Bad Ragaz. Borussia Dortmund hofft auf einen erfolgreichen Einstand des neuen Trainers Peter Bosz. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ist zuversichtlich.
- Hans-Joachim Watzke hat im Interview mit der dpa über die Entlassung von Thomas Tuchel gesprochen
- Der BVB-Boss hofft, dass bei der Borussia jetzt Ruhe einkehrt
- Watzke glaubt nicht an Wechsel von Aubameyang noch in diesem Sommer
Der Blick zurück fällt Hans-Joachim Watzke nicht leicht. Erst nach gut zweimonatiger medialer Abstinenz kehrt der Geschäftsführer von Borussia Dortmund allmählich wieder in die Öffentlichkeit zurück. Die turbulente Saison mit der Sperrung der Südtribüne, dem Bombenattentat auf den Teambus und dem wochenlangen Medienhype um die Trennung von Trainer Thomas Tuchel hinterließ Spuren.
"Das vergangene Halbjahr hat wirklich allen Beteiligten sehr zugesetzt. Wenn wir die vergangenen acht bis zehn Jahre betrachten, war es definitiv das anstrengendste Jahr für uns alle", bekannte der BVB-Boss in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem die Schlagzeilen, er habe die Trennung von Tuchel mehr oder weniger im Alleingang betrieben, veranlassten ihn zum Rückzug. "In dieser Zeit habe ich keine Interviews gegeben und mich bewusst zurückgezogen", kommentierte Watzke.
Doch der von allen Entscheidungsträgern des Vereins mitgetragene Entschluss, die Zusammenarbeit mit dem eigentlich erfolgreichen Coach zu beenden, sei folgerichtig gewesen: "Die bequemste Entscheidung wäre doch gewesen, wenn wir uns nach dem Pokalsieg vier Wochen lang für alles hätten feiern lassen. Aber dann startest du in die Vorbereitung und stellst fest, die Probleme sind alle noch da. Wenn man von etwas wirklich überzeugt ist, dann muss man es auch tun."
Der 58 Jahre alte Diplom-Kaufmann hofft, dass mit Tuchel-Nachfolger Peter Bosz wieder mehr Ruhe einkehrt. "Er ist im persönlichen Umgang sehr verbindlich, aber hart in der Sache. Man muss ihm Zeit geben, um seine Vorstellungen umzusetzen", sagte Watzke. Schließlich müsse sich der Revierclub in der Saison auf große Herausforderungen einstellen: "Das Rennen um die ersten Plätze wird enger, davon bin ich überzeugt. Leverkusen, Mönchengladbach, Schalke - sie können sich nun komplett auf die Bundesliga konzentrieren, werden dadurch deutlich stärker und versuchen, uns den Rang abzulaufen."
Vieles spricht für die Bayern
Im Titelkampf spricht seiner Meinung nach wieder viel für einen Alleingang des FC Bayern. "Solange keiner diese große ökonomische Lücke zu den Bayern schließt, wird es immer eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit geben, dass sie Meister werden. Jedenfalls dann, wenn sie - wie in den vergangenen Jahren - alles richtig machen." Ein anderes Szenario wollte Watzke jedoch nicht gänzlich ausschließen: "Irgendwann wird es auch mal wieder eine Phase geben, in der das nicht mehr so ist. Da muss man schauen, dass man dann wieder zur Stelle ist."
Noch schwieriger als Rang zwei im nationalen Ranking zu verteidigen, sei es, sich in den Top Ten der europäischen Elite zu behaupten. "Im internationalen Fußball explodieren auf Top-Niveau die finanziellen Aufwendungen. Clubs wie Manchester United, Manchester City oder der FC Liverpool pumpen immense Summen in ihre Kader", sagte Watzke, "die kommen alle mit 280 Stundenkilometern auf der linken Spur mit Lichthupe angerauscht und wollen uns verdrängen."
Zwei Spieler könnten dazu beitragen, die Position der Borussia zu festigen. Die Fortschritte des nach einer Stoffwechselerkrankung ins Teamtraining zurückgekehrten Mario Götze stimmen Watzke zuversichtlich: "Bei Mario spürst du, dass er befreit ist, weil es ihm deutlich besser geht. Dadurch ist er wieder in der Lage, andere Leistungen abzurufen. Er macht auf mich einen sehr gelösten, aber auch sehr fokussierten Eindruck."
Aubameyang-Spekulationen lassen Watzke kalt
Darüber hinaus setzt Watzke auf die Torgefahr von Pierre-Emerick Aubameyang. Die jüngsten Medienspekulationen, wonach der Torschützenkönig der vergangenen Saison, im Winter den Verein Richtung China verlässt, lassen den BVB-Chef kalt: "Definitiv kannst du heute im Fußball gar nichts mehr garantieren. Aber wir gehen fest davon aus, dass er diese Saison für Borussia Dortmund spielt. Ein Szenario, unter dem das nicht so sein sollte, ist aktuell nur ganz schwer vorstellbar. Was da in den vergangenen Wochen an Transfergerüchten in einigen Medien konstruiert wurde, war teilweise kompletter Wahnsinn." (dpa)