Dortmund. Es war ein besonderes BVB-Heimspiel. 25.000 Zuschauer fehlten, die Südtribüne war gesperrt. “Es war ein bisschen komisch“, meinte Piszczek.

Als die Zuschauerzahl in der zweiten Halbzeit durchgesagt wurde, da pfiffen große Teile der Fans von Borussia Dortmund gut vernehmbar. Es lag an der Zahl als solcher. 56.906 kamen. Das war zwar durchaus erfreulich. Alle anderen aber, die gern zugeschaut hätten, durften das nicht. Die Südtribüne, die größte und wohl bekannteste Stehplatztribüne der Welt, war vom Deutschen Fußball-Bund wegen disziplinarischer Verfehlungen der Fans für das Spiel gegen den VfL Wolfsburg (3:0) gesperrt worden. Die Pfiffe waren Ausdruck des Protests. Es blieb nicht der einzige. "Gegen Gewalt. Gegen Kollektivstrafen" prangte auf zwei Transparenten auf der Nordtribüne, wo sonst die Gäste-Fans stehen und sich nun wegen der wenigen Wolfsburg-Fans unter anderem Dortmunder Ultras Karten besorgt hatten. Wo sie standen war auch ein Transparent zu sehen. "Gäste im eigenen Stadion. Danke DFB und BVB". Wie es sonst so war an diesem durchaus historischen Tag?

"Es war ein komisches Gefühl", beschrieb Kapitän Marcel Schmelzer nach dem Spiel, "es war ein ähnlicher Eindruck wie beim Trainingsauftakt im Sommer, wenn nur die langen Seiten besetzt sind." Trainer Thomas Tuchel empfand es ähnlich. "Es war komisch, obwohl gute Stimmung herrschte. Es wurde etwas einfacher, als wir dann in der zweiten Halbzeit auf unsere Fans gespielt haben, und nicht auf ein Tor mit leerer Tribüne dahinter. Mit den zwei Toren in der zweiten Halbzeit hat man gemerkt, dass der Funke überspringt. Dickes, dickes Kompliment an alle, die da waren. Trotzdem wünsche ich mir, dass wir das nicht mehr erleben müssen und wir die Energie wieder von allen Seiten haben."

Es brauchte eine gewisse Zeit

In der Tat brauchte es eine gewisse Zeit, bis sich im Stadion ähnliche Stimmung entwickelte wie sonst. Doch mit fortschreitender Spielzeit und den dann fallenden Toren baute sich die Dezibelzahl langsam in den gewohnten schwarz-gelben Bereich auf. Einig in der Zuneigung für den Wolfsburger Jakub Blaszczykowski, einen verdienten Ex-Borussen, applaudierte das gesamte Stadion und feierte die erste Rückkehr des im vergangenen Sommer transferierten Mittelfeldspieler. Nach dem dritten Treffer schwappte dann die LaOla-Welle durch das Stadion.

Allerdings: Zwischenzeitlich reichte der Gesang der Nord-Gruppe nicht für die gewohnte Klang-Kulisse. "Es war ein bisschen komisch", meinte Torschütze Lukasz Piszczek: "Aber wir haben uns auf unsere Aufgabe konzentriert und auf der Nordtribüne stand ja eine kleine Gruppe, die Stimmung gemacht hat." Indes: Sie war nicht die einzige. Daher bedankte sich die Mannschaft nach dem Sieg mit drei LaOla-Wellen: eine für die Fans im Nordosten, eine für jene im Südosten, eine für jene im Südwesten. Dann waren auch jene zufrieden, die zu pfeifen begannen, als sie das Gefühl hatten, die Mannschaft würde nach der Siegesfeier vor der Nordtribüne schon im Kabinentrakt verschwinden.