Dubai. Borussia Dortmunds Kapitän will sich treu bleiben und weiterhin klar formulieren, was er für richtig hält. Sportlich rechnet er sich vor allem in den Pokalwettbewerben Chancen aus.
Eigentlich war Mats Hummels vor dem Trainingsstart von Borussia Dortmund im neuen Jahr nur kurz auf Stippvisite zurück in Deutschland. Der Kapitän des Fußball-Bundesligisten hatte einen Teil seiner Winterpause in Dubai verbracht, wo der BVB sich jetzt gerade auf die Rückrunde vorbereitet. Die Sonne genießen, am Strand relaxen, abschalten mit der Familie und Freunden. „Eine angemessene Portion Sport habe ich auch gemacht“, sagt der 27-Jährige, als er es sich im Lounge-Bereich der mit fünf Sternen bewerteten Team-Unterkunft Park Hyatt gemütlich gemacht hat, „aber dazu muss man mich ja nicht zwingen.“ Mats Hummels, das kann man sagen, wirkt außerordentlich entspannt und gelassen.
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Diesen Zustand körperlich und geistig herzustellen, war nach einem aufreibenden Jahr für den Weltmeister enorm wichtig. Mats Hummels ist dies gelungen, wenngleich die selbstverordnete Therapie eher lapidar daherkommt: Er habe einfach mal die Gedanken fallen gelassen, seit Weihnachten ungeplant in den Tag gelebt, der ihm in den vergangenen Monaten beruflich bedingt so manch strapaziöse Stunde bereitet hatte.
Hummels will keine "blitzsauberen Sätze"
Als Stinkstiefel war er nach einer die ganze Mannschaft betreffenden Schelte bezeichnet worden. Im Verlauf der Hinrunde ärgerte ihn zudem mediale und in sozialen Netzwerken des Internets grassierende Kritik an den Fehlern, die man von ihm in der Fülle nicht gewohnt war. Für seine Widerworte gab es Nachschlag an Schimpfe, alles schaukelte sich in Extreme hoch. Die Folgerung daraus? Nichts mehr zu sagen? „Wäre ich nicht Kapitän, hätte dies die Konsequenz sein können“, sagt Hummels, „es gibt auch die Möglichkeit, nur blitzsaubere Sätze zu verwenden, die inhaltlos sind. Weil ich das früher aber schon nicht mochte, mache ich damit weiter, auch inhaltlich über Fußball reden.“
Fehlende Gradlinigkeit kann man Mats Hummels nicht vorwerfen. Ebenso wenig vorher nachgedacht zu haben, bevor der Mund sich zum Sprechen öffnet. „Für mich ist das Relevante, dass ich gut einschätzen kann, was ich auf dem Platz veranstalte“, betont er. Da waren sicherlich einige Patzer dabei, kein Vertun. Es gehört jedoch auch zur Spielweise des Abwehrchefs, Risiken einzugehen, die sich im Idealfall zu eigenen Chancen und Toren entwickeln, aber auch mal für Gefahr vor dem eigenen Tor sorgen können.
Betriebsklima beim BVB hat nicht gelitten
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„Wenn man sieht, wie gut wir in der Hinrunde gespielt haben, kann es gar nicht so schlecht gewesen sein, wie es gesagt wurde“, sagt der zweifache Torschütze und ergänzt zum Vorwurf der Kollegenschelte: „Ich meine nicht einen Satz gesagt zu haben, der nicht in Ordnung ist. Das hätte neben dem Kapitän auch jeder andere so formulieren und damit schlicht Recht haben können. Aber es muss im Moment alles extrem gesehen werden im Fußball, damit müssen wir klarkommen.“
Das Betriebsklima hat unter den Ereignissen nicht gelitten, der BVB trotz acht Punkten Rückstand auf Branchenprimus Bayern München eine hervorragende Hinrunde gespielt. Die Meisterschaft „ist in meinen Augen nicht beendet, aber weit nach hinten geschoben“, erklärt Hummels, der momentan noch keinen zeitlichen Drang verspürt, die 2017 auslaufende Anstellung vorzeitig zu verlängern beziehungsweise sich Gedanken um einen alternativen Arbeitgeber zu machen. Titel schreibt er damit praktisch nur in der Liga, allerdings nicht in den Pokalwettbewerben ab, in denen Borussia Dortmund noch aussichtsreich vertreten ist. „Mit Stuttgart und Porto haben wir zwei große Aufgaben vor der Brust“, sagt Hummels, „wenn wir da weiterkommen, haben wir realistische Chancen, im DFB-Pokal und der Europa League etwas zu holen.“ Es ist davon auszugehen, dass dies dann auch im Sommer ein willkommenes Mittel sein dürfte, um einen entspannten und gelassenen Mats Hummels anzutreffen.