Dortmund. . Das BVB-Selbstvertrauen hatte bei der 1:3-Niederlage beim HSV Schaden genommen. Doch bei der Mitgliederversammlung ging der Blick in die Zukunft.

• Warmer Empfang für die Mannschaft in der Westfalenhalle
• BVB-Boss Watzke schürt neuen Elan
• „Von dem Phänomen Bayern München müssen wir uns lösen“

Die Menschen in der Westfalenhalle 3B erhoben sich von ihren Sitzen und applaudierten. Das ist durchaus nicht selten der Fall, schließlich sind diese Menschen alle Fans von Borussia Dortmund. Wenn die Spieler nicht gerade jedes Vertrauen mutwillig verspielt haben, dann dürfen sie auf einen solch warmen Empfang bei der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten hoffen. Und es darf angenommen werden, dass den Profis der Beifall ein bisschen wenigstens gut tat. Denn ramponiert waren sie in der Nacht von Freitag aus Samstag aus Hamburg heimgekehrt.

Schaden genommen

Sokratis zum Beispiel, der den ersten HSV-Treffer begünstigte. Matthias Ginter, der beim zweiten mithalf, Mats Hummels, der den dritten gleich selber besorgte. Die gute Dortmunder Laune hatte Schaden genommen an jenem Freitagabend und Julian Weigl, der junge Mittelfeldmann, sah sogar versehrt aus. Die Wunde an der Augenbraue hatte er sich bei jener 1:3-Niederlage zugezogen. Er nahm direkt hinter seinem Trainer Thomas Tuchel Platz. Der hatte unmittelbar nach dem Misserfolg im Norden ratlos gewirkt, nun lächelte er wieder etwas unbeschwerter. Vielleicht war es ein gut gewählter Zeitpunkt für eine solche Veranstaltung. Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer des BVB, nutzte sie jedenfalls, um die schwarz-gelbe Familie zu versammeln und mit neuem Elan zu versehen.

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Von Sebastian Weßling

„Das Unschöne am Fußball ist, dass man manchmal verliert“, hob Watzke an, „wenn das aber in zwei von 23 Spielen passiert, dann relativiert sich das wieder ein bisschen. Wir müssen konstatieren, dass wir am Freitagabend nicht bereit waren, warum auch immer.“ Ein paar Fragezeichen geisterten also weiterhin durch den Raum, dazu gesellten sich indes auch ein paar Ausrufezeichen gegen Ende eines Jahres, das die Borussia auf dem vorletzten Tabellenplatz begonnen hatte. Längst ist aber aus sportlich existenzieller Not wieder Deutschlands zweiter Großklub geworden, der null Verbindlichkeiten aufweist, 286 Millionen Euro Eigenkapital hat und 53,7 Millionen Euro freie Liquidität. „Im bayerischen Sprachgebrauch nennt man das Festgeld“, blickte Watzke in den Süden der Republik, wo der FC Bayern München zuhause ist und mit jetzt wieder acht Punkten Vorsprung die Liga dominiert.

„Von dem Phänomen Bayern München müssen wir uns lösen. Wir können dem deutschen Fußball nur im Rahmen unserer Möglichkeiten Spannung bieten“, meinte Watzke und wandte sich an die Spieler: „Das soll nicht heißen, dass wir extrem zufrieden sein müssen. In euch steckt so viel Potenzial, das nach meiner sicheren Einschätzung, nicht im Ansatz ausgereizt ist.“ Watzke legt die Latte hoch. „Die Perspektive ist großartig“, sagte er.

Dem Derby entwachsen?

So großartig, dass der Marsberger darauf besteht, dem Nachbarn aus Schalke entwachsen zu sein. Unter dem Applaus der Mitglieder hatte es zuvor mehrere Hinweise auf das zuletzt gewonnene Derby gegen Königsblau gegeben. Watzke irritierte das scheinbar. „Ein Sieg gegen Schalke muss für den BVB der Normalfall sein.“ Pause. „Das brauchte ich jetzt nach Freitag.“ Frustbewältigung funktioniert halt bei jedem anders.

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