Bremen. . In einem schwachen Spiel hat der BVB in Bremen 2:1 gewonnen. Nach Abpfiff aber bereiteten neben der Leistung auch einige Personalien sorgen.

Wenn drei Punkte erst einmal eingefahren sind, fällt es leicht, gute Miene zum nicht unbedingt guten Spiel zu machen. Während des Spiels bei Werder Bremen war Thomas Tuchel noch gehörig in Betriebstemperatur geraten, hatte geschimpft über den Schiedsrichter, über die eigenen Spieler, die zu viele Fehler machten und über die Gegner, die nach seinem Geschmack zu hart agierten.

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Nach Abpfiff aber, als der 2:1 (1:0)-Sieg besiegelt war, saß der Trainer von Borussia Dortmund gut gelaunt im Bremer Presseraum. „Wir haben vorher gesagt, wir fahren nach Bremen, um zu gewinnen, egal wie“, sagte er. Das war gelungen – die Art und Weise aber war eher nicht geeignet, Tuchels Laune nachhaltig auf höchstes Niveau zu heben.

Eine gute Viertelstunde lang hatte der BVB das Geschehen im Weserstadion im Griff, spielte schnell und druckvoll nach vorne und ging durch ein Geschenk der Bremer in Führung: Serge Gnabrys Rückpass geriet zu lang für die Abwehr und zu kurz für den Torhüter, André Schürrle ging dazwischen, umkurvte Torhüter Jaroslav Drobny und schob zum 1:0 ein (5.).

Reus, Sokratis und Schmelzer mit Schmerzen

„Wir sind verdient in Führung gegangen und haben es in der Phase sogar verpasst nachzulegen“, sagte Tuchel. „Dann haben wir aber ohne erkennbaren Grund nachgelassen.“ Es entwickelte sich ein offenes Spiel auf überschaubarem Niveau, in das der BVB keine Ruhe bringen konnte. „Wir haben uns so sehr gewünscht, endlich einmal nicht in Rückstand zu geraten, sondern selbst in Führung zu gehen“, erklärte Kapitän Marcel Schmelzer. „Als wir das geschafft haben, ist so eine Last von uns abgefallen, dass wir vielleicht unbewusst zwei Gänge zurückgeschaltet haben.“

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Von Daniel Berg, aufgezeichnet bei der Pressekonferenz

Dabei spielte nicht nur die frühe Führung den Dortmundern in die Karten: 50 Minuten durften sie in Überzahl agieren, weil Bremen-Torwart Drobny Marco Reus seine Eisenstollen mit Schwung in die Oberschenkel rammte und dafür zurecht die Rote Karte sah (39.). Minutenlang musste Reus behandelt werden, nach dem Spiel zierte ein dicker Verband das rechte Bein. „Marco hat richtig etwas abbekommen“, so Tuchel. „Sie können sich vorstellen, wie schmerzhaft das war."

Und der Angreifer war nicht der einzige, der Bremen unter Schmerzen verließ: Abwehrchef Sokratis humpelte durch die Katakomben, sichtlich gezeichnet von den Sprunggelenkproblemen, die ihn schon seit über einer Woche plagen. Und Schmelzer hatte sich zur Halbzeit auswechseln lassen, weil er einen heftigen Schlag abbekommen hatte.

Bartels tunnelt Ginter und gleicht aus

Mehr als mit den diversen Personalien aber dürfte sich der BVB in der kommenden Woche mit den systematischen Unzulänglichkeiten beschäftigen, die er in Bremen wieder einmal zeigte: Die Mannschaft bekam keine Konstanz in ihr Spiel, keine Ruhe in die Aktionen, leistete sich leichtsinnige Fehlpässe und fatale Patzer in der Defensive.

So kamen zehn Bremer tatsächlich zum Ausgleich, weil sich Matthias Ginter von Fin Bartels tunneln ließ, weil der angeschlagene Sokratis dem Bremer Stürmer nicht folgen konnte und weil Bartels wiederum vor Torhüter Roman Weidenfeller ein platzierter Abschluss gelang (59.).

Der BVB erhöhte den Druck, drängte die Bremer tief in deren Strafraum, spielte aber kaum Chancen heraus. Am Ende musste der Zufall helfen: Der eingewechselte Raphael Guerreiro schoss von der Strafraumgrenze, ein Bremer Abwehrbein fälschte ab und der Ball fiel vor die Füße von Lukasz Piszczek, der ihn irgendwie am herausstürzenden Torhüter Felix Wiedwald vorbei bugsierte (71.). Es war ein Tor, wie es passender nicht sein konnte für dieses zerfahrene Spiel – Trainer Tuchel aber war auch das herzlich egal.