Dortmund. Mithilfe des Videobeweises besiegt Borussia Dortmund den 1. FC Köln mit 5:0. Der BVB ist selbst nicht glücklich. Ein Kommentar.
Vier Spieltage sind jetzt in der Bundesliga-Saison gespielt, und es wird nicht besser: Die Spielleitung mithilfe des Videobeweises ist noch immer nicht auf dem Niveau, das man uns Fans vor dem Saisonstart versprochen hat.
Immer wieder kommt es zu Entscheidungen, die im Stadion nicht nachzuvollziehen sind und für Verwirrung sorgen. Zuletzt am Sonntagabend in Dortmund. BVB gegen 1. FC Köln Letzte Minute vor der Halbzeit beim Stand von 1:0.
Nicht ohne Grund werden die Kölner danach eine Neuansetzung fordern. Die Sachlage: Der Kölner Torwart Horn lässt den Ball im Torraum fallen, der Dortmunder Sokratis spitzelt den Ball über die Torlinie, Schiedsrichter Ittrich pfeift ab. Angeblich sei der Torwart gestört worden.
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Die Dortmunder Spieler meckern nicht lange. Der Kontakt zum Torwart mag dünn gewesen sein — was soll’s. Plötzlich der Pfiff: Ittrich zeigt Richtung Mittelpunkt, was bedeuten soll: doch Tor! Es steht 2:0. Die Dortmunder jubeln, die Kölner schimpfen.
Der Grund: Der Schiedsrichter habe gepfiffen, bevor der Ball über die Torlinie rollte. Betonung auf: bevor. Darum hätte der Schiedsrichter auch dank Videobeweis nicht auf Tor entscheiden dürfen. Da mag BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke schimpfen, wie er will: Die Kölner haben recht.
Ist der Videobeweis jetzt eine Besserung? Der Kölner Manager Jörg Schmadtke und sein Trainer Peter Stöger rennen mit Halbzeitpfiff zum Schiedsrichtergespann, um sich über den Zickzackkurs auf dem Rasen zu beklagen. Man kann sie verstehen. Genutzt hat es nicht.
Die Intervention war — technisch betrachtet — richtig. Aber glücklich sieht niemand dabei aus. Vielleicht muss man sich noch daran gewöhnen, dass der Torjubel zeitversetzt einsetzt. Vielleicht geht dem Fußball etwas verloren, das eben nicht durchgeplant werden sollte.
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Unweigerlich erinnert man sich an den Tag vorher. VfB Stuttgart gegen VfL Wolfsburg. Der Wolfsburger Torwart Casteels springt VfB-Kapitän Gentner ins Gesicht, Alarm auf dem Rasen. Alle sehen es. Nur nicht Schiedsrichter Winkmann und und sein Video-Kollege. Weiterspielen!
Wann bringt der Videobeweis einen Nutzen? Und wann nicht?
Damit kein Missverständnis aufkommt: Irren ist menschlich. Erst recht bei Schiedsrichtern, die ein immer schnelleres Spiel pfeifen müssen. Und Borussia Dortmund hätte das Spiel auch ohne Videobeweis gewonnen. Aber das zweite Tor war zweifellos ein Regelverstoß.
Noch im Frühjahr hatte der ehemalige Fifa-Schiedsrichter Krug angekündigt, zwei von drei Fehlern könnten mit dem Videobeweis vermieden werden. Gefühlt sind es weit weniger. Und selbst wenn man zufrieden sein muss, dass nur jeder zweite Fehler verschwindet: Das ist zu wenig.
Kaum war die zweite Halbzeit im BVB-Spiel angepfiffen, kam der Videobeweis ein zweites Mal zum Einsatz. Diesmal korrigierte der Schiedsrichter einen Zweikampf im Strafraum und pfiff Handelfmeter. Auch das: korrekt. Es fühlt sich nur, wenn man im Stadion ist, unheimlich an.
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Die Außenwirkung ist fatal. Dem Fußball geht, das muss man sagen, etwas Ursprüngliches verloren. Das Warten auf den Videobeweis nervt. Sogar dem eigenen BVB-Anhang, der vom Videobeweis profitierte, war das peinlich. Die Südtribüne rief: „Ihr macht unseren Sport kaputt!“
Tatsächlich war das Spiel gelaufen. Aubameyang verwandelte den Strafstoß, ließ einen zweiten Treffer gegen die resignierenden Kölner folgen. 4:0 nach einer Stunde, später das 5:0 — alle Spannung vorbei.
Nochmals: Die Dortmunder hätten dieses Spiel wohl auch ohne Videobeweis gewonnen. Aber Schiedsrichter Ittrich steht jetzt da wie einer, der gar nichts auf dem Rasen sieht. Wollen wir das? Wollen wir schwache Schiedsrichter auf dem Rasen?
Immerhin teilte die DFL mit, dass technisch alles einwandfrei lief. Technisch: Das umschreibt den Videobeweis wohl am besten. Wenn der Videobeweis nicht Fehler minimiert, sondern neue schafft: Warum braucht man den Videobeweis dann überhaupt?