Freiburg/Dortmund. In Freiburg verliert der BVB nicht nur zwei Punkte, sondern auch zwei Spieler. Schmelzer fehlt sechs Wochen, Bartra kürzer. Auffallend: die spielerische Armut.

Der Schein wurde gewahrt. Marc Bartra zog sich ein Trikot über, als wenn nichts wäre. Auch Marcel Schmelzer saß da in seinem gelben Hemdchen von Borussia Dortmund, dazu Hose, Stutzen. Spielbereit. Zumindest auf dem Mannschaftsfoto, das am Sonntagmittag am Trainingsgelände aufgenommen wurde, sah es fast so aus. Etwas mehr über die Wahrheit erzählte die üppige Plastikschiene, die Schmelzer an seinem rechten Bein trug. Ein unschönes Souvenir aus Freiburg, wo der BVB beim 0:0 gegen den Sport-Club zwei Punkte verlor – und auch noch jene zwei Spieler.

Der Start in eine Phase von drei Wochen mit insgesamt sieben Spielen gerät somit sorgenvoll. In eine Phase, in der sich der bisherige Erfolg mit zwei gegentorlosen Siegen aus zwei Spielen verstetigen sollte. Eine Phase, in der sich weisen muss, ob der Tabellenführer auch dann noch so gute Ergebnisse abliefert, wenn er alle drei Tage spielen muss, wenn Trainer Peter Bosz Teile seines bisher bevorzugten Personals wegen steigender Belastungen mal austauschen will. Nun muss er schon.

Harte Freiburger Spielweise

Schmelzer, gerade erst von einer siebenwöchigen Pause wegen eines Außenbandanrisses im selben Fuß genesen, fällt nun erneut sechs Wochen aus. Diagnose: Teilriss im Sprunggelenk. Zugezogen hatte er sich die Verletzung bei einem Tritt des Freiburgers Yoric Ravet nach 27 Minuten. Kurios in der Szene: Schiedsrichter Benjamin Cortus entschied zunächst auf Gelb für den Übeltäter, zog aber den Videobeweis zu Rate und zückte dann die Rote Karte. Erst löste das Unverständnis auf Freiburger Seite aus. „Ich habe die Szene gesehen: Da ist Rot vertretbar“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich später. Allerdings betonte er auch: „Wenn er Gelb gibt, macht er keinen Fehler.“

Dortmunds Michael Zorc war anderer Meinung. „Die Karte war ja nicht rot, die war dunkelrot.“ Der Sportdirektor war in Rage. „Die erneute Verletzung von Marcel Schmelzer tut richtig weh“, sagte er und nahm durchaus Anstoß an der Spielweise des Gegners: „Freiburg hat mitunter sehr hart gespielt und ist zum Teil von hinten in die Zweikämpfe gegangen. Wenn der Schiedsrichter früher einmal Gelb gezeigt hätte, dann hätte die Verletzung vielleicht verhindert werden können.“

Und auch um Innenverteidiger Marc Bartra bangt der BVB vor dem ersten Champions-League-Spiel am Mittwoch (20.45 Uhr) in London gegen das englische Top-Team Tottenham Hotspur. Der Spanier verließ das Feld noch vor Schmelzer. Der Grund sind muskuläre Probleme in der Leiste. „Von Tag zu Tag“, richtete der Verein aus, werde geschaut, ob er ins Training zurückkehren kann.

Bosz muss sein Personal nun neu ordnen. Bartra könnte durch Ömer Toprak ersetzt werden, was defensiv weniger Stirnrunzeln auslöst als die Tatsache, dass Bartra den Ball am gepflegtesten von allen Innenverteidigern nach vorn tragen kann. In Schmelzers bisheriger Absenz vertrat ihn Neuzugang Dan-Axel Zagadou, der allerdings auch im Zentrum der Defensive zuhause ist. Weitere Alternative: Jeremy Toljan, frisch aus Hoffenheim geholt. „Wir sind vor dem Hintergrund der Schmelzer-Verletzung froh, dass wir ihn noch verpflichtet haben“, sagt Zorc. In Freiburg stand Toljan nicht im 18 Profis umfassenden Kader, sondern war als 19. Mann dabei, „um die Abläufe und unsere Spielweise kennen zu lernen. Er wird jetzt sicher in den Kader rücken“, so Zorc.

Spielerische Armut

Dass sich zu den personellen Problemen auch noch jene spielerische Armut gesellte, die kein Tor in einer Stunde Überzahl erlaubte, trug nicht zur allgemeinen Erheiterung bei. Doch es besteht bei Schwarz-Gelb Hoffnung, dass es sich um eine singuläre Erscheinung handelte gegen einen Gegner, der sich in Unterzahl bis in den eigenen Strafraum zurückzog. „Wir haben eigentlich die Qualität, trotzdem ein Tor zu machen“, befand Trainer Peter Bosz. Eigentlich.