Dortmund. . Der BVB rückt beim 3:1-Erfolg über Eintracht Frankfurt zusammen. Die Nähe macht Hoffnung für das Champions-League-Rückspiel gegen Monaco.
Es waren kleine Gesten im Stadioninneren. Der freundschaftliche Klaps von Gonzalo Castro für Nuri Sahin. Der fast väterliche und laute Handschlag von Trainer Thomas Tuchel mit seinem Verteidiger Sokratis. Die Nachricht des beim Anschlag verletzten Marc Bartra, der der BVB-Mannschaft zu dem 3:1-Erfolg über Eintracht Frankfurt gratulierte.
Und es war die große Geste auf großer Bühne. Unmittelbar nach dem Abpfiff liefen die BVB-Spieler zusammen, eng umschlungen standen sie vor der Südtribüne, hielten gemeinsam ein Bartra-Trikot in die Höhe, während 25 000 schwarz-gelbe Anhänger den Namen des Spaniers skandierten. „Das wird uns als Mannschaft zusammenschweißen“, meinte Kapitän Marcel Schmelzer. Gruppentherapie vor laufender Kamera.
Der BVB rückt zusammen
Die vielen Gesten zeigen: Der BVB rückt zusammen. Eine neue Nähe hat sich gebildet – innerhalb der Mannschaft, zwischen Spielern und Fans, wohl auch zum Trainer. Eine Nähe, die die Dortmunder gegen Frankfurt in eine beeindruckende Energieleistung verwandeln konnten. Eine Nähe, die morgen im Rückspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen die AS Monaco helfen kann, die 2:3-Niederlage aus dem Hinspiel umzubiegen.
Hoffnung für die Partie in Monaco (Anstoß 20.45 Uhr, live im ZDF) macht, dass die Mannschaft nach dem traumatischen Attentat auf dem Platz funktioniert – und dass die erfahrenen Spieler vorangehen. Den Schwarz-Gelben wurde nach den schwankenden Auftritten in dieser Saison oft Charakterschwäche vorgeworfen, jetzt werden sie für ihre Charakterstärke gefeiert.
Dramatik wird hochkommen
Sie werden sie brauchen. Bei den Monegassen werden die dramatischen 24 Stunden rund um das Hinspiel hochkommen. Die Explosionen. Die Spielabsage. Die Tränen beim Nachholspiel. Das Attentat auf das eigene Leben vor einer Woche hat tiefe Spuren hinterlassen. Nach dem Frankfurt-Spiel räumte Schmelzer mit feuchten Augen ein, wie unwichtig ihm Fußball immer noch erscheine.
Doch gespielt werden muss trotzdem. Und sportlich wird es eine Mammut-Aufgabe beim Spitzenreiter der französischen Liga, dem die Generalprobe am Samstag mit einem 2:1-Sieg gegen Dijon glückte. Mindestens zwei Tore muss der BVB erzielen. Schwierig. Noch schwieriger wird es sein, gegen die offensivstarken Monegassen keinen Gegentreffer zu kassieren. Denn in der Dortmunder Defensive klafften auch gegen Frankfurt einige Löcher. Auch wenn Tuchel die Spielfreude lobte, mit mehr Konsequenz im Abschluss hätten die Gäste einen Punkt gewinnen können.
Tuchel lobt
Kritik äußerte Tuchel aber nicht. Er lobte seine Mannschaft: „Es ist nicht hoch genug zu würdigen, wie sie sich auf diese Aufgabe eingelassen hat.“ Auch nach Schlusspfiff forderte er das ganze Stadion auf, für seine Akteure zu klatschen, zu schreien. Tuchel weiß, was seine Elf leistet. Es wird ihn deswegen beruhigen, dass bei dieser Leistung die Erfahrenen vorangehen.
Gegen Frankfurt glänzte der 28-jährige Sokratis in der Defensive und machte das 2:1 durch ein Traumtor. Der 28-jährige Sahin ordnete das Mittelfeld, leitete das 3:1 ein. Der 27-jährige Marco Reus wirkte so, als hätte es die fünfwöchige Verletzungspause nie gegeben, erzielte das 1:0 per Hackentrick. In der Halbzeitpause wurde er zur Sicherheit ausgewechselt. Der 29-jährige Schmelzer lobte den Offensivkünstler: „Wir brauchen nur wenige Worte, um klarzukommen.“ Erfahrung eben.
Am Mittwoch braucht es diese Erfahrung. Und es braucht die neue Nähe. Sokratis etwa beschrieb seinen Treffer als das schönste Tor seiner Karriere. Wichtiger war ihm aber zu sagen: „Mein Tor ist für Marc.“ Noch eine kleine Geste.