Bern. Stephane Chapuisat gewann 1997 mit dem BVB die Champions League. Wir haben uns mit ihm über das Viertelfinalspiel in Monaco unterhalten.

  • Interview mit der Dortmunder Sturmlegende Stephane Chapuisat
  • Er hält die BVB-Truppe für zu unerfahren
  • In Dortmund erlebte der die "schönste Zeit" seiner gesamten Laufbahn

Elf Jahre nachdem er seine Karriere als Stürmer bei Lausanne Sports beendete, ist Stéphane Chapuisat (47) noch im Fußball tätig. Seit 2008 ist er technischer Leiter bei den Young Boys Bern, wo er sich unter anderem um die Stürmer kümmert. Im Gespräch mit dieser Zeitung redet er über seine Erinnerungen an den Champions-League-Triumph mit Borussia Dortmund vor 20 Jahren, aber auch über das Drama um den BVB am vergangenen Dienstag.

Herr Chapuisat, was bleibt in Erinnerung von dem Champions-League-Triumph des BVB vor genau 20 Jahren?

Stephane Chapuisat: Das war mit Sicherheit die schönste Zeit meiner gesamten Laufbahn. Nach unserem Sieg gegen Juventus Turin (3:1) im Münchener Olympiastadion waren wir im siebten Himmel. Wir wussten auch einfach, dass es das Highlight in unserer Karriere ist. Außerdem war es als Schweizer noch spezieller, denn es gibt ja nicht viele Spieler, die es aus meiner Heimat geschafft haben, die Champions League zu gewinnen. Ins Finale zu kommen, ist unheimlich schwer, und insbesondere für einen Schweizer noch komplizierter. Dementsprechend war es historisch.

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Was war 1996/1997 die große Stärke von Borussia Dortmund?

Chapuisat: Wir hatten einen top-besetzten Kader mit vielen Einzel-Spielern, die eine große Erfahrung hatten, wie zum Beispiel die deutschen Nationalspieler Jürgen Kohler, Andreas Möller und Karl-Heinz Riedle. Sie haben in den besten Klubs Europas gespielt und dort wichtige Titel erringen können. Wir waren sehr gut organisiert und zu diesem Zeitpunkt waren wir reif für den ganz großen Wurf.

Kann dieser BVB 2016/2017, also genau 20 Jahre danach, den Henkelpott erneut gewinnen?

Chapuisat: Das glaube ich nicht. Auch wenn die Borussia die Hürde Monaco nehmen sollte, gibt es dann im Halbfinale nur noch die Besten. Und egal ob gegen Real Madrid, Bayern München, Juventus oder Atlético, es wäre dann zu schwer, die Sensation zu schaffen, weil mir Dortmund zu jung und zu unerfahren scheint.

Durfte man das Hinspiel Dortmund gegen Monaco in der vergangenen Woche so schnell neu ansetzen, also knapp 24 Stunden nach der Attacke auf den BVB-Bus? Oder war das keine gute Entscheidung?

Chapuisat: Ich weiß nicht genau, wer diese Entscheidung getroffen hat. Vielleicht hätte man dabei mehr an die Spieler denken sollen. Man hat es durchgezogen, doch für die Dortmunder war es definitiv keine einfache Situation.

Wie schätzen Sie nun die Chancen der Borussen am Mittwochabend bei der AS Monaco ein? Das Hinspiel ging 2:3 verloren. . .

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Chapuisat: Es wird eine schwere Aufgabe sein, in Monaco zu bestehen. Die Monegassen sind vor heimischer Kulisse kaum zu schlagen. Aber sie haben zuletzt immer wieder Phasen im Spiel, in denen sie physisch schwächeln wie im Viertelfinale gegen Manchester City. Wenn es der BVB ausnutzen kann, hat er noch Chancen, die Sensation zu schaffen.

Wie lautet Ihr Tipp?

Chapuisat: Vor dem Hinspiel hatte ich 3:1 für den BVB getippt, aber das war vor der Explosion. Dortmund braucht ein Wunder. Im Hinspiel tat der 2:3-Treffer durch Shinji Kagawa unheimlich gut. Klar muss die Borussia ein paar Tore erzielen, aber dieser Elf traue ich es zu. Also: 3:1 für den BVB – und der Einzug ins Halbfinale ist perfekt.