Dortmund. Erst Torschütze, dann Torwart. Stürmer Jan Koller musste vor 14 Jahren für 24 Minuten ins Tor von Borussia Dortmund. Wir schwelgen in Erinnerungen.
Ein Stürmer ist normalerweise fürs Toreschießen zuständig. Sein größter Widersacher: der gegnerische Torwart. Der ehemalige Stürmer Jan Koller wechselte einst die Seiten. Vor 14 Jahren musste er für Borussia Dortmund die Torwarthandschuhe überstreifen - bei der 1:2-Niederlage gegen den FC Bayern München.
Koller trifft zur Führung im Topspiel
Es war der 9. November 2002, 12. Spieltag in der Fußball-Bundesliga. Der amtierende Deutsche Meister Borussia Dortmund war zu Gast beim Rekordmeister FC Bayern München. Es war das Topspiel, in dem der aktuelle Tabellenzweite BVB den Spitzenreiter aus München forderte.
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Schon nach sieben Minuten landete der erste Ball im Tor. BVB-Angreifer Jan Koller überwand den Titan Oliver Kahn und traf zur 1:0-Führung. Die Schwarz-Gelben brachten sich aber selbst um den Lohn: Torsten Frings ging innerhalb von 120 Sekunden zweimal zu hart in den Zweikampf und mit Gelb-Rot schon vor der Halbzeitpause duschen. Der FC Bayern nutzte die Überzahl und glich zunächst durch Roque Santa Cruz aus (62.). Nur vier Minuten später erzielte der heute noch aktive Claudio Pizarro (Werder Bremen) die Führung für den FCB.
Lehmann mit Gelb-Rot, Koller in orange
Damit war der BVB und vor allem Keeper Jens Lehmann nicht einverstanden. Der Nationaltorwart wähnte den Torschützen Pizarro bei seinem Treffer im Abseits. Lehmann beschwerte sich vehement bei Schiedsrichter Michael Weiner. Der ließ sich den lautstarken Protest nicht gefallen und zeigte Lehmann die Gelbe Karte - seine zweite in der Partie. Da der BVB zuvor schon sein Wechselkontingent ausgeschöpf hatte, musste ein Feldspieler in den Kasten.
Die Wahl fiel auf Stürmer Jan Koller. Der 2,02-Meter-Hüne streifte sich Lehmanns orangefarbenes Torwarttrikot und die Handschuhe über. Ein Klaps auf die Latte und dann stand Koller für die restlichen 24 Minuten zwischen den Dortmunder Pfosten. Er parierte einen Schuss von Michael Ballack stark, zeigte eine gute Strafraumbeherrschung und hatte bei einer verunglückten Lizarazu-Flanke das nötige Glück. Bei einer Standardsituation eilte der kopfballstarke Koller nochmal mit vor das Bayern-Tor, die 1:2-Niederlage konnte er aber nicht mehr abwenden. Bayern baute seine Tabellenführung aus und wurde am Ende der Saison auch Deutscher Meister.
Koller als Trainer?
Aushilfskeeper Koller stürmte anschließend noch bis 2006 für den BVB, für den er in 138 Bundesliga-Spielen 59 Tore erzielte. Nach der WM 2006 in Deutschland zog es den tschechischen Nationalspieler (91 Spiele) zum AS Monaco. Es folgten Stationen beim 1. FC Nürnberg, KS Samara (Russland) und AS Cannes (Frankreich), wo Koller 2011 im Alter von 38 Jahren seine aktive Karriere als Fußballer beendete. Aktuell lebt der ehemalige Stürmer mit seiner Familie in Monaco und will bald einen Trainerschein machen.
Die Dortmunder Fans mussten nach Kollers Ausflug ins Tor ganze elf Jahre warten, dann stand wieder ein schwarz-gelber Feldspieler zwischen den Pfosten: Kevin Großkreutz. Am letzten Spieltag der Saison 2012/2013 musste Mittelfeldspieler gegen Hoffenheim (1:2) das Torwart-Trikot überziehen. Er ersetzte Torhüter Roman Weidenfeller, der nach einem durch ihn verursachten Strafstoß Rot sah. Der BVB hatte schon dreimal gewechselt. Den anschließenden Elfmeter von Sejad Salihovic konnte Großkreutz nicht parieren.