Berlin. Trainer Thomas Tuchel kann mit dem Punkt in Berlin leben, für Mats Hummels ist indes wichtig, das Punkte-Polster im nächsten Spiel zu verteidigen.
Wenn ein gerade freigestellter Kollege, noch dazu ein sehr berühmter, oben auf der Tribüne neben dem eigenen Vereins-Chef sitzt, gehen beim Trainer unten am Spielfeld alle Alarmsignale an.
Es hätte also nicht verwundert, wenn Thomas Tuchel am Samstag mindestens irritiert gewesen wäre, dass es sich auf der Ehrentribüne des Berliner Olympiastadion niemand geringeres als Jose Mourinho neben Hans-Joachim Watzke im Sessel bequem machte. Der Ex-Chelsea-Coach neben dem Vorsitzenden der Geschäftsführung von Borussia Dortmund? “Ich wusste es, und es ist auch völlig okay”, sagte Tuchel entspannt nach dem 0:0 im Bundesligaspitzenspiel bei Hertha BSC, ehe ihm bei der Pressekonferenz noch der Spruch des Abends einfiel: “Wenn er mich nächste Woche ablöst, ist es aber nicht mehr okay.”
Hummels findet die Punkteteilung gerecht
Dies muss der 42-Jährige natürlich nicht fürchten, auch wenn der BVB die Chance liegen ließ, den Abstand auf die Verfolger auf 13 Punkte anwachsen zu lassen und - was zum Zeitpunkt des Abpfiffs in Berlin noch niemand wegen des Abendspiels zwischen Leverkusen und München (0:0) wissen konnte - andererseits dem Spitzenreiter FC Bayern etwas näher auf den Pelz zu rücken. “Man kann nicht in 17 Spielen seine Topleistung abrufen”, sagte BVB-Kapitän Mats Hummels zur für ihn gerechten Punkteteilung in der Hauptstadt, “wir hätten uns mehr geärgert, wenn wir ein Topspiel hingelegt und zehn Hundertprozentige verballert hätten.”
Auch Dortmunds Trainer konnte damit leben, dass die schwarzgelbe Offensive erstmals in dieser Saison trotz 66 Prozent Ballbesitz torlos geblieben ist. Was Hertha-Coach Pal Dardai als “besonders schön” empfand, weil es seinem Team gelungen war, mit einer starken Defensivleistung die Null zu halten. Tuchel monierte zwar die Bespielbarkeit des Berliner Rasens, fand aber treffendere Ansatzpunkte in seiner Analyse für zwei liegen gelassene Punkte bei den eigenen Spielern. “Wir haben heute nicht das Selbstverständnis ausgestrahlt, das du brauchst, um mit einer Einzelaktion das Spiel zu gewinnen.”
Aubameyang hat nicht ins Spiel gefunden
Die Dortmunder bissen sich an der Berliner Abwehrmauer die Zähne aus, “wir haben uns schwer getan, die Bälle hinter die letzte Reihe zu spielen”, gestand Tuchel. So war es für die drei Offensiven - Marco Reus, Henrikh Mkhitaryan und Gonzalo Castro - schon schwierig genug, sich in Abschlusssituationen zu bringen. Noch mehr aber für Pierre-Emerick Aubameyang. “Ich wechsle Auba nur sehr ungern aus”, erklärte der BVB-Trainer, warum er in der 72. Minute Adrian Ramos für den mit 20 Treffern Führenden der Torjägerliste gebracht hatte, “ich hatte heute aber nicht das Gefühl, dass er drin steckt und wir darauf warten können, dass er die entscheidende Situation bringt. Wir haben es aber auch nicht geschafft, ihn in solche zu bringen.”
So konnten die Dortmunder am Ende glücklich und zufrieden sein, dass Lukasz Piszczek an der Grenze zum Foulspiel (“Ich habe ich den Körper reingestellt, als er schießen wollte. Er ist dann halt gegen mich gelaufen”) den einschussbereiten Vedad Ibisevic am Torerfolg hindern konnte (70.) und Salomon Kalou einen Konter knapp neben das Tor gesetzt hat (78.).
Jetzt gilt es Platz zwei zu festigen
“Es hat uns bisher ausgezeichnet, gegen alle Arten der Verteidigung einen Treffer erzielt zu haben”, analysierte Tuchel, “heute ist uns das wegen einer Mischung aus mangelndem Selbstvertrauen, mangelnder Tagesform und einer starken Hertha nicht gelungen.”
Für Mats Hummels ist nun wichtig, den Vorsprung in der Bundesliga beizubehalten: “Wir wollen Platz zwei nicht mehr in Gefahr kommen lassen”, erklärte Dortmunds Bester an diesem Abend, “wir haben jetzt zwei schwierige Aufgaben vor der Brust und müssen dafür sorgen, dass wir nach dem Heimspiel gegen Hannover auch in Leverkusen noch dieses schöne Polster haben.”