen waren wir gar nicht so weit auseinander, wie das Spiel eigentlich war“, sagte er. „Wir sind doch mehrheitlich hinterhergelaufen. Wir haben keinen Zugriff gefunden, weil wir immer zu weit weg von den Gegnern waren und Bayern es dadurch sehr, sehr einfach hatte, zu spielen.“ Ähnlich sah es Trainer Peter Bosz: „Wir sind meistens nur hinterhergelaufen“, sagte er und stufte den Sieg der Bayern als verdient ein: „Wir haben uns vorgenommen, kompakt zu stehen, das haben wir nicht geschafft.“

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Der Niederländer hatte sich von seinem favorisierten 4-3-3-System verabschiedet, hatte einen zusätzlichen defensiven Mittelfeldspieler aufgeboten, um die Defensive zu stabilisieren. Doch das gelang nur 17 Minuten lang. Nachdem Pierre-Emerick Aubameyang sogar eine gute Gelegenheit zur Führung ausgelassen hatte, begannen die inzwischen schon obligatorischen Unkonzentriertheiten in der BVB-Defensive: Julian Weigl verlor an der Strafraumgrenze den Zweikampf mit Thiago. Der gab den Ball nach rechts auf James Rodriguez, dem Schmelzer nur Geleitschutz gab. Der Kolumbianer legte ab in die Mitte, wo Ömer Toprak Robben viel zu viel Platz ließ – und der schlenzte den Ball von halbrechts in den linken Winkel (17.). „Wir haben insgesamt bei den Gegentoren unser Tor schlecht verteidigt, wir waren jeweils nicht konsequent und scharf in den Zweikämpfen“, haderte Zorc. „Und deswegen kommt dann so ein Ergebnis zustande.“

BVB vergab vorn gute Chancen - und wackelte hinten

Denn vorne vergaben die Dortmunder weitere gute Chancen durch Andrey Yarmolenko (30.) und Shinji Kagawa (32.), hinten wackelten sie weiter: Erst scheiterte Robert Lewandowski noch am guten Roman Bürki (31.), dann aber traf er auf Vorlage von Joshua Kimmich per Hacke, weil ihm Toprak erneut zu viel Raum ließ und Weigl den Ball noch unhaltbar abfälschte (37.).

Erst in die zweite Halbzeit ging der BVB mit dem nötigen Engagement. Zunächst verhinderte Roman Bürki gegen Lewandowskis Kopfball aus kürzester Distanz das 0:3 (48.), dann zerlegte Christian Pulisic zum wiederholten Male mit einem Tempodribbling die Bayern-Abwehr – seine Vorlage aber brachte nichts ein, weil sich Yarmolenko und Pulisic gegenseitig behinderten (49.). Pulisic und Bürki waren auch die einzigen Spieler, die Zorc ausnahm, als er urteilte: „Wir sind insgesamt schon unter unseren Möglichkeiten geblieben.“ Vor allem der 19-jährige Pulisic habe „den Mut auf dem Platz gehabt, den ich mir mehr erhofft hätte bei dem heutigen Spiel“.

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Letztlich überstanden die Bayern die Dortmunder Drangphase unbeschadet und sorgten ihrerseits für die Entscheidung: David Alaba durfte völlig unbedrängt aus dem Halbfeld flanken und Robert Lewandowski irritierte Torhüter Bürki so sehr, dass der Ball im langen Eck einschlug (67.). Viel zu spät nutzte der BVB eine seiner Chancen: Pulisic narrte gleich drei Gegenspieler, über Castro kam der Ball zu Marc Bartra, der ihn ins lange Eck schlenzte (88.).

Die Niederlage konnte das nicht mehr verhindern, ebenso wenig das Abrutschen auf Platz drei hinter RB Leipzig. Der BVB ist nun punktgleich mit Schalke – und schon sechs Zähler hinter Spitzenreiter Bayern.