Dortmund. . Lange haben sie bei Borussia Dortmund Feingeist Raphael Guerreiro vermisst. Nun ist er zurück im Training. Ob er spielen kann, ist aber fraglich.

  • Der portugiesische Europameister ist zurück im Training bei Borussia Dortmund
  • Eine überraschend hartnäckige Verletzung legte ihn seit Anfang November lahm
  • Beim Fußball-Feingeist soll kein Risiko eingegangen werden

Chefs haben die bei Angestellten manchmal nicht sonderlich geschätzte Eigenart, dass sie sehr genau wissen, wie die Dinge erledigt werden sollen. Mit welcher Präzision, mit welcher Geschwindigkeit, mit welcher Hingabe. Thomas Tuchel hatte am Dienstag beim Training der Fußballer von Borussia Dortmund eine Passübung angeordnet, deren Ausführung ihm aber zu schludrig geriet.

Tuchel klagt nach laschen Pässen

Eine von Angestellten nicht immer sehr geschätzte Eigenart von Chefs ist zudem, dass sie Fehlverhalten klar ansprechen. „Die Übung ist nicht so schwer, die haben wir schonmal gemacht“, klagte Tuchel nach ein paar laschen Pässen und orientierungslosen Sprints seiner Profis deutlich vernehmbar, „das ist ja wie in der C-Jugend.“

Unter den Adressaten dieses über alle Maßen harmlosen Vorfalls befand sich auch Raphael Guerreiro. Dabei schien ein wärmendes Wort des Willkommens eher angebracht. Wochenlang haben sie beim BVB die Rückkehr des Mittelfeldspielers herbeigesehnt. Nun nimmt sie Gestalt an. Vielleicht. Oder auch nicht. So genau lässt sich das in diesem merkwürdigen Fall noch nicht sagen.

Fakt ist: Der portugiesische Europameister nimmt wieder am Mannschaftstraining teil. An Teilen zumindest. Der vollen Zweikampfwucht seiner Kollegen wird er wohlweislich noch nicht ausgesetzt. So recht lässt sich also noch immer nicht deuten, wie es um den Mittelfeldmann bestellt ist. Muskuläre Beschwerden in der Leiste hinderten ihn zuletzt an der Arbeit. Was klingt wie eine Lappalie, führte dazu, dass der schmerzlich vermisste Techniker seit Anfang Oktober nur drei Einsätze hatte, seit Anfang November keinen mehr.

Schmerzen nach Länderspiel

„Das sind Muskelprobleme, die wiederholt bei Länderspielreisen aufgetreten sind, auf die wir nun Rücksicht nehmen“, sagt Tuchel nicht sonderlich begeistert. Einmal kehrte der 22-Jährige mit einem Muskelfaserriss zurück, danach mit jenen Beschwerden, die ihn bis heute einschränken.

Dabei brauchen sie einen wie ihn im schwarz-gelben Ensemble recht dringend. Warum, das hat Tuchel mehrfach wortreich dargelegt. „Er ist der Spieler, bei dem wir uns wohl am schwersten tun, ihn zu ersetzen, weil er ein Problemlöser ist. Er findet Lösungen, die nicht offensichtlich sind, er macht seine Nebenleute ruhiger und besser“, adelt Tuchel. Doch das Lob linderte die Schmerzen nicht ausreichend. Denn sie verschwanden nicht wirklich.

Nahezu täglich warteten sie auf seine Rückkehr, die doch immer wieder verschoben werden musste. Rückschlag, neue Schmerzen, wieder geduldig sein. Schon vor zehn Tagen hätte er ins Training zurückkehren sollen, doch es fühlte sich nicht richtig an. „Wir wollten keinen weiteren Rückschlag riskieren“, sagt Tuchel, „Raphael war deswegen sehr niedergeschlagen.“ Nun steht er ­zumindest wieder mit Ball auf dem Rasen. Was das für die verbleibenden Spiele bei 1899 Hoffenheim am Freitag (20.30 Uhr) und am Dienstag (20 Uhr) gegen den FC Augsburg heißt, bleibt offen. Prognosen sind in diesem verzwickten Fall schwierig.

Hoffenheimer Kampfgetümmel

Beim BVB schauen sie von Tag zu Tag. Unwahrscheinlich aber, dass Guerreiro schon am Freitag dem Hoffenheimer Kampfgetümmel zugeführt wird, wo er doch im Training offenbar noch keine körperliche Intensität spüren darf. Im Zweifel gilt bei Raphael Guerreiro also weiterhin: Vorsicht! Außer verbal. Vom Chef.