Dortmund. Noch wichtiger als acht Tore in der Champions League sind für Borussia Dortmunds Anhänger die Comebacks dreier Publikumslieblinge. Zumal es nicht mit allen noch viele gemeinsame Sternstunden zu erleben geben dürfte.
- Der 8:4-Sieg gegen Legia Warschau war ein furioser Fußballabend
- Doch noch wichtiger als das Tor-Festival war die Rückkehr dreier Publikumslieblinge
- Eine Analyse zu einem ungewöhnlichen und wichtigen Spiel von Andreas Berten
Was war das für ein wilder Fußballabend für die Fans von Borussia Dortmund. Sie konnten sich allein schon an den zwölf Toren berauschen, die es noch nie zuvor in einem einzigen Spiel der Champions League gegeben hat. Doch damit nicht genug: Die Partie gegen Legia Warschau hielt zwei besonders emotionale Momente für die Schwarz-Gelben bereit. Und ein dritter besonderer Augenblick soll auch noch am Mittwochabend folgen.
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Natürlich sind ein Dutzend Treffer allein schon das Eintrittsgeld wert. Dass Marco Reus aber zwei der acht Dortmunder Tore erzielte (und an einem Eigentor der Polen maßgeblich beteiligt war), war die außergewöhnliche Note dieser Partie. Nach 185 Tagen stand der Nationalspieler erstmals wieder für den BVB auf dem Platz. X-fach ist seit der Verletzung aus dem Pokalfinale gegen den FC Bayern und der daraus resultieren den Zwangspause samt Verzicht auf die EM im Sommer in Frankreich seine Rückkehr herbeigesehnt und herbeigeschrieben worden. Auch wenn es ein überforderter Gegner wie Warschau im Europapokal war: Für die Anhänger auf der Südtribüne war es eine Erlösung, ihren Superstar wieder mit alter Torgefährlichkeit zu sehen.
Nuri Sahin ist solch ein BVB-Erlebnis zu gönnen
Mindestens genauso gut getan hat allen Beteiligten – sowohl dem Spieler als auch den Fans – das Tor von Nuri Sahin. Das 3:1 war sicherlich nicht der schönste des Spiels. Aber wenn man gesehen hat, wie befreit der Deutsch-Türke ihn bejubelt hat, kann man erahnen, wie egal ihm die Entstehung gewesen sein mag. Hier ging es darum, den Fans und vor allem sich selbst zu zeigen: Ich bin noch da, ich kann's noch, mit mir kann man noch planen.
Gerade dem 28 Jahre alten, geborenen Lüdenscheider ist solch ein Erlebnis zu gönnen. Sahin bestreitet derzeit das neunte Jahr seiner Profikarriere für die Borussia. Er hat sich dem Verein gegenüber immer loyal verhalten, ist zurecht ein Publikumsliebling und hat schon mehrfach seine Qualitäten auf dem Platz und als Integrationshelfer bewiesen, wenn neue Spieler zum BVB dazu gestoßen sind. Der stetig gewachsenen Qualität im Kader von Trainer Thomas Tuchel ist es geschuldet, dass Sahins fußballerische Fähigkeiten zuletzt immer seltener gefragt waren. So ist leider das Geschäft, da können sich die Vereinsverantwortlichen nur stark begrenzt Sentimentalitäten leisten.
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Vergleichbares ließe sich auch über Neven Subotic sagen. Der Innenverteidiger, der weit umsichtiger agiert als viele seiner Kollegen und seine Bekanntheit für den guten Zweck nutzt, soll am Mittwochabend erstmals nach überstandener Verletzung und einem halben Jahr Pause für die U 23 in der Regionalliga gegen Rödinghausen spielen. Auch dies ist eine Nachricht, die bei den BVB-Fans einen Stellenwert nur knapp unter dem eines Derbysieges oder eines 1:0 über den FC Bayern hat.
Dass sich Borussias Anhängerschaft über ein Tor von Nuri Sahin und ein Regionalligaspiel vom Neven Subotic so sehr freut, hat etwas mit den außergewöhnlichen Charakteren der beiden Spieler zu tun. Sicherlich aber auch damit, dass sie auf den Tribünen wissen, wohl nicht mehr allzu häufig Zeugen solcher Ereignisse werden zu können. Anders als im Falle von Marco Reus liegt die berufliche Zukunft von Neven Subotic und wohl auch von Nuri Sahin nicht mehr beim BVB. Die BVB-Fans sollten daher außergewöhnliche Momente mit den beiden genießen - es dürften nicht mehr allzu viele dazukommen.