Augsburg. Adrian Ramos trug mit einem Tor und einer Vorlage wesentlich zum 3:1-Sieg des BVB beim FC Augsburg bei. Der BVB schielt noch zum FC Bayern.

Ganz am Ende erspähte der Held des Abends noch einmal eine Lücke, lief schnellen Schrittes in den Raum, der sich vor ihm auftat - und hinterließ einige verdutzte Journalisten. Eigentlich hatte die Szene nichts Ungewöhnliches, die Wortmeldungen von Adrian Ramos lassen sich auch nach anderthalb Jahren bei Borussia Dortmund an einer Hand abzählen. Ungewöhnlich war hingegen, dass die Journalisten dieses Mal großes Interesse an einem Gespräch gehabt hätten. Denn der Stürmer, der sonst im übergroßen Schatten des Torjägers Pierre-Emerick Aubameyang steht, hatte mit einem Tor und einer Vorlage wesentlich zum 3:1-Sieg in Augsburg beigetragen.

„Er hat sich reingefuchst“, lobte BVB-Trainer Thomas Tuchel. Ramos stand nur deswegen in der Startelf, weil Aubameyang wegen eines Trauerfalls fehlte. Nun aber war der Kolumbianer der gefeierte Held - der sich aber wie alle Dortmunder lange schwergetan hatte.

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BVB-Kapitän Mats Hummels (r.) jubelt mit Adrian Ramos.
Von Sebastian Weßling, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Selten hatte man den Tabellenzweiten in dieser Saison so uninspiriert, mit so wenig Elan wie in den ersten knapp 45 Minuten gesehen. Es fehlte an Bewegung und Tempo, um den Augsburger Abwehrriegel zu knacken. „Jeder hatte da seinen Anteil“, monierte Kapitän Mats Hummels. „Einen zu einfachen Fehlpass, den einen oder anderen Zweikampf zu leicht verloren - und dann kommen eben Chancen des Gegners.“

BVB-Torwart Roman Bürki kritisiert das Abwehrverhalten

Symptomatisch die siebte Minute: Caiuby schnappte sich in der Dortmunder Hälfte den Ball, gleich vier Schwarz-Gelbe ließen ihn gewähren - nur Torhüter Roman Bürki verhinderte das Gegentor. Das kam dann wenig später: Caiuby konnte von außen relativ unbedrängt flanken, im Zentrum kam Hummels gegen Alfred Finnbogason zu spät und es stand 1:0 für Augsburg (17.) „Genau solche Szenen haben wir in der Mannschaftsbesprechung gezeigt bekommen“, monierte Bürki. „Das müssen wir natürlich besser verteidigen.“

Es dauerte, bis der BVB eigene Offensivakzente setzen konnte: Marco Reus scheiterte nach starker Vorarbeit von Henrikh Mkhitaryan freistehend an Alexander Manninger (41.). Wenig später ließ Mkhitaryan zwei Augsburger stehen, spielte auf Reus und erhielt den Ball über Nuri Sahin zurück. Mit etwas Glück und der Hilfe von Ja-Cheol Koo, der abfälschte, traf er zum Ausgleich (45.).

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Torschütze für den BVB: Adrian Ramos.
Von Sebastian Weßling und Andreas Ernst

Nach der Pause agierte der BVB zielstrebiger und druckvoller. „Wir sind ruhig geblieben, weil wir genau wussten, dass wir viel Zeit haben, um zurückzukommen“, erklärte Kapitän Hummels. „Unsere offensiven Jungs haben so große Qualität, dass sie immer Tore schießen können. Wir verlassen uns da momentan drauf und die Jungs liefern auch.“ Erstmals nach 69 Minuten, als Ramos einen langen Ball von Hummels im Strafraum mit der Brust annahm, auf den eingewechselten Gonzalo Castro zurücklegte und der überlegt einschoss. Und wenig später besorgte Ramos selbst die endgültige Entscheidung: Seinen wuchtigen Kopfball konnte Manninger noch abwehren, beim Nachschuss war er machtlos (75.).

Der BVB schielt nach oben

„Wir können sehr viel Positives mitnehmen“, bilanzierte Torhüter Bürki. „Wir sind zurückgekommen, haben in der zweiten Halbzeit konzentriert gespielt und dann auch souverän gewonnen.“ Vor allem aber konnten die Dortmunder drei wichtige Punkte mitnehmen, mit denen sie zumindest den Champions-League-Qualifikationsplatz vier rechnerisch sicher haben. Doch ein wenig schielen sie noch immer nach oben, auf den fünf Punkte entfernten Spitzenreiter Bayern München: „Wenn sie nochmal stolpern, hängen wir immer noch hinten dran“, so Hummels. „Und dann mal sehen, wie es weitergeht.“