Dortmund. Der schwer kranke 15-jährige Maximilian Hopp ist begeisterter Borussen-Fan. Eine Dauerkarte sollte ihm für jedes Heimspiel einen Platz in der Dortmunder Arena sichern. Doch dann wollte man dem Rollstuhl-Fahrer den Zugang verweigern. Zu wenig Plätze hieß es. Seither kämpft die Familie.
„Der Junge kommt nicht mehr rein”, sagt die Ordnerin im BVB-Stadion streng. „Anordnung von oben.” „Der Junge” ist der 15-jährige Maximilian Hopp aus Nordkirchen, seit einigen Jahren an Knochenkrebs erkrankt und nach einer Bein-Amputation vor zwei Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Max ist begeisterter BVB-Fan, der mit seiner Dauerkarte kein Heimspiel verpasst. Für den Jungen bricht eine Welt zusammen. Tränen rollen. Die Hüterin der Borussen-Ordnung wird weich: „Nur noch heute... Das letzte Mal.”
Mit dem Falt-Rollstuhl zum Platz
Das war beim Spiel gegen Stuttgart. Seitdem sind viele Briefe geschrieben worden. „Mein Schwiegersohn versucht seit der Amputation vor zwei Jahren einen Behindertenplatz für Max zu bekommen. Ohne Erfolg”, sagt der Großvater Dieter Ladage. Bisher durfte Max seinen Falt-Rollstuhl im Behinderten-Bereich in der Nähe seiner Sitzreihe abstellen. Mit Begleitung schaffte er es gut bis zu seinem Platz. Unvorstellbar für die Familie, dass der Junge vom Samstagsspiel gegen die Bayern ausgesperrt wird.
Enttäuscht ist Ladage auch von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, mit dem sich nach dem Kauf der vier - im Preis gestiegenen - Dauerkarten für 1660 Euro ein reger Schrift- und Wort-Wechsel ergab. Der Grund: Max' Vater hatte sich nach dem Grund der „saftigen Preiserhöhung” erkundigt, ihm die Situation seines Sohnes geschildert und nach einem Behindertenplatz gefragt.
Der Krebs wuchert weiter
„Watzke zeigte viel Mitgefühl”, sagt Ladage. „Er wollte uns damals sogar den Differenzbetrag zwischen dem alten und neuen Preis überweisen.” Doch das lehnte die Familie ab. „Wir wollten in erster Linie auf unsere Situation aufmerksam machen.” „Darauf hin spendierte Watzke die Parkkarte für das Spieljahr. „Sprechen Sie mit mir. Wenn ich kann, regel ich alles für Sie”, soll der Fußballfunktionär wohlwollend gesagt haben, so Ladage.
Diese Verbindung fand ein abruptes Ende nach dem Stuttgart-Spiel. Anrufe oder Mails blieben unbeantwortet. Ein BVB-Mitarbeiter teilte lediglich mit, dass sich die Sicherheitsmaßnahmen verschärft hätten. Bei Spielen, die schlechter besucht würden, könne man vielleicht ein Auge zudrücken.
„Das kann nicht die Lösung sein”, sagt die Familie, die Max gerne seinen Wunsch ermöglichen möchte. Denn die Krankheit ist nicht aufzuhalten. Metastasen machen sich in der Lunge breit, viermal wurde er daran operiert. Doch der Krebs wuchert weiter.
Dauerkarte zugesichert
Christian Hockenjos, Bereichsleiter Organisation und Geschäftsführer des Stadions, bezieht sich auf die strengen Sicherheitsvorschriften. „Im Fluchtfall wären Menschen, die ihren Rollstuhl unter der Tribüne abgestellt haben, in großer Gefahr.” 72 Rollstuhlplätze ständen im Stadion zur Verfügung, erklärt er. „62 sind als Dauerkarte verkauft, sieben Plätze stellen wir dem Gast-Verein zur Verfügung.” Der Rest gehe in den regulären Verkauf. „Mehr können wir leider nicht anbieten.”
Neue Anlagen müssten natürlich großzügiger für Behinderte planen. Doch das Stadion - Baujahr 1974 - genieße Bestandsschutz. Da die Rollstuhlplätze bei manchen Spielen nur zur Hälfte belegt seien, habe man diese Dauerkarten-Inhaber mit der Bitte angeschrieben, die Karten zurück zu geben und Tages-Akkreditierungen zu beantragen. „Mit wenig Resonanz.”
Weil zwei Karten gestern zurückgegeben wurden, fand der BVB doch noch eine Lösung. Max bekam für den Samstag eine Tageskarte für einen Rollstuhlplatz, eine Dauerkarte wurde zugesagt. „Aus eigenem Interesse”, wie Hockenjos versichert. „Nicht weil die WAZ sich eingeschaltet hat.”