Dortmund. . Nach zwei Niederlagen und vielen Turbulenzen meldet sich die Borussia zurück. Wir beantworten die vier wichtigsten Fragen nach dem Erfolg.
Der Tag danach war der, an dem zumindest ein bisschen Ruhe einkehrte. Zu sehen war das zum Beispiel dort, wo sonst die Fußballer von Borussia Dortmund trainieren. Sie übten nicht. Am Montag gilt gleiches. Belohnung für die Spieler, die einen wichtigen Sieg in einer wichtigen Zeit eingefahren hatten: 3:0 gegen den überforderten VfL Wolfsburg in einem Spiel, in dem die 25 000 Zuschauer fassende Südtribüne wegen wiederholten Fehlverhaltens der Fans vom DFB gesperrt war. Nun also: Zeit zum Durchatmen. Und Zeit für Fragen, die die Partie lieferte.
Wie war es ohne Fans auf der Südtribüne?
Komisch, merkwürdig – das waren die Worte, die die Spieler nutzten, um zu beschreiben, wie es sich anfühlte, in Richtung einer Tribüne zu spielen, die sonst gelb und laut tost – und nun so schreiend schwieg. Teile der Ultra-Gruppen, die da sonst stehen, fanden sich auf der Nordtribüne wieder, weil dort wegen der nur 1700 mitgereisten Wolfsburger Fans Platz geblieben war. Von dort aus produzierten sie ein Grundgetöse, das in der zweiten Halbzeit zu allgemeiner Festtagsstimmung anschwoll. Die LaOla-Welle schwappte durch das Stadion. Einig in der Zuneigung zu einem verdienten Ex-Borussen feierten die Fans den Wolfsburger Jakub Blaszczykowski. „Der Funke ist übergesprungen. Ein dickes Kompliment an alle, die da waren“, sagte Trainer Thomas Tuchel, „aber das eine Mal hat jetzt gereicht.“
Was ist bloß mit Lukasz Piszczek los?
Der Mann ist eigentlich Rechtsverteidiger und schoss nie viele Tore, aber derzeit avanciert er mehr und mehr zum Offensivdienstleister. Bei allen drei Treffern gegen Wolfsburg hatte der 31-Jährige seine Füße im Spiel, bereitete die Treffer durch Jeffrey Bruma (20./Eigentor) sowie Ousmane Dembélé (59.) vor und traf zwischendurch sogar noch selbst per Kopf (48.). Es war sein fünfter Saisontreffer. Neuer persönlicher Rekord. Er ist damit der gefährlichste Verteidiger der Liga und der zweitbeste Schütze des BVB.
„Herausragende Form“ attestierte Tuchel seinem Profi und formulierte eine Liebeserklärung an den Polen: „Ich liebe ihn als Menschen und Persönlichkeit. Er ist total gewissenhaft, ein Vorbild, wie man es sich nur wünschen kann. Ich freue mich wahnsinnig, dass er im Moment so gut drauf ist.“
Warum war der Sieg so wichtig?
Die absurde Niederlage beim Tabellenletzten Darmstadt vor einer Woche hatte die Stimmung in den tiefroten Bereich geregelt, der erstaunlich unverdiente Misserfolg in der Champions League bei Benfica Lissabon verbesserte die Atmosphäre auch nicht signifikant. „Es war extrem wichtig, diese Reaktion zu zeigen“, sagte Piszczek nach der Partie. „Das war ein sehr guter Abschluss einer intensiven Phase“, meinte Tuchel. „Wir freuen uns jetzt, eine Woche frei zu haben und durchatmen zu können.“ Nächstes Spiel: Samstag in Freiburg.
Ist jetzt alles gut im BVB-Kosmos?
Siege verbessern die Stimmung. Vor allem solche wie jener gegen Wolfsburg, der begleitet wird von einem tabellarischen Überholmanöver. Die Borussia zog an Frankfurt vorbei und liegt nun auf Rang drei, dem ausgerufenen Saisonziel. Dennoch musste sich BVB-Boss Hans-Joachim Watzke als Gast im ZDF-Sportstudio erneut Fragen nach dem Verhältnis zwischen ihm und Sportdirektor Michael Zorc auf der einen und Tuchel auf der anderen Seite gefallen lassen. Er parierte gekonnt.
„Wenn wir sprechen, gibt es nie einen Dissens“, sagte Watzke, räumte aber Unterschiede im Umgang mit Tuchel im Vergleich mit dessen Vorgänger Jürgen Klopp ein. „Es wird der Sache nicht gerecht, zu sagen, man könnte dieses Verhältnis, das Michael und ich zu Jürgen hatten, auf Thomas ummünzen. Das hat mit Thomas nichts zu tun. Jeder andere Trainer wäre da auch schwer reingekommen, denn das war eine verschworene Gemeinschaft.“ Tuchel sei „ein außergewöhnlich guter Trainer“, lobte Watzke.
Ob alles gut ist, wird sich also noch zeigen. Zumindest aber hat der BVB in vier der vergangenen fünf Partien gute Leistungen gezeigt. Lang ersehnte schwarz-gelbe Stabilität scheint sich zart abzuzeichnen. Vielleicht.