Dortmund. Vor dem BVB-Spiel gegen Hoffenheim waren Äußerungen von Hans-Joachim Watzke in einem Interview mit dieser Zeitung das große Thema. Ein Kommentar.

Thomas Tuchel war allem Anschein nach angefressen. Schwer angefressen. Hans-Joachim Watzke, der BVB-Geschäftsführer und Vorgesetzte, hatte sich zu Wort gemeldet. Mit einem Interview gegenüber dieser Redaktion, das am Spieltag erschien, sorgte er für größtes Aufsehen. Und es gab jene, die sich darüber empörten, wie es der Vereins-Chef wagen könne, mit solch brisanten Äußerungen an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn es am selben Tag um einen großen Schritt Richtung Champions-League-Qualifikation geht.

Tuchel hat sich mit seiner Kritik an der BVB-Chefetage verhoben

Wer diese Anklage führt, verkennt indes die Chronologie der Ereignisse. Dass es in der Partie gegen Hoffenheim um das Minimalziel in der Bundesliga ging, liegt in nicht unerheblichem Maße im Einflussbereich des Trainers.

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Aber noch viel wichtiger: Tuchel war es, der sich mit seiner Kritik an der Chefetage verhoben hat. Zwei Beispiele: Nach der Niederlage in Darmstadt setzte er einen Seitenhieb in Richtung der Bosse. Und nach dem neu angesetzten Champions-League-Viertelfinale gegen Monaco, das wegen eines Sprengstoffattentats abgesagt worden war und am nächsten Tag nachgeholt wurde, kritisierte er nach Spielschluss allzu deutlich den Termin. Und damit auch Watzke, der mit im Krisenstab saß und diese Entscheidung – auch in Ermangelung belastbarer Informationen vom Anschlagsort – mitgetragen hatte. In internen Runden aber soll Tuchel laut Watzke kein Problem mit dem Spieltermin gehabt haben.

Letzteres bleibt ein internes Detail und schwer prüfbar. Aber selbst, wenn es nicht so war: Watzke ist der Chef. Er darf, nein: er muss seine Mitarbeiter, die wichtigsten vor allem, auf eine gemeinsame Linie einschwören und sie an Aufgaben sowie Ziele erinnern dürfen. Dass er es öffentlich tat, mag in Dortmund ungewöhnlich sein. Letztlich ist es das Mittel, das Tuchel wählte. Als Erster.