Dortmund. Erstmals seit der Fan-Randale spielt der BVB gegen RB Leipzig. Die Polizei verdoppelt die Einsatzkräfte. Die Fans planen einen Protestmarsch.
Nein, ein Spiel wie jedes andere ist das nicht, sagt Torsten Schild. „Es ist schon ein gewaltiger Druck da“, meint der Vorstandsvorsitzende der Fanabteilung von Borussia Dortmund. Am Samstag (18.30 Uhr/Sky) steht das Heimspiel gegen RB Leipzig an – und das versetzt die Klubs, ihre Fans und die Polizei in erhöhte Alarmbereitschaft. Denn beim ersten Aufeinandertreffen beider Klubs am 4. Februar griff ein Mob aus BVB-Anhängern vor dem Stadion einige Leipziger Anhänger an. Sechs Gästefans und vier Polizisten trugen Verletzungen davon. Im Stadion wurden gewaltverherrlichende und beleidigende Plakate präsentiert.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gibt sich entspannt
Vor dem Wiedersehen ist die Anspannung nun groß – wenngleich man sich beim BVB entspannt gibt: „Grundsätzlich glaube ich, dass alle gelernt haben aus der Situation“, sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im Gespräch mit dieser Zeitung. „Insofern bin ich verhalten optimistisch, dass wir das ordentlich über die Bühne kriegen.“ Besonders wichtig dabei sei die Rolle der Sicherheitskräfte: „Die entscheidende Lehre ist schonmal insofern gezogen, als dass die Polizei das Spiel mit deutlich größerer Präsenz überwacht als beim letzten Mal“, so Watzke. „Damals waren einfach deutlich zu wenig Polizisten im Einsatz.“
Mehr als doppelt so viele Einsatzkräfte wie beim letzten Mal seien nun im Einsatz, sagt Einsatzleiter Ed Freyhoff, ohne allerdings eine konkrete Zahl zu nennen. Von etwa 1000 Polizisten ist zu hören.
Die späte Anstoßzeit von 18.30 Uhr passt der Polizei nicht: „Wenn wir uns das aussuchen dürften, würden An- und Abreise der Fans immer bei Tageslicht stattfinden“, sagt Sprecherin Cornelia Weigandt. Dennoch sieht man sich gerüstet und kündigt an, Provokationen schon im Keim zu ersticken.
„Wer Gäste anpöbeln oder angreifen will, wird eine sehr aktive Polizei erleben“, sagt Einsatzleiter Freyhoff. „Wir haben auch schon über Dinge hinweg sehen können, aber diesmal ist die Schwelle, ab der wir einschreiten, extrem niedrig.“ Auch der Klub setzt deutlich mehr Ordner ein, will aber genaue Maßnahmen nicht verraten.
Auf wenig Begeisterung stößt ein Aufruf des Bündnisses „Südtribüne Dortmund“, in dem sich viele Ultras und weitere aktive Fans versammeln: Auf seiner Homepage lädt es alle Fans ein, am Samstag gemeinsam zum Stadion zu marschieren, um „ein starkes Zeichen gegen den RB-Konzern und sein Verständnis von Fußball“ zu setzen – und wohl auch gegen die DFB-Strafe von damals: Wegen der Plakate wurde die Südtribüne für ein Bundesligaspiel gesperrt, 24 454 Fans mussten draußen bleiben. Eine Strafe, die der BVB und sein Anhang noch immer als ungerecht empfinden. „Das, was da passiert ist, hat im Fußball grundsätzlich nichts zu suchen“, sagt Fanvertreter Schild. „Aber genauso wenig sollte man alle BVB-Fans und auch nicht alle 25 000 Fans auf der Süd unter Generalverdacht stellen.“
22 Stadionverbote, elf Strafbefehle
Die Aufarbeitung der Ereignisse ist „im Wesentlichen abgeschlossen“, so Watzke. Knapp über 20 Stadionverbote hat der BVB verhängt, für Plakate im und Ausschreitungen vor dem Stadion.
Polizei und Staatsanwaltschaft leiteten 168 Strafverfahren ein, von denen bislang elf in Strafbefehlen mündeten. In fünf Fällen wurde Anklage erhoben, eine Verurteilung gab es bislang. Von den Plakaten im Stadion stufte die Polizei vier als strafrechtlich relevant ein.