Essen. Der FC Schalke 04 gratulierte dem BVB zum Pokalsieg - doch die Gratulation löste Empörung aus. Ein Kommentar über die Auswüchse der Rivalität.
- Der FC Schalke 04 gratulierte dem BVB zum Pokalsieg
- Doch die Gratulation löste Empörung aus
- Ein Kommentar über die Auswüchse der Rivalität
Nachdem Borussia Dortmunds Spieler in Berlin im Goldregenschauer gestanden hatten, wurde ihnen am späten Samstagabend noch ein knapper Gruß aus Gelsenkirchen übermittelt. „Glückwunsch, BVB“, twitterte der FC Schalke 04 in aller Kürze. So nett, so gut?
Von wegen. Kaum war die Gratulation zum Pokalsieg im Netz, löste sie auch schon Entrüstung und Empörung aus. Man hätte vermuten können: eher auf Dortmunder Seite, schließlich war die Formulierung kaum mehr als eine Höflichkeitsfloskel. Umarmt durfte sich damit kein Borusse fühlen. Es schien doch so, als habe man einem Rivalen förmlich die Hand gereicht, dabei aber desinteressiert weggeschaut.
Es waren jedoch vor allem Anhänger des FC Schalke 04, die reflexartig wütend wurden. „Geht’s noch?“ war eine der harmloseren Fragen an die Social-Media-Abteilung der Königsblauen. Die Beschimpfungen gingen von „Arschkriecherei!“ über „Habt Ihr sie noch alle?“ bis hin zu „Wir sind Schalker und Ihr nicht!“ Die „pseudomäßige Political Correctness“ sei „völlig unangebracht“, wurde behauptet. Quintessenz: „Wie kann man sich bei der Rivalität nur so anbiedern?“
Muss man solche Reaktionen verstehen?
Missgunst statt Mäßigung, Aggressivität statt Anstand: Wir leben in Zeiten der ungezügelten Meinungsäußerung, gerade in den sozialen Netzwerken schaukeln sich die Kontrahenten gegenseitig hoch. Selbst nach so einem harmlosen kurzen Tweet. Es ist nicht zu fassen.
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Vor genau 20 Jahren waren „Ruhrpott“-Rufe durch die Stadien geschallt, nachdem innerhalb einer Woche Schalke den Uefa-Cup und der BVB die Champions League gewonnen hatten – solche Solidarität ist heutzutage leider utopisch. Dafür ist zu viel vorgefallen in den vergangenen Jahren, nicht nur bei den Derbys. Schalkes Fans regen sich auch deshalb so auf, weil sie nicht vergessen haben, wie viel Häme ihnen nach Misserfolgen aus Richtung Dortmund entgegenschlug. Aber: Muss immer alles gleich eskalieren?
Der FC Schalke 04 hat doch weder vor, einen gemeinsamen Fanschal herauszugeben, noch hat jemand verlangt, dass künftig in der Arena „Schwarz und Gelb, wie lieb ich dich“ gesungen werden soll. Bei aller Rivalität muss es doch noch möglich sein, einen sportlichen Sieg ebenso sportlich anzuerkennen.
Die Stimmen der Vernunft waren in der Minderheit, aber es gab sie. „Ein Zeichen des Respekts, an dem sich andere ein Beispiel nehmen können, anstatt blind zu hassen“, war zu lesen. Und auch: „In Zeiten voller Terror, Hass und Gewalt tut ein wenig Fairness gut.“
Liebe Schalker, liebe Dortmunder: Es geht nur um Fußball.