Liverpool. . Der Trainer kehrt für ein Europa-League-Spiel zu seiner alten Liebe BVB zurück. Klopps aktueller Klub hat Probleme. Die Fans feiern ihn trotzdem.
Die Huldigungen klingen noch immer ungelenk. Blickt man im Stadion von Anfield auf die vielen Banner und Transparente auf Liverpools berühmter Fan-Tribüne „The Kop“, so sticht ein in radebrechendem Deutsch verfasstes Plakat hervor: „Kaiser von der Kop“. So nennen die Anhänger des FC Liverpool ihren im Oktober inthronisierten Trainer Jürgen Klopp, der am Donnerstag zum Viertelfinal-Hinspiel in der Europa League ins Stadion seines Ex-Klubs Borussia Dortmund zurückkehrt (21.05 Uhr, Sport1 und in unserem Ticker).
Für Graham Agg vom deutschsprachigen LFC-Fanklub hat Klopp mehr als nur eine neue Herausforderung gefunden: „Klopp und die Reds, das ist so, als würde man mit seiner neuen Freundin auf einer Party der ersten großen Liebe vorgestellt.“
Der 48-Jährige gilt beim 18-maligen englischen Fußballmeister als personifizierte Hoffnung auf bessere Zeiten. Klopps Pressekonferenzen in tadellosem Englisch inklusive Neologismen („Football is not a wish concert“) sind Kult.
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„Alle Menschen in Liverpool lieben Jürgen Klopp“, sagt Klublegende Jamie Carragher, „egal, ob er einen guten oder einen schlechten Job macht, man muss ihn einfach mögen.“ Klingt kompromisslos. „Klopp ist außergewöhnlich, er hat Emotion, Kompetenz und Leidenschaft“, sagt Fußball-Idol Gary Lineker. Klopps emotionale Art kommt bei den britischen Medien gut an.
Auffällig anfällige Defensive
Sportlich ist die Gesamtsituation beim fünfmaligen Europacupsieger der Meister auch unter Klopp überschaubar. Biederes Mittelmaß halt. Der erhoffte Umschwung nach dem Aus für Klopps Vorgänger Brendan Rodgers blieb aus. Liverpool belegt nach 32 Spielen mit 45 Punkten nur Rang neun in der Premier League und stellt mit 41 Gegentoren eine der anfälligsten Abwehrreihen.
Die Defensive um den belgischen Torhüter Simon Mignolet leistete sich teilweise haarsträubende Patzer, auch in der Europa League.
Sakho oft zu leichtsinnig
Die Innenverteidiger Martin Skrtel und Kolo Touré sind in die Jahre gekommen, Mamadou Sakho agiert oft zu leichtsinnig.
Um das von Klopp als „Full Throttle Football“ bezeichnete Tempospiel, in Dortmund erfolgreich und als „Vollgasfußball“ gefeiert, auch in Liverpool auf den Rasen zu bringen, präsentiert sich sein Team in der Spiel-Eröffnung zu langsam. Ein Torjäger fehlt nach wie vor.
Gefahr durch Coutinho
Mit dem Brasilianer Coutinho und dessen in Dortmund verletzt zuschauendem Landsmann Roberto Firmino verfügt Klopp über zwei torgefährliche und kreative Mittelfeldspieler. Dazu kommen die laufstarken Adam Lallana und James Milner auf den Außenpositionen. Eine gute Basis. Um dem Erfolgsdruck, der nach 26 Jahren ohne Meistertitel immer größer wird, gerecht zu werden, braucht Klopp einen Befreiungsschlag. Die Europa League ist seine letzte Titelchance.