Dortmund/Nikosia. . Nach dem 1:1 in Nikosia schlägt BVB-Sportdirektor Michael Zorc Alarm. Denn auch in der Bundesliga zeigt die Leistungskurve nach unten.

Für kurze Zeit herrschte fast ausgelassene Stimmung auf Flug EW1909 von Larnaka nach Düsseldorf. „Wir freuen uns, dass wir die Siegermannschaft an Bord haben, das habt ihr gut gemacht“, hatte der Pilot gerade durchgesagt, was mit reichlich Applaus quittiert wurde. Sorgen um den Geisteszustand von Pilot und Passagieren allerdings musste man sich nicht machen. Das Lob war an die U19 von Borussia Dortmund gerichtet, die ihr Youth-League-Spiel bei Apoel Nikosia 2:0 gewonnen hatte.

Aber ein bisschen Realitätsflucht konnte ja nicht schaden, denn für die Profi-Abteilung war der Vorabend auf Zypern verheerend verlaufen. 1:1 hieß es am Ende – ein durchaus angemessenes Ergebnis angesichts des überschaubaren sportlichen Niveaus, das beide Mannschaften geboten hatten.

„Wir sind alle keine Träumer“

Bei BVB-Sportdirektor Michael Zorc war die Laune dementsprechend deutlich schlechter als in der Nachwuchsabteilung. „Je länger das Spiel dauerte, desto mehr haben wir unsere Linie verloren“, haderte er nach der Rückkehr am Dortmunder Flughafen. „Hinterher war es sehr wild, wir hatten dann auch keine Struktur mehr im Spiel.“ Der BVB hatte zwar viel Ballbesitz, wusste diesen aber nur höchst selten in Torchancen umzumünzen. Es fehlte an Tempo, es fehlte an Überraschungsmomenten, es fehlte an Mut und Einsatzbereitschaft. Drei Bälle nur kamen aufs Tor des Außenseiters, darunter der Kopfball von Sokratis, der immerhin das 1:1 sicherte.

Doch das dürfte kaum reichen, um das Achtelfinale noch zu erreichen. „Wir sind ja alle keine Träumer“, meinte Zorc. „Dass wir die sechs Punkte auf Tottenham und Real aufholen, halte ich für äußerst schwierig. Wir müssen jetzt erst mal im Rückspiel zu Hause den dritten Platz festigen, aber vorher in der Liga versuchen, wieder richtig in die Spur zu kommen.“

Denn auch in der Bundesliga zeigte die Leistungskurve zuletzt nach unten, dem schwachen Spiel beim 2:1-Sieg gegen den FC Augsburg folgte die 2:3-Niederlage gegen Leipzig – und nun der blamable Auftritt auf Zypern. Bei der Ursachenforschung taten sich die Dortmunder ähnlich schwer wie auf dem Platz. Die Ausführungen von Trainer Peter Bosz erschöpften sich im Wesentlichen darin, dass das Tempo gefehlt habe und die Mannschaft nun zusammenstehen müsse.

Keine überzeugenden Antworten

Schon während des Spiels waren dem Trainer keine überzeugenden Antworten eingefallen: Weder konnte er der Mannschaft in der Halbzeitpause ihre Lethargie und Verkrampftheit nehmen, noch dem Spiel durch taktische oder personelle Anpassungen eine entscheidende Wende geben. Sportdirektor Zorc sah aber andere in der Pflicht: „Wir haben einfach zu viele Spieler, die nicht hundert Prozent ihres Leistungspotenzials abrufen“, haderte er.

Ausdrücklich eingeschlossen war Roman Bürki, der beim 0:1 gleich doppelt patzte: Erst spielte der Schweizer Torhüter den Ball Gegenspieler Lorenzo Ebecilio in den Fuß, dann ließ er dessen Schuss nach vorne abprallen, was Mickael Poté zum Führungstreffer für die Gastgeber nutzte.

Zorc nimmt Bürki in Schutz

Es war nicht das erste Mal in der laufenden Saison, dass Bürki unglücklich agierte, was auch sein Vorgesetzter Zorc einräumte. Eine Torwartdiskussion wollte er dennoch nicht aufkommen lassen: „Nach dem 0:1 war noch genügend Zeit für die Mannschaft, das Spiel zu drehen“, sagte er. „Roman ist unsere Nummer 1 und bleibt unsere Nummer 1, da gibt es keine Diskussion.“