Essen. Thomas Tuchel hat den taumelnden Riesen BVB wieder auf feste Füße gestellt. Er wird gestärkt aus der Pokal-Niederlage hervorgehen. Ein Kommentar.
Es ist bemerkenswert, wie Thomas Tuchel in der Stunde der Niederlage reagiert hat. Nicht der Schiedsrichter, der eine Unsportlichkeit von Franck Ribéry nachsichtig bestraft hat, soll schuld an der Finalpleite gegen Bayern München gewesen sein. Nicht der Rasen, nicht das Wetter, nicht der DFB – sondern er selber habe den DFB-Pokalsieg verbockt. Er als BVB-Trainer hätte, wie er meinte, die falschen Schützen für das Elfmeterschießen aufgestellt. Der Konjunktiv II ist hier bewusst gesetzt: Natürlich ist Tuchels Behauptung Unsinn.
Die Titel werden für BVB-Trainer Tuchel zwangsläufig kommen
Thomas Tuchel hat ja auch gesagt: Die Bilanz seiner ersten Saison bei Borussia Dortmund sollte nicht an einem einzigen Spielergebnis festgemacht werden. Die Titel werden zwangsläufig kommen. Sogar, wenn Marco Reus mitspielt. Wir gehen noch einen Schritt weiter: Da wächst ein großer Trainer in Dortmund heran.
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Tuchel hat den taumelnden Riesen Borussia Dortmund wieder auf feste Füße gestellt. Die Spielweise führte zur höchsten Torausbeute in der Saison 2015/16. So einen guten Vizemeister hat die Bundesliga in sechs Jahrzehnten nicht gesehen. Als die Luft raus war, weil es für Dortmund in der Tabelle weder nach unten noch nach oben ging, führte er seine Spieler beim Saisonfinale zu einem Kraftakt, der Bayern München und dessen Torschützenkönig Robert Lewandowski keinen einzigen Treffer in 120 Spielminuten erlaubte. Taktisch und kämpferisch eine Meisterleistung.
Tuchels Haltung ist ungewöhnlich in der Branche
Jetzt soll er also schuldig sein? Tuchels Selbstkasteiung wäre ein mieses Ablenkungsmanöver, wenn er das nicht ernst meinte. Seine kritische Worte Richtung Hummels beweisen die Ernsthaftigkeit: Da setzt sich ein Trainer grundlegend mit seiner eigenen Arbeit auseinander. Mit den Details, mit seinen Erwartungen, mit dem Ergebnis. Schulterklopfer, von denen es in Dortmund ja nicht wenige gibt, haben keine Chance bei ihm.
Seine Haltung ist ungewöhnlich in einer Branche, die darauf ausgelegt ist, dass jeder Akteur zuerst die eigene Haut rettet. Man darf die These wagen: Tuchel wird gestärkt aus der persönlich empfundenen Niederlage hervorgehen.