Berlin. . Mats Hummels musste in seinem letzten Spiel vorzeitig vom Platz. Die Niederlage sah Hummels von draußen. Hinterher kritisiert ihn Thomas Tuchel.

Als er weit nach Mitternacht aus der „Station Berlin“ in die inzwischen taghelle Hauptstadt trat, konnte Mats Hummels immerhin wieder problemlos gehen. Zumindest verließ er den Ort, wo Borussia Dortmund die Niederlage im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern München betrauerte, ohne erkennbare Schmerzen. Stunden zuvor hatte das noch ganz anders ausgesehen: 78 Minuten waren im DFB-Pokalfinale gegen den FC Bayern München gespielt, noch stand es 0:0, doch für Hummels ging es nicht mehr weiter. „Ich muss in einer Szene eine Bewegung falsch gemacht haben, da ist es voll in die Wade geschossen“, sagte er. „Dann war Schicht.“

Als der Kapitän seine Binde an Marco Reus weiterreichte und vom Platz humpelte, endete nicht weniger als eine Ära beim BVB: Denn für Hummels war es nach achteinhalb Jahren der letzte Auftritt in Schwarzgelb, im Sommer wechselt er zum FC Bayern. Und nun musste er von außen zusehen, wie seine Mannschaft schließlich im Elfmeterschießen 3:4 verlor. „Das ist extrem bitter – vor allem, dass ich es nicht hinbekommen habe, über die komplette Distanz mitzuwirken“, haderte der 27-Jährige nach Schlusspfiff. Dass ihm der Körper an seinem letzten Arbeitstag für den BVB einen Strich durch die Rechnung machte, schmerzte ihn ebenso wie die bittere Niederlage im Elfmeterschießen. „Es hätte ein perfekter Abschied werden können“, haderte er. „So ist leider vieles nicht gekommen wie erhofft.“

BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hätte Hummels diesen Abschied aus vollem Herzen gegönnt – schon aus Eigennutz. Nun musste er auf der Abschlussfeier des BVB nicht nur Worte für eine Niederlage finden, worin er inzwischen eine gewisse Routine hat: Zum vierten Mal in Folge ging ein großes Endspiel verloren. Und nun musste der BVB-Boss auch noch seinen Kapitän verabschieden: „Das ist in jeder Hinsicht für uns ein extremer Verlust“, sagte er. „Er hat achteinhalb Jahre für den BVB gespielt, war ein Gesicht des BVB. Und es macht das Ganze noch dramatischer, dass er ein unfassbar netter Kerl ist.“

Tuchel reagiert kühl

Die warmen Worte standen in scharfem Kontrast zu den kühlen Bemerkungen, die Trainer Thomas Tuchel nach der Partie fand. „Er kann es besser“, antwortete er auf die Frage zur Leistung seines Abwehrchefs. Und zu den Gründen für die Auswechslung erklärte er ebenso schmallippig: „Mats hat drum gebeten.“ Dem widersprach Hummels energisch: „Wenn ich raus will, mache ich ein klares Zeichen, dann zeige ich das an.“

Es war nicht das erste Mal in dieser Saison, dass Misstöne zwischen dem Trainer und seinem ebenso selbstbewussten wie eigenwilligen Kapitän zu Tage traten, Tuchel ist über den Abgang des Abwehrspielers weit weniger traurig als sein Vorgesetzter Watzke.

An dessen Seite erklärte Hummels gegen zwei Uhr nachts über seine Zeit in Dortmund: „Sie war zum Teil unerwartet schön, das habe ich mir 2008 nicht ausgemalt. Es war eigentlich perfekt, aber dafür hätten wir vielleicht ein oder zwei Finals in den vergangenen Jahren mehr gewinnen müssen.“

Den Rest des Abends nutzte Hummels zum Abschied nehmen. Selten hielt er sich in dem abgegrenzten VIP-Bereich auf, sondern sprach mit vielen Gästen, Kollegen und Freunden. Und nach der Sommerpause, das verriet er am Rande der Veranstaltung, will er mit den Mannschaftskollegen noch einmal Abschied feiern.

Und dann ist Hummels, das langjährige Gesicht und Aushängeschild, erst einmal größter Konkurrent beim Kampf um Titel und Trophäen. Dennoch sei der langjährige Leistungsträger „beim BVB immer extrem willkommen“, sagte Watzke.

Hummels sah die Angelegenheit nüchterner: „Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass entweder ihr gewinnt oder ich, das ist das Gute daran“, sagt Hummels. Für den 27-Jährigen allerdings ist sie künftig ein gutes Stück größer – auch das ist ja einer der Gründe, warum er künftig für den großen Rivalen aufläuft.