London. Mit 53 Jahren gibt BVB-Trainer Peter Bosz seinen Einstand in der Champions League. In London will er einen Grundstein fürs Weiterkommen legen.

Zu besonderen Anlässen darf es gern auch die feinere Garderobe sein. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, silberfarbene Krawatte, schwarze Lederschuhe – alles für alle maßgeschneidert. So traten die prominenteren Angestellten von Borussia Dortmund die Reise nach London an, wo der Fußball-Bundesligist am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) vom englischen Vize-Meister Tottenham Hotspur zum ersten Champions-League-Spiel dieser Saison empfangen wird. Doch die Aufmachung warf auch Fragen auf.

Zum Beispiel warum Julian Weigl sich der Uniformierung zumindest teilweise entzog. Zum teuren Tuch trug der Mittelfeldstratege bloß Turnschuhe. Die Antwort: Beim an den Fuß angepassten Schuhwerk hatte man sich zwar nicht vermessen, dennoch drückt die Narbe unangenehm, die von seinem Knöchelbruch zurückbleibt. Für einen Einsatz dürfte es nach seiner Rückkehr auf den Platz bei der U23 am vergangenen Wochenende noch etwas früh sein.

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Eine andere Frage ist die nach der Kragenweite des Trainers. Sein Hemd saß perfekt, aber der Dresscode in der Liga der Könige ist Peter Bosz neu. Für den 53-Jährigen ist dies der erste Auftritt in der Champions League. Dort das richtige Maß zu finden, wird seine Aufgabe sein. 2016 klopfte er an die Pforte des Fußball-Adels, aber zur ehrenwerten Gesellschaft erhielt er keinen Zutritt.

In der letzten Qualifikationsrunde unterlag er im entscheidenden Spiel mit Ajax Amsterdam beim russischen Außenseiter FK Rostov mit 1:4. Ein übles Ergebnis für einen Klub mit der Europapokal-Geschichte Amsterdams.

Seine Mannschaft verstand damals noch nicht, was er von ihr sehen wollte, zudem war der Kader erst wenige Tage zusammen. In der Europa League führte Bosz die Niederländer dann bis ins Finale.

BVB-Trainer Bosz: "Das ist das höchste Niveau"

Nun also ist er oben angekommen. „Das ist das höchste Niveau, auf dem man spielen kann“, sagte Bosz am Dienstagabend vor dem Abschlusstraining im Wembley-Stadion. Und man weiß nicht so recht, ob es ehrfürchtig klingt oder doch nur nüchtern. Ob er aufgeregt ist? „Dafür haben wir keine Zeit. Man muss sich vorbereiten, das haben wir gemacht.“ Mutig will er seine Elf spielen sehen gegen einen Gegner, der seinem Team von der Spielphilosophie her ähnelt. „Wir sind da, um zu gewinnen“, sagt Bosz. Es wäre Dortmunds 50. Sieg im 101. Königsklassenspiel.

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„Wer in der Europa League bis ins Finale kommt, der hat keine Angst vor der Gruppenphase der Champions League“, verspricht BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Und doch drückt der Schuh ein wenig. Zumindest in der Defensive. Die Innenverteidiger Marc Bartra (Leistenbeschwerden) und Neven Subotic (erkrankt) reisten ebenso nicht mit nach London wie Kapitän und Linksverteidiger Marcel Schmelzer (Außenbandteilriss). Subotic könnte am Spieltag nachreisen. Ömer Toprak, Dan-Axel Zagadou und Jeremy Toljan stehen als Ersatz bereit.

„Aber Jeremy braucht noch Zeit“, sagt Bosz über die Einsatzchancen des Neuzugangs. Denkbar ist, dass Andrey Yarmolenko in der Offensive zum Einsatz kommt. Denn ein eigenes Tor, sagt Watzke, sagt Bosz, wäre wichtig und am besten mindestens ein Punkt.

Laut dem BVB-Boss kommt der Trainer-Premiere eine besondere Bedeutung zu. „Ich glaube schon, dass in der Gruppe eine Vorentscheidung im Duell mit Tottenham fällt, aber dazu bedarf es zweier Spiele“, sagt er und verweist auf den Favoriten in der Vorrundengruppe: „Dass Real Madrid am Ende Dritter wird, dafür fehlt mir die Fantasie.“ Mit anderen Worten: Die Hoffnung, vor dem Titelverteidiger zu landen, ist vermessen.