BVB-Tor gegen Ingolstadt entfacht Debatte über Videobeweis
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Dortmund. . Beim 2:0-Sieg des BVB über Ingolstadt ist auf der Leinwand zu sehen, dass der Führungstreffer irregulär war. Dem Schiedsrichter nutzt das nichts.
Borussia Dortmund besiegte den FC Ingolstadt mit.
Auf der Leinwand zu sehen, dass der BVB-Führungstreffer irregulär war.
Dem Schiedsrichter nutzt das nichts.
Am Ende einer langen Fehlerkette patzte auch die Stadionregie. Erst stand die ansonsten so starke Ingolstädter Hintermannschaft staunend Spalier bei Pierre-Emerick Aubameyangs erstem von zwei Treffern zum 2:0-Sieg von Borussia Dortmund über den FC Ingolstadt. Schiedsrichterassistent Arno Blos übersah die Abseitsstellung Aubame-yangs – und zu allem Überfluss wurde diese Szene dann auch noch auf der Videoleinwand eingespielt.
So wussten schon Sekunden nach der Dortmunder Führung 81 359 Zuschauer und der eine oder andere Spieler, dass der Treffer nicht hätte zählen dürfen – nur die entscheidenden Akteure, Schiedsrichter Guido Winkmann und seine Assistenten, hatten das nicht mitbekommen.
„Die Dortmunder zeigen das Tor auf der Leinwand. So viel Dummheit muss eigentlich bestraft werden“, schimpfte Ingolstadts Kapitän Marvin Matip. „Ich fühle mich betrogen.“ Doch alles Schimpfen half nicht. „Selbst wenn ich das Abseitstor auf der Leinwand gesehen hätte, hätte ich es nicht zurücknehmen dürfen“, erläuterte Winkmann. „Es war eine Tatsachenentscheidung.“
BVB-Trainer Thomas Tuchel hat sich seine Meinung gebildet
Denn der Videobeweis ist im Fußball verboten. Im März kommt das Thema beim Regelgremium des Weltfußballs, dem IFAB, aber erneut auf den Tisch. BVB-Trainer Thomas Tuchel hat seine Meinung schon gebildet: „Ich war immer ein Befürworter, jedes Tor auf seine Gültigkeit zu überprüfen“, sagte er. „Ich finde den Gedanken unerträglich, dass jeder, der ein Smartphone dabei hat, weiß, wie das Tor gefallen ist, nur die vier, die das Spiel leiten, nicht.“ In Dortmund war nicht einmal ein Smartphone nötig, die Abseitsposition war auf der Leinwand klar zu sehen. Eigentlich sollen die „Richtlinien über individuelle Verwertung und Vermarktung medialer Rechte“ der DFL genau das verhindern, doch der zuständige Dienstleister „Stadion Live“ spielte die strittige Szene irrtümlich ein. Schiedsrichter Winkmann war darüber gar nicht amüsiert, er meldete den Vorfall der DFL – gut möglich, dass dem BVB hier noch Ärger blüht.
Ärger verspürte auch Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl: „Wir sind bei drei Entscheidungen von enormer Tragweite klar benachteiligt worden“, wetterte er. „Wenn wir einen Spielleiter gehabt hätten, der halb so mutig gewesen wäre wie wir, hätten wir was holen können.“ Denn es gab zwei weitere Szenen, die Diskussionsstoff boten: Noch in der ersten Halbzeit lief Ingolstadts Stürmer Dario Lezcano allein aufs Tor zu, wurde von Mats Hummels bearbeitet und kam im Strafraum zu Fall. „Im Spiel hat es sich nach ein bisschen mehr Foul von mir angefühlt als es im Fernsehen aussah“, sagte Hummels später. „Aber es ist eine Entscheidung, bei der man mindestens zu 50 Prozent auch auf Elfmeter entscheiden könnte.“ Schiedsrichter Winkmann dagegen sprach von einem harten Körperkontakt – „aber nichts, das für einen Elfmeter und eine Rote Karte reicht“.
BVB-Kapitän Hummels unterläuft ein kurioser Heber ins eigene Tor
Noch diffiziler die Szene in der 65. Minute: Hummels’ Rückpass aus 25 Metern wurde zum Heber ins eigene Tor. Doch weil Lezcano den BVB-Kapitän angegangen war, gab Winkmann den Treffer nicht. „Der Assistent hat sofort gerufen: Foul, Foul, Foul“, begründete er. „Aber es ist eine ganz enge Entscheidung.“ Für Hummels hingegen war es ein „klares Foul“: „In der Passbewegung hat er mein Schussbein berührt, und dadurch spiele ich den Ball überhaupt so.“
Das aber ließ sich durch die Fernsehbilder weder beweisen noch widerlegen. Auch ein Videoschiedsrichter hätte in Dortmund also nicht alles auflösen – ein irreguläres Tor aber verhindern können.
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