Trier. . Mit seiner Leistung beim 3:0-Sieg im Pokal deutet der Neuzugang an, warum der Trainer ihn unbedingt holen wollte. André Schürrle fühlt sich wohl.

Thomas Tuchel hatte seinen Spaß. Der Trainer von Borussia Dortmund nahm den gerade ausgewechselten André Schürrle in den Arm, blickte ihm ins Gesicht – und musste herzhaft lachen. „Er hat sich darüber amüsiert, dass ich getackert werden musste“, schilderte Schürrle, nachdem der 3:0-Sieg im DFB-Pokal-Auftaktspiel beim Regionalligisten Eintracht Trier unter Dach und Fach gebracht war. Am Kinn trug der 25-Jährige ein Pflaster, dass ihn aussehen ließ, als habe er sich beim Rasieren geschnitten – dass aber eine ernsthaftere Blessur verbarg: Triers Torhüter Chris Keilmann hatte den Dortmunder Angreifer beim Versuch der Faustabwehr einen Wirkungstreffer verpasst, daher die Auswechslung nach knapp einer Stunde. „Aber ich fühle mich soweit gut, keine bleibenden Schäden“, sagte Schürrle und grinste breit.

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Das war ein Grund für Tuchels blendende Laune. Der zweite lag in der Art und Weise, wie sich der Neuzugang in 55 Minuten Spielzeit präsentiert hatte. Nach nur drei Wochen Training war der Nationalspieler auf der linken Seite agil und präsent, gab dem Dortmunder Spiel Tempo und Tiefe mit klug getimten Sprints hinter die Abwehr und war zudem an zwei Treffern beteiligt, bevor er den dritten selbst erzielte. „Er hat sehr gut gespielt“, lobte Mittelstürmer Pierre-Emerick Aubameyang. „Ich verstehe mich sehr gut mit ihm, das ist cool.“

Auch dieses Lob dürfte zur Freude und wohl auch Erleichterung bei Trainer Tuchel beigetragen haben. Der 42-Jährige wollte den Offensivspieler unbedingt verpflichten, setzte sich im Klub vehement dafür ein. Weil der BVB viele ebenso hochtalentierte, aber unfertigen Spieler verpflichtet hatte, weil außerdem klar war, dass Marco Reus den Saisonstart verpassen würde, wollte der Trainer einen Spieler, der Land und Liga kennt, der ihm vom ersten Augenblick an ein gewisses Niveau garantieren würde. Am Ende investierte Dortmund die Rekordsumme von 30 Millionen Euro – eine Bürde für den Spieler und den Trainer, der ihn unbedingt haben wollte.

Schürrle glänzte, Dembélé nicht

Das Pokalspiel gab Tuchel nun aber gleich in doppelter Hinsicht recht. Es ging zwar nur gegen einen Viertligisten – doch während Schürrle auf dem linken Flügel glänzte, kam der 19-Jährige Ousmane Dembélé auf der gegenüberliegenden Seite kaum zur Geltung, hatte mit den rustikalen Trierern arge Probleme und nur sehr wenige gute Szenen.

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Dem Franzosen, für rund 15 Millionen Euro von Stade Rennes geholt, war auch in dieser Partie anzusehen, dass er sich derzeit schwer daran tut, den Aufbruch in ein neues Umfeld, eine neue Kultur und ein neues Spielsystem wegzustecken. Dinge, die zu Beginn noch leicht von der Hand gingen, klappen nun nicht mehr, die Leichtigkeit der ersten Tage ist verloren.

Schürrle kennt diese Anlaufschwierigkeiten: Als er vor anderthalb Jahren zum VfL Wolfsburg wechselte, brauchte er zwölf Pflichtspiele, um seinen ersten Treffer zu erzielen. In Dortmund klappte es nun wesentlich schneller.

Dazu trug auch Trainer Tuchel entscheidend mit bei, der schon in der A-Jugend von Mainz 05 mit dem Stürmer zusammenarbeitete und ihn später zu den Profis beförderte. „Wir kennen uns gut, haben immer Kontakt gehabt“, sagte Schürrle. „Ich brauche dieses Selbstbewusstsein, und das bekomme ich von ihm.“

Überhaupt macht der Neuzugang vom ersten Tag an einen extrem gelösten Eindruck: „Es ist wirklich geil, hier zu spielen“, strahlte er in Trier. „Wenn man sieht, wieviele Fans hier dabei waren – das macht einfach Spaß.“ Den Vergleich mit seinem früheren Arbeitgeber Wolfsburg ließ er unausgesprochen, er lag aber deutlich genug in der Luft.

Schürrle lächelt jeden Tag

„Er hat jeden Tag ein Lächeln auf Lippen“, hat auch Trainer Tuchel beobachtet. Es gebe nicht viele Offensivspieler, „die ein so kleines Ego haben, sich als Teamspieler zu definieren, obwohl sie so eine herausragende Torquote haben. Wenn du so gestrickt bist, bist du ein Mannschaftsspieler und musst dich wohlfühlen.“

Und dann hat neben dem Spieler auch der Trainer allen Grund zur Freude.