Dortmund. Am Montag spielt die U19 des BVB im Stadion der Profis gegen den FC Bayern München um die Deutsche Meisterschaft. Trotz aller Finalerfahrung: Von einer Favoritenrolle will man beim BVB nichts wissen.
- Am Montag spielt die U19 des BVB im Stadion der Profis gegen den FC Bayern München um die Deutsche Meisterschaft
- Trotz aller Finalerfahrung: Von einer Favoritenrolle will man beim BVB nichts wissen
- Anstoß in Dortmund ist um 19.30 Uhr
Irgendwann in der vergangenen Woche liefen sich Norbert Dickel und Benjamin Hoffmann über den Weg. Der eine ist Stadionsprecher bei Borussia Dortmund, der andere trainiert die U19, die am Montagabend im Signal Iduna Park das Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen den FC Bayern München bestreitet (19.30 Uhr/Sport1). Ob denn Dickel nicht den Stadionsprecher machen wolle, fragte Hoffmann. „Nein, das ist ja eine DFB-Veranstaltung“, antwortete der BVB-Stadionsprecher. Außerdem freue er sich, mal ein Spiel im Stadion ansehen zu können, ohne arbeiten zu müssen. „Und wir freuen uns, dass wir mal im Stadion arbeiten dürfen“, entgegnete Hoffmann.
Man gibt sich betont entspannt in Dortmund vor dem Endspiel. Im Training wurde alles gemacht wie immer, man blieb im gewohnten Rhythmus. Die Vorfreude ist dennoch groß. In dem Stadion, wo sonst die Profis spielen, würde man gerne den Zuschauerrekord für ein U19-Meisterschaftsspiel in Deutschland aufstellen. Der liegt bislang bei 23.000, aufgestellt beim Finale zwischen Schalke 04 und Rot-Weiss Essen im Jahr 1976. Vor allem aber wollen sie zum zweiten Mal in Folge mit der U19 die Meisterschaft holen.
Kulisse soll Antrieb sein
Die Kulisse soll dabei mehr Antrieb als Hemmnis sein: „Wir müssen den richtigen Punkt finden zwischen Motivation und Übermotivation“, meint Hoffmann. Auf keinen Fall soll die ungewohnte Kulisse dazu führen, dass man zu viel will, sich nicht an den gemeinsamen Plan hält und wild wird. Da soll die Erfahrung der Etablierteren helfen: Dzenis Burnic hat sich immer hin schon aufgewärmt vor der vollbesetzten Südtribüne. Der derzeit verletzte Jacob Bruun Larsen hat hier gespielt und getroffen, Christian Pulisic und Felix Passlack haben schon eine ganze Reihe Pflichtspiele im Dortmunder Stadion vorzuweisen. Sie alle sprachen in den vergangenen Tagen zur Mannschaft, versuchten zu vermitteln, wie es sich in einer solchen Atmosphäre Fußball spielen lässt. „Das wird überragend“, freut sich Burnic.
Gerade er und Passlack sollen mit ihrer Erfahrung vorangehen. Beide haben die Chance, zum vierten Mal in Folge Deutscher Meister zu werden. Zweimal waren sie es mit der U17, einmal schon mit der U19. „Darüber hinaus gibt es mit Sahin Kösecik, Patrick Fritsch und Jan Binias drei weitere Spieler, die immer zum Kader gehört haben oder selbst gespielt haben und die Möglichkeit haben, zum vierten Mal Meister zu werden“, sagt Hoffmann. Es sind Erfahrungen, von denen seine Mannschaft nun profitieren soll.
Vor allem Burnic, der bereits einen Profivertrag beim BVB hat, ist „der Kopf der Mannschaft, der immer wieder vorweggeht, der aber auch in der Kabine alles regelt“, wie Trainer Hoffmann sagt. Ein Kapitän, der intern für gute Stimmung sorgt – im Zweifel aber auch für die nötige Disziplin. „Wenn jemand zu spät zum Physio kommt, wird er von Dzenis erstmal gemaßregelt“, erzählt Hoffmann. „Denn im Team muss man sich an Regeln halten und er sorgt dafür, dass die eingehalten werden. Er sorgt dafür, dass die Jüngeren nicht abheben und dementsprechend hat er eine sehr wichtige tragende Rolle als Kapitän in der Mannschaft.“ Im Halbfinal-Hinspiel gegen den VfL Wolfsburg sorgte der zentrale Mittelfeldspieler zudem mit zwei Treffern für den 3:2-Sieg und die Grundlage fürs Weiterkommen.
Elgert spricht von einem "Jahrhundert-Jahrgang"
Das macht auch einige Kilometer weiter westlich Eindruck: „Dortmund spielt mit einem unglaublichen Selbstverständnis“, lobt Norbert Elgert, Trainer der Schalker U19 und spricht gar von einem „Jahrhundert-Jahrgang“. Bayern sei zwar sehr, sehr stark. „Aber sie werden vieles noch besser machen müssen, ich sehe Dortmund schon als Favorit.“
Es sind Worte, die Hoffmann nicht so gerne hört: „Wir sind kein Favorit. Wir wären es vielleicht, wenn wir die alle dabei hätten“, sagt er. Doch Mittelstürmer Janni Serra hat nach langer Verletzungspause noch nicht die Kraft für viel Spielzeit, auch Innenverteidiger Patrick Fritsch fehlte praktisch die gesamte Saison, Top-Torjäger Bruun Larsen fehlt seit längerem verletzt, Pulisic ist bei der Profimannschaft unabkömmlich und für das Endspiel kein Thema.
BVB muss auf Mangala verzichten
Und im Halbfinale sah Orel Mangala Gelb-Rot, auf seine enorme körperliche Präsenz müssen die Dortmunder gegen Bayern verzichten. „Es geht nicht nur um seine Physis“, sagt Hoffmann. „Auch die Ballkontrolle, die Orel Mangala im Spiel hat, seine Übersicht, die Pässe die er spielen kann und die Ruhe, die er auch in engen Situationen bewahrt, die er am Ball ausstrahlt. Die wird uns auf jeden Fall fehlen.“
Und dann ist da ja noch der Gegner, der gegen Schalke in nur einer Halbzeit einen 1:4-Rückstand wettmachte. „Das muss Warnung genug sein“, meint Hoffmann. „Welche Qualität Bayern hat, haben sie in diesen 45 Minuten bewiesen.“