Essen. Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig sorgen sich um ihre Torjäger. Ausgerechnet jetzt, da in der Champions League wichtige Spiele anstehen.
Der freie Platz im Flieger war schnell vergeben: Statt Robert Lewandowski war der erst 18-jährige Nachwuchsstürmer Manuel Wintzheimer dabei, als sich der FC Bayern München am Montagvormittag auf den Weg nach Glasgow machte. Dort steht heute Abend (20.45 Uhr/Sky) das Champions-League Spiel bei Celtic an, und Torjäger Lewandowski wird wegen einer Muskelverletzung fehlen – eine Vorsichtsmaßnahme, wie sie alle in München beteuerten.
Wintzheimer wird kaum derjenige sein, der die Tormaschine in der Startelf ersetzt, ansonsten aber ist wenig klar. „Vorne wird schon einer drin stehen, der Tore schießen kann“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz-Rummenigge. Aber wer?
Im Kader des Bundesliga-Spitzenreiters fehlt die natürliche Alternative zu Lewandowski, einen zweiten Mittelstürmer von Format haben die Bayern nicht – und durch die Ausfälle von Thomas Müller und Franck Ribéry ist die Offensive ohnehin arg ausgedünnt.
Drei Pflichtspiele ohne Treffer
Es sind Sorgen, die man auch bei Borussia Dortmund kennt. Hier haben sie im Sturmzentrum Pierre-Emerick Aubameyang, der immer spielt und immer trifft. Wie Lewandowski bringt er es nach zehn Bundesligaspieltagen auf zehn Tore. Aber: Derzeit ist er außer Form und seit drei Pflichtspielen ohne Treffer.
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Ausgerechnet jetzt, da am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) gegen Apoel Nikosia die letzte Chance auf das Weiterkommen in der Champions League gewahrt oder als Trostpreis zumindest die Europa League gesichert werden muss.
Vor dem Ligaspiel bei Hannover 96 hatten die Verantwortlichen bei ihrem Torjäger neben körperlichen Wehwehchen auch eine gewisse mentale Müdigkeit bemerkt, ihm deswegen drei Tage Sonderurlaub gewährt. Doch beim Aufsteiger ließ der Stürmer seine schlechteste Saisonleistung folgen, hatte nicht eine Torchance und kam in 90 Minuten auf 25 Ballkontakte.
Abhängigkeit von Aubameyang
Ausgewechselt aber wurde er nicht, auch der BVB-Kader gibt keine wirkliche Alternative für das Sturmzentrum her – bis auf den 18-jährigen Alexander Isak, der zwar hochtalentiert ist, dem aber noch Erfahrung und körperliches Durchsetzungsvermögen abgehen.
Die Abhängigkeit von Aubameyang zeigt sich auch in Zahlen: In der laufenden Saison gewann Dortmund nur ein Bundesligaspiel, wenn er nicht traf, in der vergangenen Spielzeit waren es drei.
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Der BVB ist also dringend darauf angewiesen, dass sich Aubameyang aus seinem Tief herausarbeitet. Noch geben sich die Verantwortlichen gelassen: „Er hatte in den letzten Jahren auch immer mal eine Phase, in der er nicht getroffen hat“, sagt Sportdirektor Michael Zorc im Gespräch mit dieser Zeitung – mahnt aber: „Auch Auba muss mehr tun, um aus dieser Situation herauszukommen.“
In München erwägen die Bosse nun, die Schwachstelle im Kader zu beheben, Sportdirektor Hasan Salihamidzic will sich im Winter nach Verstärkungen umschauen. „Das hat die sportliche Leitung zu entscheiden“, sagte Rummenigge. „Bei guten Vorschlägen sind wir offen“ Einer, der dabei automatisch ins Gespräch gerät, ist Timo Werner, 21 Jahre alter Nationalspieler in Diensten von RB Leipzig.
Dort aber wurde Werner, in der Vorsaison mit 21 Ligatreffern bester deutscher Torjäger, flugs für unverkäuflich erklärt: „Wir brauchen ihn und wollen ihn auch nicht hergeben“, sagte Geschäftsführer Oliver Mintzlaff in der Sendung „Doppelpass“ bei Sport1. Es liege auch keine Anfrage aus München vor. „Und selbst wenn was vorliegen würde, wären wir da entspannt“, so Mintzlaff. „Wir sind froh, dass wir noch einen langen Weg mit Timo Werner vor uns haben.“
Am Mittwoch ist Werner gefordert
Derzeit allerdings plagt sich auch Werner mit Problemen: Erst legte ihn eine rätselhafte Blockade in der Halswirbelsäule lahm, dann vergab er im Pokalspiel gegen Bayern München den entscheidenden Elfmeter und wurde beim Wiedersehen in der Bundesliga schon nach 22 Minuten ausgewechselt, weil Leipzig nach einem Platzverweis umstellen musste.
Viel Zeit, wieder in die Spur zu finden, hat auch Werner nicht: Schon am Mittwoch beim FC Porto (20.45 Uhr/ZDF und Sky) sind die Leipziger dringend auf seine Treffer angewiesen.