Dortmund. . BVB-Star Pierre-Emerick Aubameyang weist derzeit eine überragende Quote auf. Für perfekte Vorlagen bedankt er sich als Kümmerer und Lehrmeister.
- BVB-Star Pierre-Emerick Aubameyang weist derzeit eine überragende Quote auf
- Beim 4:0 im Champions-League-Spiel gegen Lissabon traf er dreimal
- Für perfekte Vorlagen bedankt er sich als Kümmerer und Lehrmeister
Zuwachs in der Familie ist ja nichts, das so ganz plötzlich kommt. Aber nach Abenden wie diesem, an denen seine Mannschaft bemerkenswerte Kräfte entwickelt, verfügt auch Thomas Tuchel über erstaunliche Fähigkeiten. Und so verschaffte der Trainer von Borussia Dortmund seinem Torjäger Pierre-Emerick Aubameyangs auf die Schnelle einen sehr nahen Verwandten. „Nachdem wir in Lissabon mit seinem Zwillingsbruder gespielt haben, war es gut, dass er heute selber da war“, schmunzelte Tuchel. Seine Laune war bestens. Ein erinnerungswürdiger Abend war es schließlich.
Geister der Vergangenheit
Gründe für diese Art der Empfindung gab es mehr als ausreichend: Der BVB schraubte das ruhmreiche Benfica Lissabon mit 4:0 auseinander, ohne dafür seine beste Leistung abrufen zu müssen. Europa durfte mal wieder zuschauen, welche Attraktionen dort in Westfalen zu bestaunen sind. Mit Ousmane Dembélé (19) und Christian Pulisic (18) sind das zwei der größten Verheißungen für die Zukunft und mit jenem Aubameyang einer der gefährlichsten Stürmer der Gegenwart, der die Geister der Vergangenheit verjagte. Im Hinspiel hatte er hingebungsvoll dilettiert und beste Chancen vergeben. Nun erzielte der 27-Jährige drei Treffer.
„Er fühlte sich wohl auch etwas verpflichtet“, mutmaßte Tuchel, schließlich hätten sie nicht „ein ganzes Jahr oder – noch schlimmer – eine ganze Karriere lang“ an den Abend in Lissabon zurückdenken müssen als den Abend der vergebenen Chancen. Aber Aubameyang ist wieder Aubameyang.
Auffällig: Der Schwierigkeitsfaktor dieser Treffer lag zumeist im kaum messbaren Bereich
Nachdem er in Lissabon und gegen Wolfsburg nicht getroffen hatte, drückte ein offenbar amtlich verzweifelter Freund einen Glückskuss auf die Fußballtreter des glücklosen Stars. „Das sollte mich positiv stimmen“, gab Aubameyang preis. Es scheint zu helfen. Seitdem schoss der Gabuner zwei Tore gegen Freiburg, zwei Tore gegen Leverkusen und drei gegen Lissabon (seine ersten übrigens in der K.o.-Phase der Champions League). Auffällig: Der Schwierigkeitsfaktor dieser Treffer lag zumeist im kaum messbaren Bereich.
Auf einem Samtkissen werden ihm die Vorlagen derzeit dargereicht: Entweder ist kein Torwart mehr zu überwinden oder nur noch eine Schuss-Distanz im Zentimeterbereich zu bewältigen. Oder gleich beides. Wie gegen Lissabon. „Ich liebe diese Tore“, sagt Tuchel. Für ihn sind sie nicht banal, weil einfach, sondern gemeinschaftliche Kunstwerke aus Timing, Fleiß und Präzision. Und Aubameyang? Kann sich wieder auf seinen Jagd-Instinkt verlassen. „Er hat eine Nase für die Situationen“, lobt Tuchel. Mehr Tore als Aubameyang (7) haben in der laufenden Königsklassensaison nur das intergalaktische Phänomen Lionel Messi (11) vom FC Barcelona und die Pariser Naturgewalt Edinson Cavani (8) erzielt.
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Aubameyang redete Dembélé ins Gewissen
Der Wert Aubameyangs bemisst sich aber nicht mehr nur in Toren. Als sein Zögling Dembélé gegen Benfica kurz vor dem Platzverweis stand, redete Aubameyang ihm in der Halbzeit ins Gewissen, Ruhe zu bewahren. Das hatten vorher schon Mannschaftskollegen versucht, waren aber an der Trotzigkeit des Jungen abgeprallt. „Aber auf mich hört er“, sagt Aubameyang. Das trifft offenbar auch auf Pulisic zu, der ein zauberhaftes Tor zum 2:0 per Lupfer erzielte. Wie man das macht, „hat Auba mir im Training beigebracht“, so Pulisic.
Aubameyang wird diese Partie nicht vergessen. Das liegt auch an einem Souvenir. „Immer, wenn ich drei Tore schieße, nehme ich den Ball mit und schenke ihn meinen Söhnen Curtis und Pierre. Vier haben sie schon, glaube ich.“ Wenn nicht wieder der Zwillingsbruder auftaucht, werden es noch ein paar mehr werden.