Dortmund. Beim BVB hat sich unter Thomas Tuchel eine klare Stammelf gebildet – doch einige Ergänzungsspieler drängen sich vehement auf.
Gonzalo Castro ist einer dieser Akteure, die es Thomas Tuchel derzeit schwer machen. Der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund absolvierte im DFB-Pokal gegen den SC Paderborn (7:1) einen Auftritt bei dem die Beobachter später darüber stritten, ob dieser nun sehr gut gewesen sei – oder herausragend. Schon am Wochenende zuvor, beim 5:1-Sieg gegen Augsburg war der Neuzugang einer der besten Männer in Schwarz-Gelb gewesen.
Nach Lage der Dinge wird Castro am Samstag beim SV Werder Bremen (15.30 Uhr/live in unserem Ticker) trotzdem auf der Bank Platz nehmen müssen, weil dann mit Marco Reus, Shinji Kagawa und Henrikh Mkhitaryan die Stammbesetzung im offensiven Mittelfeld wieder zur Verfügung steht. Sollte Castro nun einen verständnisvollen Zuhörer suchen, dem er sein Herz ausschütten kann, könnte er sich an Lukasz Piszczek wenden. Der Rechtsverteidiger wurde gegen Paderborn eingewechselt, machte ein Tor und bereitete eins vor. Wer aber Tuchel von Matthias Ginters derzeitiger Form schwärmen hört, muss nicht lange überlegen, wer am Samstag höchstwahrscheinlich auflaufen wird.
"Keine Rotation um der Rotation Willen"
Mit Sven Bender, Neven Subotic und Roman Weidenfeller gibt es weitere Akteure, die in der Vergangenheit feste Stützen waren, nun aber bestenfalls Ergänzungsspieler sind. Auch Jonas Hofmann kann mit seiner Pendelei zwischen gelegentlichen Startelf-Einsätzen und Ersatzbank nicht zufrieden sein. Ihr Problem: Trainer Tuchel, der in seiner Zeit in Mainz auch dadurch Aufsehen erregte, dass er die Startelf immer wieder ganz neu auf den jeweiligen Gegner zuschnitt, vertraut derzeit meist den selben elf Spielern, wenn sie denn fit sind.
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„Es gibt keine Rotation um der Rotation Willen“, sagt der Trainer. „Wir versuchen das zu machen, was uns gut tut. Wer hat die Form, wer braucht eine Pause?“ Je länger die Saison dauert, desto schwieriger werden die Entscheidungen aber für den Trainer. Zeigte der sprichwörtliche zweite Anzug etwa in der Europa-League-Qualifikation bei Odds BK (4:3) noch einige bedenkliche Falten, klappten die Wechsel und Auswechslungen zuletzt ohne erkennbaren Qualitätsverlust. „Es ist natürlich das beste, was passieren kann, wenn sich der Kreis der Stammspieler auf 13, 14, 15 erweitert, die alle im Wettkampfmodus wird“, sagt Tuchel und erkennt eine neue Entwicklungsstufe: „Wir haben jetzt mehr Feldspieler als nur zehn, die auf unterschiedlichen Positionen unser Niveau spielen können.“
Spieler ziehen mit
Für die Spieler aber bleibt es ein Unterschied, ob sie unter den ersten Elf oder erst ab Position zwölf vorkommen – was es immer anspruchsvoller macht, die unterschiedlichen Ansprüche zu moderieren.
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„Ich kann mir nur wünschen, dass die Mannschaft weiter so offen damit umgeht, dass die Spieler so offen damit umgehen“, sagt Tuchel, „dass uns sehr bewusst ist, dass wir nur gemeinschaftlich funktionieren und da immer wieder unsere eigenen Befindlichkeiten hinten anstellen müssen, um erfolgreich zu sein“
Als Trainer sagt sich das leicht, als Spieler lässt es sich deutlich schwerer umsetzen. Bislang aber ziehen die Spieler in der zweiten Reihe mit, auch wenn manch einer zumindest in der Tasche die Faust ballt – nach außen dringt davon aber nichts. „Dass sie es mir schwer machen, ist doch das beste, was uns passieren kann“, sagt Tuchel. „Auch wenn es für mich dann alle drei Tage immer schwerer wird, eine Auswahl zu treffen.“
Der Trainer weiß selbst: Das Problem, einen Gonzalo Castro auf die Bank setzen zu müssen, ist eines, dass die große Mehrheit seiner Bundesliga-Kollegen sicher liebend gerne hätten.