Monte Carlo. BVB-Offensivkünstler Marco Reus muss nicht das Trauma des Anschlags verarbeiten. Vor dem Rückspiel beim AS Monaco ist er zuversichtlich.

  • BVB-Offensivkünstler Marco Reus muss nicht das Trauma des Anschlags verarbeiten
  • Vor dem Rückspiel beim AS Monaco ist er zuversichtlich
  • Reus ist in Monaco der Dortmunder Hoffnungsträger

Es wirkt so normal. Als die Borussia-Spieler am Dortmunder Flughafen abreisen, verabschieden sie etwa 100 schwarz-gelbe Fans. Als das BVB-Flugzeug zwei Stunden später in Nizza landet, strahlt die Sonne. Der Mannschaftsbus steht schon an der Landebahn bereit. Von hier geht es ins Hotel nach Monaco. Es wirkt so normal.

Einzig einige bewaffnete Polizisten erinnern an das Attentat auf den BVB-Bus, von dem die Hintergründe immer noch unklar sind, von dem man nur so viel weiß: Es hätte Tote geben können.

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Allein diese Tatsache macht klar: Das Rückspiel des Champions-League-Viertelfinales bei der AS Monaco (20.45 Uhr/ZDF) kann kein normales Fußballspiel für den BVB sein. Der Anschlag auf das eigene Leben, das abgesagte Hinspiel, das tränenreiche Nachholspiel keine 24 Stunden später, das 2:3 verloren ging. Das alles macht die Partie im mit 18 523 Plätzen kleinen Stade Louis II zu einem emotionalen Ausnahmespiel.

Doch der Ball wird trotzdem rollen, und die Borussia muss mindestens zwei Treffer erzielen, will sie unter die letzten vier Mannschaften Europas. Hoffnung macht die starke zweite Halbzeit im Hinspiel. Hoffnung macht die beeindruckende Leistung beim 3:1-Sieg am Samstag gegen Eintracht Frankfurt. Hoffnung macht einer, für den die vergangenen Tage tatsächlich normaler waren als für die meistens schwarz-gelben Profis: Marco Reus.

Der Offensivkünstler stand im Hinspiel nicht im Kader, war nicht im Bus, erlebte die schrecklichen Explosionen nicht. „Ich war schon am Stadion, dann bin ich direkt nach Hause gefahren, weil für mich klar war, dass das Spiel nicht angepfiffen werden kann“, erklärt der 27-Jährige gestern in Monaco. Und tatsächlich wirkt Reus befreit, unbeschwert. Er lacht viel, lehnt sich bei den Fragen der Journalisten zurück. Da spricht einer, der keine traumatischen Erfahrungen verarbeiten muss. Der sich nach seiner langen Verletzung gut fühlt, einfach nur Fußball spielen will. Einfach kicken, genau das, was den anderen Profis so schwerfällt.

BVB-Star Reus: "Da braucht man keine Motivation"

Er wolle den jungen Spielern jetzt helfen. „Natürlich verarbeitet jeder Spieler das auf seine Art“, meint Reus, „ich habe nachgefragt, ob sie darüber reden wollen.“ Der Offensivspieler glaubt auch, dass so ein Ereignis sehr viel Energie freisetzen kann. „Wir wollen zeigen, was wir können“, sagt Reus. Und: „Es ist Champions League, da braucht man keine Motivation.“ Ein Satz, der so normal ist, dass er vor jedem Champions-League-Spiel gesagt werden könnte.

Doch Normalität kann manchmal auch schön sein.

Reus in der BVB-Pressekonferenz: „Ich fühle mich ausgezeichnet“  

Herr Reus, wie schätzen Sie die Chance auf das Weiterkommen ein?

Marco Reus: Die Chancen stehen Fifty-Fifty. In unsere Mannschaft steckt enorme Qualität. Wir haben in den letzten Tagen einen besonderen Teamgeist entwickelt. Das wollen wir nutzen.

Sie saßen bei dem Anschlag nicht im BVB-Mannschaftsbus. Wie haben Sie den Anschlag erlebt?

Reus: Ich war nicht im Bus, ich war schon am Stadion, dann bin ich direkt nach Hause gefahren, weil für mich klar war, dass das Spiel nicht angepfiffen werden kann.

Wie erleben Sie die Mannschaft nach dem Anschlag?

Reus: Natürlich verarbeitet jeder Spieler das auf seine Art und Weise. Für mich ist wichtig, den jungen Spielern zu helfen. Ich habe natürlich nachgefragt, ob sie darüber reden wollen.

Wie fühlen Sie sich nach ihrer fünfwöchigen Verletzungspause?

Reus: Ich fühle mich ausgezeichnet. Ich bin froh, dass ich wieder auf dem Platz stehen kann. Ich habe ein gutes Programm absolviert. Die 45 Minuten gegen Frankfurt waren sehr, sehr wichtig. (aufgezeichnet von Marian Laske)