Dortmund. In einem GQ-Interview spricht der Star von Borussia Dortmund über seinen Kreuzbandriss aus dem Pokalfinale. Der 28-Jährige verrät, wer ihn durch die Reha gebracht und dass er sich nochmal einen Wechsel vorstellen kann.

Marco Reus hat sich in einem Interview mit dem Männermagazin GQ über seine Verletzungen und die Zeit nach dem Kreuzbandriss, erlitten im DFB-Pokal-Finale gegen Eintracht Frankfurt im zurückliegenden Sommer, geäußert. „Das war Himmel und Hölle zugleich“, sagte der Offensiv-Star von Borussia Dortmund zum Tag nach dem Pokalfinale, als die Mannschaft in Dortmund wild feierte und er die niederschmetternde Diagnose erhielt. Danach habe er geweint. Schon zwei große Turniere mit der Nationalmannschaft, die WM 2014 und die EM 2016, hat der 28-Jährige verletzungsbedingt verpasst. Ob er es zur WM 2018 in Russland schafft, muss sich erst noch nach überstandener Reha im Frühjahr zeigen.

Dass ihm durch sein Verletzungspech schon der ein oder andere Titel entgangen ist, ist Reus durchaus bewusst. „Der Fußballgott ist aber leider nicht immer gerecht. Wäre er das, dann hätte er ja schon nach meiner ersten Verletzung sagen müssen: Jetzt reicht’s! Dann nach der zweiten: Jetzt reicht’s aber wirklich! Und jetzt nach dem Kreuzbandriss müsste er mir in meinen letzten acht Jahren jedes Jahr mindestens einen Titel schenken.“ Trotzdem sei er aber niemandem böse. Reus erzählte zudem, dass so ein langwieriger Heilungsprozess an den Nerven zerrt: „Man fällt sechs oder sieben Monate aus und weiß, dass man die Heilung nicht beschleunigen kann. Da muss man im Kopf schon stabil sein.“

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Schwere Stunden bis zur Diagnose

Besonders die Stunden nach der Verletzung bis zur Diagnose beschrieb der Nationalspieler als besonders schwer. „Als für die anderen die Feier mit einer Busfahrt durch Dortmund begann, bin ich noch mal ins Krankenhaus gefahren und habe ein MRT machen lassen. Ich wollte schnell Gewissheit haben. Ich konnte die Diagnose Kreuzbandriss in dem Moment noch gar nicht so richtig realisieren, weil ich noch voller Adrenalin war. Du hast dafür noch gar nicht den Kopf. Erst nach der Operation wurde mir bewusst, dass ich erst einmal für einen längeren Zeitraum weg bin.“ Nach drei Wochen in der Reha habe er dann einen richtigen Hänger gehabt: „Ich hatte richtig die Schnauze voll, weil es klar ist, dass du auch nach zwölf oder 16 Wochen immer noch nicht richtig laufen kannst. Du wirst mental brutal getestet, weil du immer allein arbeiten musst. Klar, du hast einen Rehatrainer, der dir hilft, aber es ist schon etwas anderes, wenn du mit deinen 25 Mitspielern trainieren kannst oder dich allein pushen musst.“

Seine Freundin Scarlett habe ihm dann mental geholfen, „ich wäre ohne sie kaputtgegangen.“ Vier Monate nach der Operation sei Reus jetzt in einer Phase, in der „die Fortschritte sich im Rahmen halten.“ Das Knie sei aber inzwischen schon wieder so heil, dass er sich bei der täglichen Arbeit im Kraftraum bremsen müsse: „Ich darf nicht härter arbeiten, weil die Gefahr zu groß ist, dass das Knie durch eine zu hohe Belastung hinterher zu instabil ist.“ Allerdings würde er große Opfer bringen, um wieder schneller auf dem Rasen zu stehen: „Wir Topspieler verdienen viel Geld, dafür müssen wir teilweise einen hohen gesundheitlichen Preis akzeptieren. Es kommt mir aber nicht nur auf das Geld, sondern vielmehr auf die Gesundheit an. Jetzt werden einige sagen, der verdient doch so viel Geld, aber in dem Moment ist dir das egal. Das ganze Geld würde ich verschenken, um gesund zu sein, um meinen Job ausführen zu dürfen. Für das, was ich liebe: Fußball zu spielen!“

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Reus: "Aufgeben war für mich nie eine Option"

Deswegen habe er auch nie daran gedacht, aufzugeben: „Auf keinen Fall, das war für mich nie eine Option! Natürlich ist Reha kein Zuckerschlecken, aber ich bin sehr froh, dass ich meine Freundin, Familie und Freunde habe, die mir in der immer noch schweren Zeit zur Seite stehen.“ Einen genauen Zeitpunkt für seine Rückkehr legt er aber noch nicht fest: „Ich werde dann wieder auf dem Platz sein, wenn mein Körper mir signalisiert, dass er so weit ist. Es geht dann auch um das Vertrauen, was man zu seinem Körper haben muss. Wenn dann der erste Zweikampf kommt, die erste Grätsche, der erste Schuss, die erste unglückliche Situation – da fragst du dich natürlich: Hält das Knie? Wenn das alles positiv ausgeht, dann weiß man, dass man wieder voll spielen kann. Ob das dann aber im Januar, Februar oder März ist, das weiß ich jetzt noch nicht und spielt auch keine Rolle für mich.“

Wenn er wieder gesund ist, kann er sich zudem vorstellen, auch nochmal für einen anderen Klub zu spielen. „Es gibt schon international vier, fünf Vereine, die mich reizen“, so Reus, dessen Vertrag 2019 endet. „Am 31. Mai 2019 werde ich 30 Jahre alt. Das wäre dann mein letzter großer Vertrag und meine letzte Möglichkeit, noch einmal etwas anderes auszuprobieren. Ich finde, ich muss so ehrlich und fair sein – und sagen, dass ich jetzt noch nicht weiß, wohin es mich verschlägt. Im Moment fühle ich mich in Dortmund total wohl. Ich mache mir über die Zeit ab 2019 auch noch keine Gedanken.“ (ab)