Essen. Bundestrainer Joachim Löw sieht in BVB-Profi Marco Reus einen Spieler, der bei der anvisierten Titelverteidigung den Unterschied ausmachen könne.

29 Länderspiele sind für einen 28 Jahre alten Fußballer, dem im Land des Weltmeisters mit die größten Fähigkeiten am Ball zugesprochen werden, eine erstaunlich mickrige Anzahl. Bei Marco Reus lässt sich dieser Wert leicht aufgrund der zahlreichen schweren Verletzungen erklären, die den Offensiv-Star von Borussia Dortmund immer wieder zurückgeworfen haben. Trotzdem ist Reus, der sich aktuell von einem im DFB-Pokalfinale gegen Eintracht Frankfurt zugezogenen Kreuzbandriss erholt, ein Wunschspieler von Joachim Löw für die geplante Verteidigung des WM-Titels 2018 in Russland. „Ich würde mir wünschen, wenn er in eine gute Form kommt“, sagte der Bundestrainer im ZDF-Sportstudio. „Marco Reus ist ein Spieler, der schon mal den Unterschied ausmacht.“

Löw setzte BVB-Star Reus zuletzt am 29. März 2016 ein

Löw muss sich lange zurückerinnern, war er den Dortmunder zuletzt bei der Nationalmannschaft dabei hatte. Am 29. März vergangenen Jahres war, in München wurde Italien mit 4:1 bezwungen, Reus kam in der 61. Minute für Mario Götze ins Spiel. Abgeschrieben hat der 57-Jährige seinen Flügelstürmer noch nicht, auch wenn er von den Spielern, die 2018 erneut den Titel holen sollen, erwartet, dass sie sich bereits jetzt auf die WM fokussieren: „Ich meine das ernst: Man muss sich nicht erst irgendwann im nächsten April oder Mai darauf vorbereiten, sondern muss sich jetzt schon gedanklich damit beschäftigen. Ich erwarte von den Spielern schon, dass sie sich wahnsinnig intensiv vorbereiten, natürlich nicht immer an die WM denken, aber in der Professionalität und dem täglichen Lebenswandel muss ich alles dafür tun. Wenn ich jetzt beginne, habe ich vielleicht eine Chance. Wenn ich spät beginne, wird es schwierig.“

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Von Daniel Berg und Thomas Gassmann

Im Falle von Marco Reus sei es noch zu früh, auszuschließen, dass er in die DFB-Auswahl zurückkehren könne: „Er ist im Aufbautraining. Sein Zeitplan sieht vor, im Januar wieder im Mannschaftstraining zu sein.“ Reus, der die WM verpasst hat, weil er sich im letzten Testspiel vor dem Abflug verletzt hatte, weckt in Löw jede Menge Mitgefühl. „Das war tragisch“, erklärte der Bundestrainer. „Es ist traurig, Marco war bei keinem der letzten Turniere dabei, genauso Ilkay Gündogan. Die beiden haben mal unsere Mannschaft stark mitgeprägt, so nach 2012. Da waren sie Leistungsträger, haben dann aber die WM und EM verpasst durch Verletzungen.“

Gleichwohl müssten alle Spieler, die der Bundestrainer mit nach Russland nehme, am Ende einem gewissen Anspruch genügen: „Wir haben viele Talente, aber wenn man Weltmeister werden will, brauchen wir Spieler, die auf ein Weltklasseniveau kommen – und zwar alle, die zum Einsatz kommen. Es werden Entscheidungen gefällt werden, die hart sind für einzelne Spieler, aber die Situation ist mir so mit einem guten Konkurrenzkampf lieber.“ Mit der Nominierung gäbe es dann aber nur noch eine Devise: „Wenn wir in die Vorbereitung gehen, möchte ich diesen Konkurrenzkampf nicht, sondern Spieler, die für die Mannschaft alles tun, die in jeder Sekunde bereit sind, alles zu geben.“ (ab)