Dortmund. Trotz sechs Punkten Rückstand vor dem Heimspiel gegen Apoel Nikosia: BVB-Trainer Peter Bosz glaubt noch an eine Mini-Chance auf das Achtelfinale.
Für Borussia Dortmund wird das vierte Gruppenspiel in der Champions League zu einem Endspiel: Nur wenn die Mannschaft von Trainer Peter Bosz am Mittwochabend das Heimspiel gegen Apoel Nikosia gewinnt (Anstoß 20.45 Uhr, live in unserem Ticker), lebt die Hoffnung auf den zweiten Tabellenplatz und damit auf den Einzug ins Achtelfinale noch. Wahrscheinlich ist das Weiterkommen nicht: Der BVB liegt mit sechs Punkten Rückstand abgeschlagen hinter Tottenham Hotspur und Real Madrid.
Darum lag in der Pressekonferenz Provozierendes in der Frage von Ulrich Klose an BVB-Trainer Peter Bosz: Ob es denn nicht merkwürdig sei, gegen Apoel Nikosia in der Champions League nur um Platz 3 und damit nur um die Qualifikation zur Europa League zu spielen, fragte der RTL-Starreporter. Bosz ließ sich nicht locken. „Wenn es noch nicht vorbei ist“, sagte er, „werden wir dran glauben. Das Spiel ist wichtig, an Vertrauen zu arbeiten.“ Er meint wohl: an Selbstvertrauen.
Selbstvertrauen hat in Hannover Schaden genommen
Tatsächlich hat das Selbstvertrauenseit dem 2:4 bei Bundesliga-Aufsteiger Hannover 96 am Samstag schweren Schaden erlitten. Schon das Hinspiel gegen Nikosia war überraschend unentschieden ausgegangen (1:1). Seitdem sieht Bosz sein Spielsystem zunehmend infrage gestellt. „Wir haben einen Plan B“, sagte er auf der Pressekonferenz entschieden, „aber wir müssen zuerst an Plan A arbeiten. Es gab einige Sachen, die wir nicht gut gemacht haben.“
Erstmals gab der Trainer zu, dass die Gegner inzwischen einen Weg gefunden hätten, die angriffsstärkste Mannschaft der Bundesliga (27 Tore) in der Offensive einzuschränken. „Es ist wie beim Schach: Jetzt müssen wir Neues finden, nachdem die anderen ein Mittel gegen uns gefunden haben“, sagte Bosz auf die Frage eines englischsprachigen Reporters. Ein paar Dinge habe man ja schon geändert. „Wenn wir Plan A gut machen, können wir an Plan B arbeiten.“
Sein Kapitän Marcel Schmelzer erzählt von eingehenden Analysen, die man in der Mannschaft vorgenommen habe, um der Ursache für den Leistungsabfall nach dem fantastischen Saisonstart auf den Grund zu gehen. „Ganz normal“, diesmal nur „was mehr“ seien diese Analysen gewesen. Auch er will sich in der Champions League nicht geschlagen geben. „Die Chance haben wir im Hinterkopf.“ Der BVB will sich die Mini-Chance aufs Achtelfinale nicht ausreden lassen
Vieles hängt von Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang ab. Seine Ladehemmung ist nicht der entscheidende, aber ein Grund für das Formtief. Nach zehn Toren in der Liga trifft er nicht mehr so sicher wie vorher. Einen Weg aus dem Formtief finden, das müsse Aubameyang „schon selbst machen“, sagte Bosz. „Wenn man als Stürmer kein Tor schießt, ist Kritik da. Es gibt jede Saison ein, zwei, drei Spiele, in denen man nicht trifft. Ich bin sicher, dass sich die Situation dreht.“
Toprak und Dahoud sind wieder dabei
Gegen Apoel Nikosia wird Bosz auf die angeschlagenen Spieler Ömer Toprak und Mahmoud Dahoud zurückgreifen können. Auch Aubameyang-Ersatz Isak räumt er ausdrücklich die Chance auf einen Einsatz ein. Spannend wird die Rollenverteilung im Mittelfeld: Ob Nuri Sahin oder Julian Weigl die Fäden ziehen dürfen. Marco Reus (Kreuzband-Teilriss), Lukasz Piszczek (Außenband-Anriss), Sebastian Rode (Stressreaktion des Knochens) und Erik Durm (Hüft-Operation) fallen definitiv aus.
Immerhin verspricht sich Schmelzer eine Besserung durch einen geografischen Vorteil: „Nach vier Auswärtsspielen sind wir Spieler froh, wieder zu Hause zu spielen“, gab er zu Protokoll. „Wir brauchen diese Unterstützung.“ Auf der Homepage des Vereins entsteht der Eindruck, dass der Glaube an ein Wunder in der Champions League überschaubar ist: Noch gibt es Resttickets an der Tageskasse und im Online-Shop.