Dortmund. Die Hälfte der Saison ist gespielt. Bei Borussia Dortmund erstaunt ein Fakt: Verteidiger Lukasz Piszczek ist zweitgefährlichster Profi im Team.

  • Hinter Pierre-Emerick Aubameyang ist Lukasz Piszczek zweitbester Dortmunder Torschütze
  • Mit vier Treffern hat der frühere Stürmer seinen persönlichen Rekord bereits eingestellt
  • Die Stars Reus, Schürrle und Götze kommen zusammen nur auf drei Treffer

Sätze von Lukasz Piszczek, in der Öffentlichkeit ausgesprochen, sind eine beachtliche Seltenheit. Er mag das helle Licht und die Kameras nicht allzu sehr. Bei einem der letzten Male, als er sich dennoch in der Lage fühlte, das aktuelle Fußball-Geschehen bei Borussia Dortmund einzuordnen, sagte der polnische Rechtsverteidiger: „Wir sind Gott sei Dank immer in der Lage, Tore zu schießen.“ Immer. Zu jedem Zeitpunkt. Nur: offenbar nicht jeder.

Die Hälfte der Saison ist gespielt in der Bundesliga, weshalb die Klubs auf ihre statistischen Zahlenkolonnen blicken und bilanzieren, wer welchen Wert hat. In einer dieser schwarz-gelben Rubriken taucht auch Lukasz Piszczek an prominenter Stelle auf. Und zwar in der internen Torschützenliste. Dort thront an der Spitze Pierre-Emerick Aubameyang mit seinen 16 Treffern. Dann kommt lange nichts, und an Position zwei schon ist eben jener Piszczek zu finden.

Vier Tore hat er erzielt in 13 Spielen. Nicht viel eigentlich, aber die offensiven Kollegen schaffen nicht mehr. Ousmane Dembélé kommt auf die gleiche Zahl, brauchte aber drei Spiele mehr. Das millionenschwere Trio Mario Götze, Marco Reus und André Schürrle erreicht zusammengerechnet nur drei Treffer. Piszczek ist mit diesem Wert zugleich der torgefährlichste Abwehrspieler der Liga und hat seinen persönlichen Rekord aus der Saison 2011/12 bereits eingestellt. Piszczek, 31 Jahre alt, entdeckt alte Tugenden wieder.

Denn eigentlich war er ja früher Stürmer. Manager Dieter Hoeneß holte ihn als solchen damals aus Polen zu Hertha BSC. Doch an Marko Pantelic, einem glatthaarigen Schlitzohr erster Güte, kam er qualitativ nicht vorbei. Piszczek war auf der Suche nach seinem Platz in der Bundesliga – und fand ihn erst in Dortmund so richtig.

Klopps glückliches Händchen

Berlin stieg ab, Piszczek wechselte, sein neuer Trainer Jürgen Klopp beschloss: Rechtsverteidiger. Er mochte Piszczeks Drang in die Offensive, seine Zuverlässigkeit in der Defensive und machte ihn zu einem der besten Männer auf dieser Position in ganz Europa. Doch Verletzungen warfen den Polen immer wieder zurück. Nach dem Champions-League-Finale 2013 mit dem BVB fiel er monatelang aus. Der Alte zu werden, fiel ihm schwer. Nun wird er älter – und offenbar immer gefährlicher.

Als Trainer Thomas Tuchel in Dortmund seine Tätigkeit im Sommer 2015 begann, war er verletzt. Matthias Ginter ersetzte ihn und kam ebenfalls auf erstaunliche Torgefahr-Werte. Doch seinen Platz holte sich der Pole wieder. Seitdem ist er dort gesetzt. „Seit letztem Jahr, seit der Winterpause spiele ich sehr konstant“, sagt er über sich. Und taucht aufgrund der offensiven Interpretation seiner Rolle immer wieder dort auf, wo man ihn gerade dringend braucht.

Gegen den VfL Wolfsburg (5:1) traf er, gegen den SC Freiburg (3:1) und Borussia Mönchengladbach (4:1) ebenfalls. Am vergangenen Samstag besorgte er kunstfertig den 2:1-Siegtreffer bei Werder Bremen. Es ist typisch für Piszczek, dass es ihm gelang, das Stadion ohne ein Statement zu verlassen.

Es wird Zeit für eine neue Serie

Dabei war es ein wichtiges Tor gewesen, ein wichtiger Sieg für den BVB. Es geht um eine Aufholjagd, die den Klub in die Champions League führen soll. Schwarz-Gelb braucht eine Serie. Nächste Station auf dem Weg dorthin ist am Sonntag (17.30 Uhr) Mainz.

Ein Ort, den Piszczek in guter Erinnerung hat. Dort schoss er 2011 sein erstes Tor im Dortmunder Trikot. Für den amtierenden Meister, der zu Saisonbeginn schwer kriselte. Danach verlor er keines der folgenden 27 Bundesligaspiele mehr und feierte die Titelverteidigung. Eine ähnliche Serie stünde dem BVB nun auch gut zu Gesicht. Mit dem Torjäger Piszczek vielleicht.