Berlin. . Der BVB-Trainer schlägt nach dem verlorenen Finale gegen den FC Bayern selbstkritische Töne an. Vor allem die Auswahl der Elfmeterschützen liefert Zündstoff – weil prominente Akteure nicht antraten.

  • Der BVB-Trainer schlägt nach dem verlorenen Finale gegen den FC Bayern selbstkritische Töne an.
  • Vor allem die Auswahl der Elfmeterschützen liefert Zündstoff.
  • Weil prominente Akteure nicht antraten.

Henrikh Mkhitaryan blickte ins Leere, schüttelte kurz den Kopf und drückte sich dann, begleitet von einem Mitarbeiter von Borussia Dortmund, entlang der Werbewand, vorbei an den wartenden Journalisten, hinaus in die Berliner Nacht. Es war ein Abgang, der zu diesem Spiel passte, zur 3:4-Niederlage nach Elfmeterschießen gegen den FC Bayern München. Denn Mkhitaryan war nach ordentlichem Beginn abgetaucht, anders als sonst so oft hatte er über 120 Minuten kaum gefährliche Szenen, kam nicht zu Abschlüssen und konnte auch die Stürmer nicht einsetzen.

Zum Elfmeterschießen trat der Armenier dann gar nicht an, was zumindest bei einigen Mannschaftskameraden für gehöriges Unverständnis sorgte. Stattdessen schossen die Innenverteidiger Sven Bender und Sokratis. „Die beiden habe ich in einem Bundesliga-Spiel noch nie bei einem Elfmeter gesehen“, sagte Trainer Thomas Tuchel – was aber mehr ein Vorwurf an sich selbst als an die Schützen war: „Ich hätte drauf bestehen sollen, dass die schießen, die auch normalerweise schießen. Weil wir uns tendenziell eher drum streiten, wer jetzt den Elfmeter reinmacht.“ Worte, bei denen sich Mkhitaryan ebenso deutlich angesprochen fühlen durfte wie der erfahrene Lukasz Piszczek.

Die Bayern hatten derlei Probleme nicht, es hätten sich auch mehr Schützen als fünf gefunden, erzählte Kapitän Philipp Lahm: „Das war auch schon mal anders, da kann ich mich noch dran erinnern“, sagte er in Anspielung auf das verlorene Elfmeterschießen im Champions-League-Finale 2012 gegen Chelsea – eine Niederlage, die für den damaligen Sportdirektor Christian Nerlinger das Aus bedeutet hatte.

So weit wird es in Dortmund nicht kommen, und doch dürfte diese Niederlage nachdenklich machen. Denn neben Mkhitaryan enttäuschten auch weitere Hoffnungsträger: Pierre-Emerick Aubame­yang war wenig zu sehen und vergab zwei Torchancen, die er in der Hinrunde wohl gemacht hätte. Marco Reus agierte hibbelig und technisch unsauber, mehrere gute Kontergelegenheiten ließ er versanden. Die Ausnahmespieler, die kraft ihres Potenzials die großen Spiele entscheiden sollen, blieben wirkungslos. Auch deswegen dominierte der FC Bayern weite Strecken der Partie, münzte dies aber nicht in Tore um – was neben fehlendem Glück im Abschluss auch der Dortmunder Leidenschaft geschuldet war.

Dafür gab es Lob von Tuchel, der ansonsten vieles monierte: „Es hat uns lange Zeit in der ersten Halbzeit an Mut, Überzeugung und Schärfe gemangelt“, klagte der Trainer. „Wir haben schlampig gekontert, vieles, vieles liegengelassen.“ Gerade im Vergleich mit dem Gegner sei aufschlussreich gewesen, „mit welcher Schärfe die Bayern gleich von Beginn an gespielt haben“.

In Mannschaftsteilen sollen Verstärkungen kommen

Tuchels Fazit: „Dieses Spiel lässt viele Rückschlüsse zu.“ Die dürften sich unmittelbar auf die anstehende Transferperiode auswirken. Angesichts des Abgangs von Mats Hummels und der damit verbundenen Millionen-Einnahmen, angesichts des immer noch wahrscheinlichen Abgangs von Ilkay Gündogan kann Tuchel in Zusammenarbeit mit Sportdirektor Michael Zorc die Mannschaft ein Stück mehr nach seinen Vorstellungen gestalten. In allen Mannschaftsteilen sollen Verstärkungen hinzukommen – dabei werden auch Akteure mit mentaler Stärke und Anführerqualitäten gesucht. Denn nach dem Ausscheiden aus der Europa League in Liverpool lieferte die Finalniederlage von Berlin weitere Indizien dafür, dass es daran noch mangelt.