Dortmund. Gegen Bremen saß Mario Götze nur auf der BVB-Bank. Thomas Tuchel setzte ein deutliche Zeichen. Es wird in Dortmund eng für den Weltmeister.

  • Gegen Bremen saß Mario Götze nur auf der BVB-Bank
  • Thomas Tuchel setzte ein deutliche Zeichen
  • Es wird in Dortmund eng für den Weltmeister

Der türkische Messi, der neue Ibrahimovic, die große Hoffnung des französischen Fußballs. Das Super-Talent der USA. Der Jungstar des Europameisters, der kommende deutsche Sechser. Borussia Dortmund versammelt in seinem Kader auf europaweit einzigartige Weise die Zukunft des Fußballs, es ist ein Zocken auf den künftigen Weltstar - aber ist noch Platz für einen, der einst mal genau das werden sollte? Für Mario Götze?

Der 24-Jährige, dem dieses "WM-Held" anhaftet, als zappele er in besonders klebrigen Spinnennetzen, saß bei Werder Bremen am Samstag 90 Minuten lang auf der Bank. Wer den richtigen Moment abwartete, bekam hinter dem schwarzen Schal auch das gewünschte mürrische Mienenspiel für ein Foto zur Story. Die Götze-Krise!

Es bleibt das Gefühl, es wäre mehr möglich

"Ich habe ihm selbst gesagt: Du musst dich im immer athletischeren Fußball durchsetzen, beißen, nicht vor Zweikämpfen scheuen", sagte Franz Beckenbauer dazu passend der Bild-Zeitung. Dann kam er mit dem Stempel daher, den jeder Fußballer fürchtet: "Sonst bleibt er ein ewiges Talent." Ein ewiges Talent? Als wäre da nicht einer, der fünfmal Meister wurde, zudem Weltmeister war, Weltpokalsieger, dreimal Pokalsieger, Champions-League-Finalist. Die Wahrheit ist eher: Trotz all dieser Erfolge bleibt das Gefühl, es wäre mehr möglich. Noch mehr. Oder möglich gewesen?

Wann immer Mario Götze kritisiert wird, fährt die Verteidigung hoch

Beim BVB wird das Thema stets gleich behandelt. Wann immer Mario Götze kritisiert wird, fährt die Verteidigung hoch. "Wir haben 16, 17, 18 gute Spieler, da sitzt immer jemand draußen. Wir müssen aufpassen, dass wir mit unserem WM-Torschützen" - da ist es wieder, das Spinnennetz - "nicht überkritisch umgehen. Das hat schon vielen geschadet", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Montagabend bei kicker.tv. Einen Vergleich zum FC Bayern, an dem sich Watzke so gerne reibt, hatte er auch parat. "Das ist wie bei Thomas Müller, wenn er nicht spielt: Dann heißt es gleich: Passt der noch ins System? Das ist doch Quatsch." Sportdirektor Michael Zorc warnte, "einen Staatsakt daraus zu machen, weil Mario Götze einmal auf der Bank gesessen hat".

In der Tat ist die Aufregung beim Rückkehrer besonders groß. Beinahe entsteht der Eindruck, Götze würde in Dortmund auf der Bank versauern, was ja falsch ist: Vor der Winterpause spielte er zuletzt dreimal durch, sofern er fit war. Ein Treffer und eine Vorlage in zehn Einsätzen sind dennoch weniger, als für 22 Millionen Euro erwartet worden war - unabhängig davon, dass Götzes Spielstil strategischer ist als früher.

Ein deutliches Zeichen von BVB-Trainer Tuchel

Christian Pulisic, 18, US-Supertalent, wurde ihm in Bremen zunächst vorgezogen. Als Marco Reus ausgewechselt wurde, kam, obwohl angeschlagen, Ousmane Dembélé. Das war ein deutliches Zeichen des Trainers Thomas Tuchel. Mit Reus, Dembélé, Pulisic scheinen die Außenbahnen für Götze dicht, Emre Mor wartet zudem auf den Durchbruch. Im zentralen Mittelfeld? Spielt Shinji Kagawa. Nicht Götze. Dort ist auch der lange verletzte Europameister Raphael Guerreiro ein enorm starker Konkurrent. Noch weiter offensiv wird Götze kaum auflaufen: Pierre-Emerick Aubameyang ist unantastbar, ihn ersetzte in Bremen André Schürrle. Seit Montag ist Alexander Isak, 17, da, dem nachgesagt wird, gewaltiges Potenzial zu besitzen. Dembélé ist 19.

In diesem außergewöhnlichen Umfeld kann man sich selbst mit 24 alt fühlen. Jedoch ist keineswegs gesagt, dass Mario Götze auch am Sonntag beim FSV Mainz 05 auf der Bank sitzen wird. (sid)