Dortmund. Seit Monaten reden BVB-Trainer Tuchel und Chefscout Mislintat nicht mehr miteinander. Im Klub betont man: Negative Folgen habe das nicht.
Es ist eine komplizierte Gemengelage, die sich entwickelt hat zwischen zwei der wichtigsten Mitarbeiter im sportlichen Bereich bei Borussia Dortmund: Trainer Thomas Tuchel und Chefscout Sven Mislintat, ein enger Mitarbeiter von Sportdirektor Michael Zorc, kommunizieren seit Monaten nicht miteinander. Mislintat meidet zudem das Trainingsgelände.
Ist Mislintat gegenüber BVB-Trainer Tuchel extrem ausfallend geworden?
Recherchen dieser Zeitung bestätigten eine entsprechende Meldung des Fachmagazins Kicker – und ergaben darüber hinaus: Es ist kein fachlicher, sondern ein persönlicher Disput, der die beiden entzweit. Offizielle Aussagen gibt es nicht, die inoffiziellen Schilderungen, was genau vorgefallen ist, gehen auseinander: Mislintat soll Tuchel gegenüber extrem ausfallend geworden sein und Grenzen überschritten haben, sagen die einen. Die Klubführung habe deswegen entschieden, dass der Chefscout sich erst einmal vom Trainingsgelände und der Mannschaft fernhalten solle. Das sei gehörig übertrieben, meinen andere, und sprechen von einer Lappalie. Sicher ist: Auslöser des Streits ist die in letzter Minute geplatzte Verpflichtung des Spaniers Oliver Torres im Winter.
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Grundsätzlich schätzen Tuchel und Mislintat die Arbeit des jeweils Anderen, das betonen alle, die man fragt. Und: Die tägliche Arbeit leide nicht unter der Funkstille. Der Chefscout hat sein Büro ohnehin in der Geschäftsstelle am Rheinlanddamm, er arbeitet Sportdirektor Zorc zu: Mislintat führt die Scouting-Abteilung mit einem guten Dutzend festen und freien Mitarbeitern. Er sichtet Spieler, erstellt Analysen und Expertisen, führt erste Gespräche mit Spielern und Klubs und ist an den Verhandlungen beteiligt.
Mislintats Vertrag beim BVB läuft bis 2019
Der 43-Jährige genießt einen exzellenten Ruf in der Branche. Ihm war es maßgeblich zu verdanken, dass der BVB die Sommer-Neuzugänge Raphael Guerreiro oder Ousmane Dembélé verpflichten konnte, bevor andere Spitzenvereine auf die Spieler aufmerksam wurden. Auch viele erfolgreiche Transfers der Vergangenheit wie Pierre-Emerick Aubameyang oder Mitch Langerak sind eng mit dem Namen Mislintat verknüpft.
Immer wieder versuchten andere Klubs, den Chefscout als Sportdirektor zu gewinnen: Hannover 96 und Fortuna Düsseldorf etwa, derzeit unternimmt der Hamburger SV erneut einen Anlauf. Doch der BVB zeigt wenig Interesse, Mislintat aus seinem bis 2019 laufenden Vertrag freizugeben – im Gegenteil: Nach Informationen dieser Redaktion und des Kicker soll seine Position bald aufgewertet: Er wird wohl „Leiter Profifußball“ und somit endgültig zum Kaderplaner bei den Schwarz-Gelben.