Frankfurt. In der Saisonstartphase schoss der BVB mühelos Tore, nun liefert das Team atemlose Spektakel, wirkt aber chaotisch. Ein Kommentar.
Ein Viertel der Saison ist vorbei. Erste Rückschlüsse auf die Leistungsstärke der Mannschaften sind zulässig. Und weil eine der ältesten Regeln des Fußballs besagt, dass die Tabelle nicht lügt, stellt Borussia Dortmund die im bisherigen Saisonverlauf beste Mannschaft der Fußball-Bundesliga. Krisen-Gerede? Verbittet sich der BVB-Boss. Und das durchaus mit Recht, weil eine solche Krise andere Vereine gern hätten. Nachzufragen ist das in Bremen oder Köln, die, wie wir nun wissen, nicht einmal gegen den jeweils anderen ein Tor zustande bringen.
Was ist das wahre Gesicht des BVB?
Aber was ist das für ein BVB? Welches ist sein wahres Gesicht? Das aus der überraschend schwerelosen Startphase, als er über die Gegner hinwegschwebte und scheinbar mühelos Tore schoss. Oder jenes, das er derzeit etwas missmutig mit sich herumträgt, wenn er beim europäischen Winzling Apoel Nikosia die Chancen auf das Champions-League-Achtelfinale fast schon verlässlich verspielt oder in der Bundesliga einigermaßen chaotisch wirkt? Die Antwort: Vermutlich ist er beides.
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Das liegt daran, dass es sich bei diesem Ensemble um ein recht frisches Gebilde handelt, dem es an fundamentaler Stabilität noch fehlt. Seit Sommer erst arbeitet Trainer Peter Bosz an der Umsetzung seiner speziellen Vorstellungen. Noch aber führen Störfaktoren zu erheblichen Problemen. Der Ausfall einer Abwehr zum Beispiel. Oder die Unpässlichkeit eines sonst treffsicheren Torjägers (Aubameyang). Oder die Isolierung der Strategen (Sahin, Weigl) vom Rest des Spiels. Eine Strategie, die sich die Gegner zuletzt häufiger zunutze machten.
Gegen Leipzig und Frankfurt produzierte die Borussia atemlose Spektakel. Das war hübsch anzusehen und erinnert an die heilige Ära Klopp. Aber Punkte bringt das allein nicht. Den unterhaltenden als alleinigen Zweck von Fußballspielen auszurufen, wird der erfolgsgewohnte BVB nicht wagen wollen. Es ist daher eine angestrengte Phase für die Borussia, in der Vorsicht angebracht ist, weil Dinge, die schon funktionierten, derzeit nicht mehr funktionieren. Aber eben weil es sich um so ein frisches Gebilde handelt, ist die Wende zum Guten vermutlich nicht so weit entfernt.