Dortmund. Stefan Abbing ist Vorsitzender eines von fünf Bayern-Fanklubs mitten in der BVB-Stadt. Wie das geht? Auch dank eines toleranten Wirtes.
Stefan Abbing bleibt nur der Liveticker. „Heimlich“ versteht sich. Er ist am Samstag in Hessen, während sein Dortmunder Fanclub in Castrop-Rauxel in Bayern-Trikots vor dem Fernseher sitzt.
Abbings Ausflug nach Hessen ist das, was hier leichter zu erklären ist. Bekannte feiern ihre Hochzeit, selbstverständlich geht der Dortmunder hin. „Ist ja nur ein Ligaspiel.“ Ab und zu werde er dann aufs Handy schauen. Aber eben nicht als Schwarz-Gelber. Der 31-Jährige ist Vorsitzender des Dortmunder Bayern-Fanclubs Rote Zelle Dortmund – einem von fünf offiziellen FCB-Fanclubs in der BVB-Stadt.
Bei der Geburt in die Wiege gelegt
Wie das geht? „Väterlicherseits in die Wiege gelegt.“ In den 70ern habe sein Vater in Bayern gelebt, zur Franz-Beckenbauer-Zeit. Vater Abbing konnte also nicht anders, und Junior Abbing auch nicht. Nur dass der Junior in Dortmund lebt. 2013 las er die Zeitungsartikel über den Fanclub Rote Zelle Dortmund, der sich nach dem Champions-League-Desaster dahoam gebildet hatte. „Wir müssen selbst ins Stadion gehen, damit das anders wird“, also die Bayern beim nächsten Finale erfolgreich sind, so begründete es der damalige Vorsitzende Frank Birkefeld. Mit 24 Mitstreitern gründete er den Club und ging damit auch familiär auf einem schmalen Grat – seine Frau Jennifer ist BVB-Fan.
Ein Lebensrisiko? „Beim Supercup sind wir gut raus- und reingekommen. Uns wird keine Gewalt angedroht – wir sind ja nicht RB Leipzig“, sagt Abbing schmunzelnd. Der eine oder andere Spruch käme natürlich schon, vor allem aus dem Freundeskreis bei Bayern-Pleiten. „Dann steht das Handy nicht still.“
Fanclub hat inzwischen 50 Mitglieder
Die Spiele klassisch in der Kneipe verfolgen, ist in Dortmund schwer. „Wenn Dortmund nicht spielt, geht es“, sagt Abbing. Oft trifft sich der Fanclub auch mit anderen aus Schwerte und wie jetzt beim Top-Spiel in Castrop-Rauxel. Und manchmal geht‘s in den Schrebergarten in Dortmund-Hörde. „Der Wirt da ist sehr tolerant. Da darf auch ein Schalke-Fanclub die Spiele sehen.“
Heute hat der Fanclub knapp 50 Mitglieder. „Der Verein wächst und wächst“, sagt Birkefeld, der mittlerweile stellvertretender Vorsitzender ist. Einer ist sogar ein echter Bayer – hinzugezogen, und in Dortmund Gleichgesinnte gefunden.
Im Februar fährt die Rote Zelle zum Bayern-Spiel gegen Gelsenkirchen. Doch erst mal Gipfeltreffen im Signal-Iduna-Park. Abbings Wunschergebnis: